Organisieren gemeinsam das neue Griechenlands-Hilfsprojekt (von links): Irene Frey, Wassilis Papadopoulos, Bernd Schlanderer, Karl Braun und Monika Monauni. Foto: Kunert

Sach- und Geldspenden für SOS-Jugenddorf benötigt. Auch türkische Minderheit Ziel der Initiative. Hilfstransport nach Griechnland in Vorbereitung.

Nagold - Dieser Tage war der Kreisrat Karl Braun in die nord-griechische Provinz Macedonien gereist. Seine Mission: Kontakte knüpfen, um künftige direkte Hilfsleistungen in "eine der wohl ärmsten Gegenden Europas" zu organisieren.

Vermittelt hatte die Reise Wassilis Papadopoulos, der hiesige Vorsitzende des Griechischen Fördervereins für Nagold und Umgebung; landläufig auch als Griechischer Kulturverein bekannt. "Eines unserer Mitglieder im Kulturverein stammt aus der Region Alexandroupoli", und hatte von den verheerenden Zuständen dort berichtet. Unter anderem gibt es in dem Landstrich direkt an der Grenze Griechenlands zu Bulgarien und der Türkei ein SOS-Jugenddorf, das man als Ziel künftiger Hilfslieferungen ausgesucht habe. Und das nun Karl Braun während seiner Reise persönlich in Augenschein nahm, um den Hilfsbedarf dort zu sondieren.

So seien bereits die Gebäude dort in einem sehr desolaten Zustand, weshalb sich Braun gleich von einem örtlichen Malermeister, den er zufällig getroffen habe, ein Angebot habe machen lassen. Grundsätzlich werde in dem SOS-Jugenddorf – wie auch in den umliegenden Dörfern der Region, die unter einer extremen Landflucht litten – aber "alles" benötigt: Von guter, fester Kleidung bis zu Elektro- und Hilfsgeräten aller Art. Und natürlich finanzielle Hilfen, um zum Beispiel die Lebensmittelversorgung vor Ort zu verbessern.

Benötigt werden nicht nur finanzielle Hilfen

Da es in dem "von Europa scheinbar vergessenen Landstrich" auch eine türkische Minderheit auf griechischen Territorium gebe, ist das alles auch eine Thema für Irene Frey, der Fachberaterin für Integration bei der Diakonie im Kreis Calw, die ihren Sitz in Nagold hat. Von ihr stammte auch der ursprüngliche Anstoss zu der aktuellen Initiative: "Ab dem Jahr 2013 kamen im Zuge der Griechenlandkrise vermehrt griechische Familien im oberen Nagoldtal an", berichtet Frey – da es hier bereits eine größere griechische Gemeinde gab. Und weil der Kreis Calw mit seiner Kreis-Partnerschaft zu Chania auf der griechischen Insel Kreta für eine "gewisse Griechenland-Affinität" stehe.

Arbeitslosigkeit von über 60 Prozent

Frey fragte jedes Mal bei diesen ankommenden Familien nach, wie die allgemeine Situation der in Griechenland zurückgeblieben Angehörigen sei. Und realisierte schnell, dass durch das Spardiktat für Griechenland die Zustände dort zunehmend verheerend wurden – speziell in Nordgriechenland. So herrsche in der Region um Alexandroupoli eine Arbeitslosigkeit von über 60 Prozent – unvorstellbar für hiesige Verhältnisse. Gleichzeitig sei die medizinische Versorgung nahezu zusammengebrochen. "Es fehlt dort wirklich am Nötigsten", berichtet auch Karl Braun, der unter anderem deshalb vor Ort auch Gespräche mit dem Sozialdezernenten von Alexandroupoli führte.

Auch deshalb werden jetzt hier in Nagold unter anderem ausgediente medizinische Hilfsmittel aller Art wie Gehstöcke, Rollstühle, Rollatoren und ähnliches gesammelt, um sie für einen Hilfstransport nach Griechenland vorzubereiten. Für die Verwaltung von Geldspenden hat die Diakonie zudem ein eigenes Spendenkonto eingerichtet. Der Traum der Initiatoren, zu denen auch Monika Monauni gehört, die bereits ein privates Sprach-Hilfsprojekt für griechische Jugendliche betreut, ist vielleicht irgendwann einmal eine richtige Städtepartnerschaft zwischen Nagold und Alexandroupoli zu initiieren, um auf wirklich breiter Front Hilfe zur Selbsthilfe für die Region und die Menschen dort zu installieren.

"Der Charme dieses Projektes ist, dass hier wirklich dem Wunsch der Nagolder Bevölkerung entsprochen wird, Hilfe auf wirklich nachvollziehbaren und direkten Wegen ohne Reibungsverluste zu ermöglichen", ergänzt noch Bernd Schlanderer, Geschäftsführer der Kreisdiakonie. Ein Wunsch, der vor allem bei den bemerkenswerten Veranstaltungen des griechischen Kulturvereins in Nagold immer wieder von Besuchern geäußert worden sei. Und durch den Umstand der türkischen Minderheit im Zielgebiet für die Hilfe sei auch dem in Nagold sehr intensiv gelebten Integrationsgedanken gut Rechnung zu tragen. Schlanderer erinnert dazu an die guten Kontakte zwischen der türkischen und der griechischen Gemeinde in Nagold etwa jüngst zum gemeinsam gefeierten Fastenbrechen.

Wer die Nagolder Griechenland-Hilfe unterstützen will, kann Sachspenden per E-Mail avisieren an: wassilis70@gmx.de oder buero@karlbraun.info. Geldspenden sind möglich auf folgendes Konto: Sparkasse Pforzheim Calw, Kontonummer 7756356, Stichwort "Griechenlandhilfe"; ganz wichtig: Wer eine Spendenquittung haben möchte (ab Beträge von 100 Euro möglich), muss unbedingt im Verwendungszweck seine vollständige Adresse angeben.