Mit dem Blick auf dem Wasser und der Pfeife in der Hand, muss ein Bademeister stets wachsam und bereit sein. Foto: Fritsch

Verkürzte Öffnungszeiten und ungeklärte Fragen trüben Image der beliebten Einrichtung.

Nagold - Die täglichen Herausforderungen im Badepark sind vielfältig und anspruchsvoll. Wieso sich das auch auf die Öffnungszeiten des Parks auswirkt, ist einigen Gästen unbegreiflich.

Die Sonne bringt Nagold und seine Gemüter zum brodeln. Viele schwitzende Bürger suchen Zuflucht im Badepark der Stadt. Dieser hat sich längst als Entspannungs-Oase Nagolds etabliert. Doch obwohl sich der Betrieb in Hochsaison befindet, häufen sich in jüngster Zeit die Meldungen über verkürzte Öffnungszeiten des Bades. Die reduzierten Betriebszeiten stoßen bei einigen Gästen auf großes Unverständnis. Fehlende Einblicke in die Arbeitswelt eines Schwimmeisters trüben den Blick auf die Gesamtsituation. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und haben uns die internen Strukturen des Nagolder Badeparks einmal angeschaut.

Ohne Fachkraft bleibt das Bad geschlossen

Matthias Müller hat sein halbes Leben im Nagolder Badepark verbracht. Bereits seit seiner Ausbildung gehört er zur festen Besetzung des Badeparks. Heute übernimmt der 29-Jährige das Amt des Betriebsleiters. "Es ist ein wirklicher Traumjob", erklärt Müller seine Leidenschaft. "Kein Tag ist wie der andere. Und mit einer Belegschaft wie unserer, macht es besonders großen Spaß."

Fachlich qualifizierte Mitarbeiter wie Müller sind derzeit aber Mangelware. Doch eben jene "Fachangestellte für Bäderbetriebe" – so die offizielle Berufsbezeichnung – sind es, mit denen der Betrieb eines jeden Schwimmbads steht und fällt. Ist keine qualifizierte Fachkraft im Haus, muss die Badeanstalt geschlossen bleiben.

Badeaufsicht, Schwimmunterricht, Wasser-Analysen und vieles mehr

In den Köpfen einiger Menschen hat sich das Image des Bademeisters als Baywatch-Karikatur festgesetzt. Dies ist womöglich einer der Gründe, wieso aktuell landesweit über 2000 Stellen unbesetzt sind. Tatsächlich sind die Aufgabenbereiche der Schwimmmeister in den letzten Jahrzehnten immer vielfältiger geworden und gehen deutlich über das Klischeebild hinaus. Schwimmmeister übernehmen ein breites Aufgabenspektrum, beginnend von der regulären Badeaufsicht, dem Abhalten von Schwimmunterricht, über Wasser-Analysen, der Wartung der Technik bis hin zur Finanzabrechnung, Warenbestellung und Personalführung. Doch wieso stellt das Bad nicht kurzerhand ein paar Hilfskräfte auf Minijobbasis ein?

"Wir beginnen jedes Jahr im Februar mit der Personalakquise", erklärt Müller, "Aber qualifizierte Fachkräfte fallen nicht einfach so vom Himmel. Schwimmmeister ist ein dreijähriger Ausbildungsberuf. Wir können zwar Rettungsschwimmer auf Minijob-Basis einstellen, insofern sie die richtigen Qualifikationen mitbringen, aber eine voll ausgebildete Fachkraft ersetzt das nicht."

Um die Belegschaft weiter zu verstärken, sorgt der Badebetrieb des weiteren auch für hauseigenen Nachwuchs, denn der Badepark ist nicht nur Freizeit-, sondern auch Ausbildungsbetrieb. Aktuell beschäftigt das Bad einen Auszubildenden, der kurz vor dem Gesellenbrief steht, und die nächste Auszubildende steht auch bereits unter Vertrag. "Wir schauen, dass es keinen Leerlauf gibt und am Ende einer Ausbildung immer bereits für Nachwuchs gesorgt ist", erklärt Müller.

Die Belegschaft war anfangs gut aufgestellt

Auch Bürgermeister Hagen Breitling, der für die finanziellen und personellen Belange der städtischen Einrichtung zuständig ist, äußerte sich zur Situation: "Unsere Personalsuche läuft aktuell auf Hochtouren." Auf die Frage, wieso die Personalakquise nicht schon früher begonnen hat, entgegnet der Finanzbürgermeister: "Wir waren bereits Anfang des Jahres gut aufgestellt und hatten genügend Fachkräfte im Boot, um den Anforderungen der Hauptsaison gerecht zu werden. Zwei unvorhergesehene Krankheitsfälle haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nur durch die Organisation und den Zusammenhalt der Belegschaft ist es möglich, dass der Park nicht ganztägig geschlossen bleiben muss. Zudem steht dem Badepark demnächst bereits eine weitere frisch ausgebildete Fachkraft zur Verfügung. Die weitere Personalsuche geht ab Samstag in die nächste Runde."

Den Vorwurf, die Stadt kümmere sich nicht ausreichend um seine Badeattraktion, kann der Betriebsleiter des Bades nicht nachvollziehen: "Der Stadt liegt unser schöner Badepark durchaus am Herzen", so Müller. Beispielsweise habe die Sanierung des Attraktionsbeckens rund 1,8 Millionen Euro verschlungen – eine Summe, die man wohl kaum investiert hätte, wenn man dem Badepark nicht einen gewissen Stellenwert einräumen würde.

Mit dem Hinweis auf die Bäder der Umgebung erklärt Müller weiter: "Dass Schwimmbäder krankheitsbedingt schließen, ist auch in der Umgebung kein Einzelfall." So sei Nagold nur einer von vielen Orten, in dem sich der grassierende Fachkräftemangel durch Kompromisse bei den Öffnungszeiten manifestiert.