Es war bereits das zweite Café Asyl. Diesmal kamen neben den Bewohnern und anderen Interessierten auch offizielle Vertreter verschiedener Behörden. Foto: Ließmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Café Asyl am Haus Waldeck sorgt für Barriereabbau / OB lobt ehrenamtlich Engagierte: "Sie leisten Großes"

Von Kirsten Ließmann

Nagold. Rechtzeitig zu Beginn des zweiten Café Asyl ließ sich die Sonne blicken. Und das war gut so. Denn die emsigen Helfer rund um das Haus Waldeck forderten den Wonnemonat Mai und somit ihr Glück etwas heraus – sie hatten für ein zweites Zusammenkommen von Asylbewerbern, Anwohnern, Helfern und interessierten Nagoldern liebevoll im Freien eingedeckt."Mittlerweile beherbergt das Haus Waldeck mit seinem Nebengebäude ungefähr 120 Asylbewerber, darunter sind 40 Kinder unter 14 Jahren", berichtete Gerd Igney, einer der federführenden Helfer des Arbeitskreises Asyl. Besonders stolz ist er darauf, dass diese stark engagierte Gruppe bis jetzt alles umsetzen konnte, was sie sich vorgenommen habe. Allein fünf Sprachkurse gibt es für Erwachsene; für die Kleinen gab es drei.

Zum 28. April wurden nun etliche Kinder sowohl in die Lembergschule, als auch in die Zellerschule eingeschult. Weitere Kleinkinder kamen in den Kindergarten und allesamt haben sie, dank der Kurse, bereits ein paar Grundkenntnisse in der deutschen Sprache erworben. "Freilich haben wir die ›Schulanfänger‹ erst einmal auf ihrem Schulweg begleitet und sind mit ihnen ein paar Mal Probe gefahren", erzählte Igney schmunzelnd.

Nicht unerwähnt bleiben sollte ebenso die Magazinarbeit. Zwei Arbeitsgruppen, die der Arbeitskreises Asyl stellt, wechseln sich bei der Ausgabe von Kleidung und Gerät ab. Dabei bleibt es aber nicht. Denn dabei wird zudem bewusst das Gespräch gesucht; sind die Helfer doch bei dieser Tätigkeit nah am Menschen und erfahren so vom einen oder anderen Problem, das die momentan Heimatlosen bedrückt.

Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann, der an diesem Tag – in Begleitung von Silvia Walz, Ordnungsamt-Leiterin – ebenfalls das Café Asyl besuchte, machte sich nach der persönlichen Begrüßung einiger Gäste sogleich daran, einen runden Tisch, etwas abseits vom Geschehen, zu bilden. Mit am Rund saßen Horst Lipinski, Abteilungsleiter vom Amt für Soziale Hilfen in Calw, Ralf Bühler und Johannes Henseler vom Asylbewerbersozialdienst Calw, Gerd Hufschmidt vom Jugendhaus Nagold, Andreas Linder vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, einige interessierte Anwohner und freilich Gerd Igney und Helga Mühleisen mit einigen Helfern vom Arbeitskreis Asyl.

Um den ging es letztendlich hauptsächlich. Denn Großmann lobte das "sagenhafte Engagement" der nimmermüden Truppe, die aus der Nagolder Bevölkerung heraus entstanden ist, nahezu alle Altersklassen umfasse und voller Ideen stecke. Sie leisteten und leisten Großes, stellte er fest, und belohnte sie dafür – als Zeichen der Wertschätzung – mit einem Scheck in Höhe von 250 Euro. "Es geht um Mitmenschlichkeit in unserer Stadt, unserem Land und auf der ganzen Welt", stellte er klar – mit teils gerührtem, teils stolzen Blick auf diese betriebsame, hilfsbereite, 35 Personen umfassende Gruppe. Horst Lipinski konnte die Aussage von Nagolds OB nur bestätigen: "Nagolds bürgerschaftliches Engagement trägt das ganze Unterfangen." Gerd Igney unterdessen wiegelte etwas verlegen ob des vielen Lobes ab, indem er grinsend feststellte: "Wir brauchen das." Johannes Henseler wiederum erwähnte, dass die Asylanwärter genau registrieren, wie gut man sich um sie kümmere. "Ich erhalte immer wieder Rückmeldungen dieser Art", so Henseler. Überdies meldete sich Andreas Linder zu Wort. Falls das Asylrecht in voller Härte zuschlage und so die schöne Stimmung im Haus Waldblick zu kippen drohe, so Linder, biete er Rechtsberatung für die Arbeitskreis-Mitarbeiter an.

Interessant war fernerhin der Vorschlag einer Anwohnerin, die darauf aufmerksam machte, dass die Kinder sich zum Spielen vor allem auf der Straße aufhalten. "Das ist doch viel zu gefährlich. Kann man da nicht einfach mal die große Wiese mähen und einen Spielplatz darauf bauen?" Weitere Anwohner bekräftigten ihre Aussage und Nagolds Oberbürgermeister versprach, das Problem "mitzunehmen". Anschließend besichtigte Großmann mit einigen Besuchern die Räumlichkeiten der Asylbewerber, während sich die meisten begeistert unter die Menge mischten und dem reichhaltigen Kuchenangebot samt Café oder Tee frönten.