Schauspieler Walter Schultheiß war ein Freund und Schüler von Willy Wiedmann, dessen Bilder derzeit in der Volksbank präsentiert werden. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Volksbank zeigt Werke von Willy Wiedmann

Nagold. Das war keine Vernissage wie jede andere: In der 52. Ausgabe unter der Überschrift "Klassik & Moderne" präsentiert die Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg eine Ausstellung mit Werken des urschwäbischen Multitalents Willy Wiedmann.

"Vor so seiner großen Publikumskulisse durfte mein Vater zu Lebzeiten keine Vernissage bestreiten", erklärte Martin Wiedmann als Sohn des 2013 verstorbenen Künstlers, der insgesamt rund 30 000 Bilder geschaffen hat – und der 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für Kunst und Kultur ausgezeichnet wurde.

Bei der Ausstellungseröffnung wurde es richtig eng in den Schalterräumen der Nagolder Volksbank-Hauptstelle, wo noch bis zum 21. November 54 Werke von Willy Wiedmann gezeigt werden – des "schwäbischen Leonardo", wie Bankvorstand Axel Lekies mit Blick auf die vielfältigen Talente von Willy Wiedmann deutlich machte.

Vor diesem Hintergrund freute sich Axel Lekies, dass nach den Ausstellungen internationaler Künstler nun Werke mit regionalem Bezug präsentiert werden. Denn Willy Wiedmann ist in der Region kein Unbekannter: So stammen von ihm nicht nur die modernen Glasfenster in der Wildberger Martinskirche – in der Schäferlaufstadt wohnt mit dem Schauspieler Walter Schultheiß auch sein berühmtester Schüler.

Komponist, Maler und Schriftsteller

Wie Axel Lekies zudem in Erinnerung rief, war Willy Wiedmann ein echtes Multitalent. Mit 13 Jahren komponierte der gebürtige Ettlinger sein erstes Menuett und später studierte er an der Staatlichen Musikhochschule in Stuttgart, bevor sich Ende der 60er-Jahre noch ein Studium der Malerei in Stuttgart anschloss. Auch als Schriftsteller machte er sich unter verschiedenen Pseudonymen einen Namen. Daneben sorgt derzeit die "Wiedmann Bibel" mit ihren 3333 handgemalten Bildern deutschlandweit für Aufmerksamkeit, die derzeit in der Wildberger Martinskirche multimedial präsentiert wird.

Mit Blick auf den von Willy Wiedmann kreierten Polykonstil mit seinen geometrischen Formen und den musikalischen Hintergrund des Künstlers unterstrich Axel Lekies, dass die ausgestellten Werke sichtlich vom Rhythmus der Musik inspiriert wurden.

Und so eigenständig, wie der Malstil von Willy Wiedmann, war jetzt auch die Vernissage, damit sich die zahlreichen Besucher dem Werk des Künstlers "in einer besonderen Form annähern können", so der Bankvorstand. So hatten sich die Ausstellungsmacher für ein "Künstlergespräch" entschieden, bei dem der Tübinger Kurator Walter Springer mit Walter Schultheiß einen langjährigen Freund und Schüler des Künstlers interviewte. Und auch mit seinen 93 Lenzen bewies der Schauspieler aus Wildberg immer noch eine gehörige Portion Humor. "Weil man den Maler nicht finden konnte, hatte man das Bild aufgehängt", witzelte Walter Schultheiß – der einst mit Willy Wiedmann in der Provence auf den Spuren van Goghs wandelte und jetzt betonte: "Mit ihm konnte man Pferde stehlen." Gerne erinnerte sich Walter Schultheiß an lange Abende im gut bestückten Weinkeller des Künstlers – der auch vom früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth durchaus geschätzt wurde.

Zwar hatte Walter Schultheiß bei Willy Wiedmann Malunterricht genommen – doch jetzt bekannte der Schauspieler, dass er "bis heute noch nicht seinen eigenen Stil gefunden hat". Und nun im hohen Alter "mahle ich nur noch Kaffee", scherzte Schultheiß.