Rund 50 Eltern der Kita Emmingen U3 zogen mit ihren Transparenten und Trillerpfeifen vors Nagolder Rathaus. Foto: Kunert

Interne Konflikte eskalieren: Eltern ziehen mit Transparenten vor das Rathaus. Fronten auf beiden Seiten verhärtet.

Nagold - Sicher ein ungewöhnliches Bild: ein – wenn auch kleiner – Pulk von Demonstranten, mit Transparenten und kreischenden Trillerpfeifen. Es sind Eltern der Kita Emmingen U3 ("unter Dreijährige"), die die aktuelle Personalpolitik der Stadt in "ihrer" Kita auf die Barrikaden bringt.

Ziel der kleinen Demo: Nagolds Rathaus, wo an diesem Abend der Gemeinderat tagen wird. Das Thema Kita Emmingen U3 steht eigentlich nicht auf der Tagesordnung, aber Gemeinderätin Monika Wehrstein (CDU) hat den Eltern zugesagt, das Thema unter Punkt "Verschiedenes" zur Sprache zu bringen.

Allerdings: das Thema ist heikel, sehr heikel, weil Persönlichkeitsrechte von Menschen tangiert werden, die eigentlich nicht in der Öffentlichkeit stehen. Das ist es auch, was Oberbürgermeister Jürgen Großmann und Lucia Gerstner, zuständige Leiterin des Amtes für Bildung und Betreuung, eher "ungehalten" auf das Thema und das Verhalten der Eltern reagieren lässt.

Denn, so die Darstellung des Rathauses, man habe "alles getan", um eine in den vergangenen Monaten eskalierende Situation zwischen den Mitarbeitern der Emminger Kita zu befrieden – aber ohne Erfolg. "Jeder darf sich zu einer Sache äußern", so der OB, "aber es ist klar, wer dann die Entscheidung trifft": Der Dienstherr, also er. Und er werde sich da auch nicht durch die "Zermürbungstaktik" der Eltern beeinflussen lassen.

In Problemlösungsprozess nicht mit eingebunden

Es wird schnell klar: die Fronten sind sehr verhärtet, die Emotionen kochen hoch – auf beiden Seiten. Ein dem öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung anschließendes, persönliches Gespräch zwischen einzelnen Eltern, Amtsleiterin und städtischem Personalrat zeigt, wo die eigentlichen Probleme liegen: sie, die Eltern, waren in den "Problemlösungsprozess" um die Personalquerelen an ihrer Kita offenbar nicht aktiv eingebunden.

Sie hatten und haben dort Probleme vor allem mit einer neuen Kita-Leiterin, die vor knapp einem Dreivierteljahr die Verantwortung in der Emminger Einrichtung übernommen hat. Was die Eltern aktuell nur sehen: Die Leiterin bleibt, das Team aber – mit dem die Eltern ausdrücklich sehr zufrieden war – wird zumindest in Teilen ausgetauscht.

Knackpunkt dabei: dadurch verlieren die ja sehr kleinen Kinder zwischen ein und drei Jahren "ohne Vorwarnung" extrem wichtige Bezugspersonen. Und, so der Vorwurf an die Stadt, wenn ein Team nicht funktioniert, "tauscht man den Trainer aus", nicht die Mannschaft.

Aber wir sind hier nicht im Fußball, und das Dienstrecht verlangt andere Gehorsamsentscheidungen in einer Hierarchie – wenn sich mit (internen) Gesprächen und Mediationen eine Situation nicht bereinigen lässt.

Warum sich die aufgeflammten Konflikte nicht bereinigen ließen in diesen Gesprächen, wollen die Eltern wissen – aber genau dazu darf sich die Stadt aus daten- und persönlichkeitsrechtlichen Gründen nicht äußern. Weshalb, auch das wird in diesem Disput deutlich, Gerüchte und Halbwahrheiten "ins Kraut schießen" und manchmal für die Beteiligten zur einzig greifbaren Wahrheit werden.

"Kunde kann nicht über Personal entscheiden"

Allerdings gelingt es auch den städtischen Vertretern nur langsam, die große Verunsicherung und auch den fundamentalen Vertrauensverlust zu verstehen, den der gesamte Vorgang auf Seiten der Eltern ausgelöst hat. In der Gemeinderatssitzung hatte der OB gesagt: "Der Kunde kann nicht über das Personal entscheiden", wobei er mit "Kunden" die Eltern der Kita meinte.

Aber diese "Kunden" zahlen für eine Leistung und fordern dafür auch eine besondere Qualität in der Betreuung ihrer Kinder, die – darauf wies auch Gemeinderätin Monika Wehrstein in ihrem Vortrag zum Thema hin – ja auch von der Stadt immer als eines ihrer besonderen Aushängeschilder propagiert werde.

In diesem Fall werde die Stadt ihrem selbst gesetzten Anspruch nicht gerecht. Und sollte vor allem den Umgang mit ihren "zahlenden Kunden" vielleicht noch einmal grundlegend überdenken.

Genau das wird die Herausforderung sein, ist sich auch die späte Runde zwischen Eltern und städtischen Vertretern, zu der sich auch Emmingens Ortsvorsteher Oskar Huber gesellt, zumindest in diesem Punkt am Ende einig: Wie bekommt man die vielen hochgekochten Emotionen aus dieser Diskussion wieder heraus? Wie kann es der Stadt gelingen, das bei den betroffenen Eltern verlorene Vertrauen zurückzugewinnen? Und wie bekommt man wieder auf Dauer "Ruhe" in die Emminger Kita, damit vor allem die ganz kleinen Kinder dort nicht weiter in ihrem Alltag durch den Streit um sie herum belastet werden?

Ein anstehender Elternabend soll ein erster Schritt auf diesem Weg werden. Vielleicht unter Beteiligung eines neutralen "Schiedsrichters", dem es zufallen würde, die nun beginnenden Gespräche zu moderieren. Damit nicht gleich wieder die Emotionen hochkochen, sondern ein möglichst konstruktiver Problemlösungsprozess in Gang gesetzt wird.