"Poems on the Rocks" vereint die Künste auf der Bühne. Foto: Fingerhut Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Poems on the Rocks" in der gut gefüllten Alten Seminarturnhalle

Bereits eine halbe Stunde vor Beginn von "Poems on the Rocks" war die Alte Seminarturnhalle schon ziemlich voll, und es strömten immer noch Leute herbei. Es hatte sich wohl herumgesprochen, dass es sich durchaus lohnt, die sechs Männer aus dem Stuttgarter Raum bei ihrem dritten Auftritt in Nagold zu erleben.

Nagold. Das Konzert präsentierte eine beachtliche Reise durch bekannte Rock- und Popmusikstücke. Von "Money for Nothing" (Dire Straits) über "Californication" (Red Hot Chili Peppers) bis zu "Wish you were here" (Pink Floyd) waren viele Rock-Klassiker zu hören.

"Poems on the Rocks" fing bereits 2003 an, englische Rocktexte ins Deutsche zu übertragen und war damit die erste Formation, die den Zuhörern die Inhalte der englischen "Ohrwürmer" näher brachte. Wobei die Band die "Ohrwürmer" sehr gezielt aussucht. Die Texte müssen etwas zu sagen haben, und so ist es kein Wunder, dass sie überwiegend kritische Gedanken zu Missständen in Gesellschaft und Weltpolitik ausdrücken.

Jo Jung, der die Texte aus dem Englischen überträgt und im Konzert dann vorträgt, ist es wichtig, nicht nur wörtlich zu übersetzen, sondern so lange am Text zu arbeiten, bis die Worte auch im Deutschen Fluss und Rhythmus haben, also wirkliche "Poems" sind, ganz im Geist der Originale. Und er trägt sie durchaus dramatisch vor.

Das Publikum wippt von Beginn an mit

Neben sich hat er eine Band, die einfach nur begeistert. Der Beat (Helmut Kipp am Schlagzeug) ist hart und präzise und kommt richtig rockig daher. Gleichzeitig kommen die melodiösen Teile nicht zu kurz. Mal ist die Gitarre (Christoph Berner) im Vordergrund, mal der Bass (Andy Kemmer). Das variantenreiche Spiel des Keyboarders (Edgar Müller) bereichert den Gesamteindruck. Und dann der Sänger: Jörg Krauss! Er hat eine Stimme, die einfach für Rock gemacht ist. Tagsüber als Handwerker unterwegs, ist er musikalisch nur in diesem Projekt mit der Band als Sänger aktiv und man hört seine Leidenschaft für das Singen aus jedem Ton. Dass die Stimme noch nicht überstrapaziert ist, schreibt er dem Thymiantee zu, an dem er zwischen den Songs nippt.

Das wäre ja genug für einen gelungenen Abend. "Poems on the Rocks" setzte aber noch eins drauf. Seit etwa fünf Jahren begleitet Karsten Hoppe die Band. Er kreierte eine Videoinstallation, die auf die Leinwand hinter dem Schlagzeug projiziert wurde. Die Freude am Spielen mit Farben und Formen hat er noch aus seiner Jugendzeit bewahrt, als er in Discos mit Diashows unterwegs war. Sehr eindrucksvoll war zum Beispiel die Installation zu dem Song "Biko" (Peter Gabriel), bei dem er die Umrisse Afrikas von Zebrastreifen zum Gesicht von Steve Biko changieren ließ.

Den Mitgliedern der Band wurde jeweils die Möglichkeit zu einem Solo geboten, was die musikalischen Qualitäten jedes Einzelnen zur Geltung brachte. Besonders zu genießen war ein "Pingpong-Spiel" von Bass und Keyboard im Song "Superstition" (Stevie Wonder) und zum Schluss ein Solo des Schlagzeugers in "Transmission" (Joy Division). Auch die von der Seminarturnhalle gestellte, gelungene und dem Charakter der Songs angepasste Beleuchtung, trug ihren Teil zum stimmigen Ganzen bei.

Das Publikum wippte von Beginn an mit und steigerte sich im Laufe des Abends. So blieb es nicht aus, dass die meisten Gäste zu den letzten Liedern aufstanden, klatschten, tanzten und sogar mitsangen. Sie gaben keine Ruhe, bis die Band drei Zugaben gespielt hatte.

Eine Konzertbesucherin, die sich als Dauergast in der Seminarturnhalle vorstellte, meinte begeistert: "Aber so hat die Halle lang nicht mehr gerockt!"