Thomas Reiff ist Nagolds erster hauptamtlicher Feuerwehrchef. Foto: Meinert

Portrait über Badener Thomas Reiff. Neuer Job ist brandgefährlich. Anforderungen steigen.

Nagold -  Feuerlöschen kann brandgefährlich sein – das weiß Thomas Reiff sehr genau. Er ist Nagolds neuer Feuerwehrchef – hauptberuflich.

In die erste echt brenzlige Situation kam der neue Nagolder Feuerwehrkommandant, als er gerade mal 20 war. In Kronach war das, beim Brand eines mehrstöckigen Gebäudes. Gemeinsam mit einem Partner habe er das Gebäude betreten – eine Aktion, die er fachmännisch als "Innenangriff" bezeichnet. "Das Gebäude war völlig verraucht. Wir waren auf der Suche nach dem Feuer. Plötzlich war mein Partner verschwunden, ich war völlig isoliert – da wird es einem schon mulmig." Reiff, der Neue in Nagold, berichtet solche Ereignisse nur auf ausdrückliche Aufforderung. Der 44-Jährige ist ein eher stiller, nachdenklicher Mann – sich in den Mittelpunkt schieben, ist ihm fremd.

Der Badener Reiff hat Baden bisher beruflich niemals verlassen

Geboren in Bruchsal, aufgewachsen in Kronau, dann Wirtschaftsingenieur-Studium in Karlsruhe, später Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl, Lehrgänge für den gehobenen Feuerwehrdienst. Es folgten erste Anstellungen in der Verwaltung der Großen Kreisstadt Stutensee, dort beruflicher Aufstieg, seit 2010 Leiter im dortigen Ordnungsamt. Was auffällt an diesem Lebensweg – der Badener Reiff hat bisher Baden beruflich niemals verlassen. Tatsächlich ist der neue Job in Nagold sein erster Sprung ins Württembergische. Ein Sprung ins kalte Wasser?

Zur Feuerwehr kam er dagegen schon früh. Obwohl ihm das nicht in die Wiege gelegt wurde, wie er betont. "Das Elternhaus hatte mit dem Blaulichtmilieu gar nichts zu tun. Da bin ich aus der Art geschlagen." Er sei zehn Jahre alt gewesen, als er zur Jugendfeuerwehr stieß. "Die klassische Entwicklung, wie bei vielen Kindern", nennt er das. Zur aktiven Wehr kam er dann, als er 18 war – zwei Jahre später erlebte er den "Innenangriff" in Kronau, bei dem es ihm mulmig wurde. Bei der Feuerwehr ist er aber trotzdem geblieben. "Wo auch immer ich war, ich war bei der Feuerwehr."

Der neue Job in Nagold hat es in sich. Nicht nur, weil es Reiffs erster Job in Württemberg ist. Es ist auch sein erster Job als hauptamtlicher Feuerwehrbeamter. Die neue Stellung bedeutet auch eine Herausforderung: Immerhin zählt Nagold 270 freiwillige Feuerwehrmänner. "Das ist eine Zahl, die ist immens groß. Nagold kann sich glücklich schätzen." Zudem übernehme er eine zusätzliche Aufgabe, die auch nicht ohne ist – nämlich die Brandschutzabteilung in der städtischen Bauverwaltung.

"Es ist schon ein bisschen ein anderer Menschenschlag"

Schon jetzt sieht Reiff neue Herausforderungen auf die Feuerwehren zukommen. "Ein Feuerwehrmann muss heute deutlich mehr können als vor 20 Jahren." Die Anforderungen wurden einfach immer größer. "Ich denke, dass man bald über Spezialisierungen nachdenken muss."

Reiff ist ledig und ohne Kinder. Er betrachtet das als Vorteil, er meint, sonst wäre ein Wechsel nach Nagold so gar nicht möglich gewesen. "Nagold boomt ja gegenwärtig ganz gewaltig, ich habe Glück gehabt, dass ich rasch eine Wohnung gefunden habe." Er wohne downtown, mitten in der Stadt.

Aber wie ist er überhaupt nach Nagold gekommen? Die Antwort könnte zunächst etwas verwirren. "Das Stellenangebot für Feuerwehrbeamte ist derzeit wahnsinnig gut." Natürlich habe er sich auch auf andere Stellen beworben. Als er sich dann Nagold angeschaut habe, habe ihm die Stadt gleich gefallen. "Eine kleinere Stadt... trotzdem gibt es alles, was man braucht." Na ja, echte Begeisterung klingt da doch etwas anders. Mit den Württembergern ist es dagegen bei näherer Betrachtung ganz ok, meint er. Allerdings habe er mitunter noch mit Sprachbarrieren zu kämpfen. "Es ist schon ein bisschen ein anderer Menschenschlag."