In Nagold lässt Gundel sein Können immer wieder bei Auftritten aufblitzen. Foto: Ließmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Wir machen Musik: Musikschul-Lehrer Ralph Gundel begleitete Größen wie Johnny Logan und Roberto Blanco

Der Urlaub im warmen Süden, an Norditaliens Iseosee, liegt zwar bereits hinter Ralph Gundel. Gleichwohl – ein wenig Zeit zum Chillen bleibt ihm noch, ehe der Unterricht an Nagolds Musikschule wieder beginnt. Diese wird zum Beispiel für das Schreiben von Arrangements genutzt. Denn in den Ferien hat er endlich Zeit und Muse dafür.

Nagold. Den Grundstein für seine musikalische Karriere hat Gundels Mutter gelegt, die ihm, nachdem er als Erstklässler unbedingt Fußball im Verein spielen wollte, sagte: "Zuerst mal lernst du Blockflöte!"

Nun, das war nicht gerade das Instrument, was den heutigen Musikschullehrer begeisterte. Aber die Grundlagen waren gelernt und das Interesse für die Musik entfacht. Also beschloss der junge Musikus in der dritten Klasse, Tenorhorn an der Musikschule in Bad Wildbad zu lernen; und das mit Begeisterung. Doch stellte sich nach ein paar Jahren etwas Frust ein, da der emsige Tenorhornist beim Wettbewerb "Jugend musiziert" nicht weitergeleitet worden war; mit der Begründung, sein Instrument sei kein Klassisches.

Glenn Miller-Platte perfekt nachgespielt

In dieser Zeit, Ende der 70er-Jahre, fiel in der Pop- und Rockmusik zunehmend das Saxofon durch einprägsame Soli auf; beispielsweise in der Band Foreigner. "Als ich mit 13 Saxofon lernen durfte, hatte ich mir vorgenommen, es genauso gut spielen zu können, wie mein Tenorhorn. Nach einem Jahr war es dann so weit. Allerdings hab ich geübt wie ein Geisteskranker", lacht Gundel. "Dann kamen da immer diese Werbeblocks im TV", erinnert er sich, "und unter anderem wurde eine Schallplatte von Glenn Miller angeboten." Natürlich war diese bald schon in Besitz des jungen, ehrgeizigen Musikers. Es dauerte gerade mal drei Monate, da spielte er die Platte perfekt rauf und runter.

Überraschenderweise entschied sich Gundel mit knapp 18 Jahren erst einmal für ein Maschinenbaustudium an der Universität Karlsruhe. Der frisch gebackene Abiturient war ein Einserschüler in Mathematik und Physik und der Wunschberuf Musiker hatte damals etwas Unsicheres.

Zwar schloss er das Maschinenbaustudium erfolgreich als Diplom-Ingenieur ab, der Drang zur Musik wurde andererseits immer stärker. Gundel nahm nicht nur weiter Unterricht am Saxofon und spielte mit Freunden in diversen Bands, er hatte in der Endphase seines Studiums eigentlich nur noch Musik im Kopf. "Als ich nach meinem Maschinenbaustudium beschloss, ein Musikstudium zu absolvieren, waren meine Eltern nicht begeistert, und die Beziehung zu meiner damaligen Freundin zerbrach ebenfalls in dieser Phase", plaudert der Künstler aus dem Nähkästchen und ist dennoch froh, es durchgezogen zu haben.

Denn an der Münchner Uni, die Jazz- und Popularmusik anbot, schaffte er tatsächlich vor seinem 30. Geburtstag den Abschluss zum Diplom- Jazzmusiker und Diplom-Musiklehrer mit Hauptfach Saxofon. Bereits vor seinem zweiten Studium suchte die Musikschule Bad Wildbad einen Saxofonlehrer.

Gundel fackelte nicht lange und übernahm diese Aufgabe. Schnell merkte er, wie viel Spaß es ihm bereitete, zu unterrichten.

Man muss kein Orakel sein, um zu ahnen, dass der leidenschaftliche Jazzmusiker nicht nur in Sachen Unterricht seine Begeisterung für das Saxofonspiel auslebt. Mit dem Show-Orchester Erich Erber, begleitete er zehn Jahre lang unter anderem die großen Tanzturniere Deutschlands, wie die German Open Championship oder die Welttanzgala in Baden-Baden. Selbstverständlich lernte der Ausnahme-Saxofonist dabei Showgrößen kennen, wie Roberto Blanco, Walter Scholz, Johnny Logan oder Gotthilf Fischer, die er mit seinem Instrument begleitete und dabei so einiges, manchmal auch Aberwitziges, erlebte.

Lebensmittelpunkt in Enzklösterle gefunden

Unter den zahlreichen Musicalproduktionen, in denen er mitwirkte, ist ihm "Hair", aufgeführt im Stadttheater Pforzheim, wegen des mitreißenden Publikums besonders in Erinnerung geblieben. "Eine Sternstunde kann aber ebenso eine Probe von vier Musikern sein, in der es Momente von Interaktionen gibt, in der die Musiker regelrecht miteinander verschmelzen", schwärmt der Nagolder Musiklehrer, der in Enzklösterle seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat.

Seine Frau Nadine, die er während seiner Tätigkeit als Dirigent des Musikvereins Enzklösterle, von 2007 bis 2015, kennengelernt hat, stammt aus dem Ort und spielt Saxofon und Posaune. Sie musiziert zudem im Musikverein Hohenwart, dessen Leitung Ralph Gundel 2015 übernommen hat und ist, ebenso wie ihr Mann, Bestandteil der "Original Enztäler". Obendrein dirigiert er seit 2012 den Musikverein Ebhausen, leitet die Big Band des Musikvereins Neuenbürg im sechsten Jahr. Da seine Ehefrau Nadine seine Leidenschaft für die Musik teilt, hat sie vollstes Verständnis, dass er viel Zeit darauf verwendet.

Das Hobby Fußball hat Gundel übrigens nicht ganz aufgegeben; er pflegt es als treuer VfB-Fan mittlerweile eher vor dem TV-Gerät. Jetzt, in seinem wohlverdienten Urlaub, trifft man Gundel häufig auf seiner Terrasse an. Denn der Italienliebhaber genießt vor allem das "giogia di vivere", also das Lebensgefühl des Südens. Und was gäbe es Schöneres, als an einem lauen Sommerabend selbiges auf einer "terrazza" zu genießen?