Eigentlich ist dort, wo Michael Ege steht, absolutes Park- und Halteverbot – die Stellplätze rechts gehören den Nutzern des "Bahnhöfles". Trotzdem wird die Wendefläche regelmäßig von Kurzparkern im Bring- und Abholdienst des eigentlichen Bahnhofs zugeparkt. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Beschwerde: Mit der Sanierung des denkmalgeschützten Bahnhofs fallen in der Umgebung 25 öffentliche Stellplätze weg

Es ist Mittagszeit hoch über Nagold – man kann sagen: eine kleine "Rushhour" rund um das alte Bahnhofsgebäude, mehr noch an der Gaststätte "Bahnhöfle" gleich südlich davon. "Unser Mittagstisch ist extrem beliebt", sagt Bahnhöfle-Wirt Michael Ege.

Nagold. Tatsächlich füllt sich der große Parkplatz hinterm "Bahnhöfle" stetig. So wie es sein soll – könnte man denken. Aber eigentlich ist Ege genau wegen dieses Parkplatzes stinksauer – vor allem auf die Stadtverwaltung. "60 000 Euro hat uns der Ausbau der Fläche gekostet", rechnet der Bahnhöfle-Wirt vor. "Aber wir brauchen die zusätzlichen Stellplätze." Der Grund dafür liegt auf der anderen Seite seiner Gaststätte: das historische Bahnhofgebäude, das ein Investor gerade von Grund auf saniert.

"Weitere Gastronomie steigert Attraktivität"

Dass der alte Bahnhof saniert wird, findet auch Michael Ege "einfach nur toll". Er hat Hochachtung vor dem Investor, der sich der schwierigen Aufgabe mit dem denkmalgeschützten Gebäude angenommen hat. Ege selbst war der marode Bau vor ein paar Jahren seitens der Stadt angeboten worden – aber er habe abgewunken: "Viel zu viele Risiken." Auch, dass nach den derzeitigen Plänen nach der Sanierung in direkter Nachbarschaft zum "Bahnhöfle" eine weitere Gastronomie hier oben ins alte Bahnhofsgebäude einziehen wird, ist für Ege kein Problem. Im Gegenteil: "Es steigert die Attraktivität des Standorts insgesamt", ist Ege überzeugt, auch wenn anfahrende Gäste künftig zuerst die neue Konkurrenz "weiter vorne" passieren müssten, bevor sie zum "Bahnhöfle" dahinter kämen. "Aber wir haben sehr viele Stammgäste, ein sehr großes Einzugsgebiet" – bis Wildberg oder Herrenberg.

Die gerade anfahrenden Mittagsgäste mit vielen auswärtigen Nummernschildern bestätigen das: Die schwäbisch-bodenständige Küche der langjährigen Küchen-Chefin Peggy Tomann ist beliebt. Gerade viele Monteure, Handwerker, Senioren kommen regelmäßig her, "weil’s gut schmeckt und die Leute hier so lustig sind", sagt zum Beispiel Richard aus Herrenberg-Oberjesingen, der mit Gattin fast jeden Tag hier zu Mittag isst.

Wegfallende Parkplätze werden nicht ersetzt

Was Michael Ege derzeit aber so richtig auf die Palme bringt: Da, wo derzeit die Handwerker vor dem alten Bahnhofgebäude "ihr Zeug" abgestellt haben, gab es früher insgesamt 25 Pkw-Stellplätze: für Pendler, Dauerparker, die tagsüber unten in der Stadt arbeiten – "und auch für unsere Gäste". Wenn die Handwerker "und ihr Zeug" dann irgendwann aber einmal weg sein werden, wird sich auf dem Areal der früheren Stellplätze eine Außenterrasse der künftigen Gastronomie im alten Bahnhofgebäude befinden – die Parkplätze selbst "werden dauerhaft wegfallen" und durch keine neuen ersetzt, so Ege, der sich detailliert in die Baupläne der Architekten der Bahnhofs-Sanierung eingearbeitet hat.

Was Ege dabei besonders übel aufstößt: Als er selbst 2008 gemeinsam mit Geschäftspartnerin Melanie Enk das "Bahnhöfle" übernahm, musste er "für 140 Quadratmeter Gastro-Fläche insgesamt 16 Stellplätze" allein für die Gäste nachweisen. Fürs historische Gebäude nebenan mit künftig 200 Quadratmeter Gastronomie und 450 Quadratmetern Bürofläche wurden seitens der Stadt als Genehmigungsbehörde insgesamt nur 14 Stellplätze gefordert – unter anderem, wie Ege aus den Genehmigungsunterlagen herausliest, weil der planende Architekt einen "Stellplatz-Bonus" für einen (hochfrequenten) S-Bahnanschluss in direkter Nähe herausgerechnet hat. Aber den gibt es hier weit und breit nicht, nur eine Haltestelle der Kulturbahn.

Deshalb hat Ege als direkt betroffener Anwohner bereits bei der Anhörung im Bebauungsplanverfahren Einspruch gegen diese Parkplatz-Planung eingelegt – der abgewiesen wurde. Auch seine darauf erfolgte Beschwerde wurde von der Stadt zurückgewiesen – so dass das Verfahren nach einem weiteren Einspruch von Ege nun beim Regierungspräsidium als nächsthöhere Entscheidungsbehörde anhängig ist. Denn aus Sicht des Bahnhöfle-Wirts müssten die Nachbarn mindestens 23 eigene Pkw-Stellplätze für Nutzer und Gäste des künftig sanierten Bahnhofsgebäudes ausweisen. Und die Stadt müsste (eigentlich) zumindest für einen Ersatz der 25 weggefallenen, öffentlichen Dauerparker-Stellplätze sorgen. "Was sie aber offensichtlich nicht vor hat."

Ege vermisst P lanung für gesamten Verkehr

Genau deshalb ist Michael Ege jetzt – wie erwähnt – selbst tätig geworden, hat auf seinem Grundstück zumindest für den Bedarf seines Hauses zusätzlichen (eigenen) Parkraum geschaffen. Auf 42 Stellplätze kommt das Bahnhöfle so nun insgesamt. Allerdings: "Eigentlich wollte ich mal auf der Fläche eine Frühstücks-Pension errichten", erzählt Ege – wofür er, nach dessen Aussage, auch die volle Unterstützung des Oberbürgermeisters erhalten hätte. Das sei jetzt aber erst einmal obsolet.

Eges Wunsch an die Stadt – eigentlich von Anfang an: "Eine umfassende Gesamtplanung der verkehrlichen Situation hier oben", denn da sind auch noch die mit der Bahnhof-Sanierung komplett weggefallen Stellboxen für Fahrräder. Und die ebenfalls bisher komplett fehlenden Flächen fürs Kurzzeitparken im Bring- und Abholverkehr des eigentlichen Bahnhofs – der sich aktuell fast komplett auf Flächen abspielt, die eigentlich den Gästen des Bahnhöfles vorbehalten sind; oder auf den beiden Wendeflächen vor und hinter dem Bahnhof – auf denen eigentlich komplettes Park- und Halteverbot besteht. Insgesamt eine "extrem unbefriedigende" Situation für alle Verkehrsteilnehmer, wie Michael Ege findet. Die sich spätestens dann noch mal massiv verschärfen werde, wenn der sanierte Bahnhof mit seinen Nutzungen in Betrieb geht "und die Frequenz hier oben noch einmal erhöht." Dann sei das totale Parkplatz-Chaos vorprogrammiert.