Ein außergewöhnliches Konzert mit dem Duo Staemmler war im Nagolder Kubus zu erleben. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Peter-Philipp und Hansjacob Staemmler ernten im Kubus für ihren Auftritt frenetischen Applaus

Nagold. Das Kammerkonzert mit dem Duo Staemmler gehörte zu den eindrucksvollsten Musikabenden der vergangenen Zeit. Auf der Kubusbühne traten die Brüder Peter-Philipp (Violoncello) und Hansjacob (Klavier) Staemmler mit einem erlesenen Programm von später Klassik bis Impressionismus auf. Ihr Spiel beeindruckte die Zuhörer von dem ersten Programmpunkt an bis zur Zugabe tief und nachhaltig.

Aus dem symbiotischen Zusammenwirken zweier Instrumente in "Adagio und Allegro" von Robert Schumann hoben sich der seidene Celloklang und sensibler Klavier-Anschlag im lebendigen Wechsel hervor, die Ausdrucksspanne pendelte zwischen elegischer Poetik und emotioneller Vitalität. Bereits hier machten sich die klangliche Sensibilität und technische Zuverlässigkeit des Duos bemerkbar, und die künstlerisch-interpretatorische Reife der Brüder Staemmler sowie ihre profunde Kenntnisse des Wesens der Kammermusik kamen in der ganzheitlichen Betrachtung der Werke zum Vorschein. Ihre Erfahrungen sammelten die gefragten Solisten bei berühmten Musik-Kapazitäten und auf internationalen Bühnen, sie sind auch als Kammermusik-Mentoren tätig.

Die Sonate g-moll von Ludwig van Beethoven erschien in einem betont persönlichen Licht als erzählerische Lyrik mit dramatischen Akzenten, wo die exzellente Bogenpräzision und Eleganz des Anschlags tadellos miteinander korrespondierten. Fern jeder Berechnung rundeten die ausgewogenen Zäsuren und Fermaten den Phrasenverlauf ab, das facettenreiche Klangbild bewahrte seine Qualität auf jeder Emotionalitäts-Stufe und blühte in drei Miniaturen von Nadia Boulanger, der weltberühmten Kompositions-Maestra des 20. Jahrhunderts, auf.

Ergriffen

In gradlinigen und doch beweglichen, auf Euphorie-Wogen getragenen Legati durchlebte der Musikcharakter aufregende Metamorphosen und die schwebende Klang-Fragilität des letzten Stücks verriet eine nahe Verwandtschaft mit der Ballettmusik.

Als einen "Gedanken, der sich aus Klangwellen erhebt" empfand Marcel Proust die faszinierende Aussagekraft der Violinsonate A-Dur von César Franck. Ob im Original oder als Cellobearbeitung beeindruckt das Werk vor allem durch meisterliche Auffassung des gemeinsamen Themas. An diesem Abend beherrschten Ausdrucksintensität, interpretatorische Einigkeit, Langatmigkeit der Phrasen, vorzügliche Klavierläufe und -Akkorde sowie ergreifende Kantilenen des Cellos das interpretatorische Bild der Sonate. Es schien, als ob die Künstler das Zeitgefühl unbewusst und ohne Absicht außer Kraft setzten.

Das Auditorium zeigte sich ergriffen und dankbar für das Erlebte und der frenetische Applaus honorierte gleichermaßen die große Kunst der Brüder Staemmler wie ihre Demut der Musik gegenüber. Nach der Zugabe "Aprés un rêve" von Gabriel Fauré glitzerte manches Auge feucht auf – ein unschätzbares Kompliment für jeden Künstler.