Wirtschaft: Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg legt Halbjahreszahlen vor

Die Zeit der Rekorde ist auch für die Volkbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg (Voba HNR) erst einmal vor. Wobei trotz konjunktureller Eintrübungen die Zahlen zum laufenden Geschäftsjahr noch einmal komplett im Plus liegen. Aber dieses Plus wird eben kleiner.

Herrenberg/Nagold. Deutlichstes Indiz dafür: Die Entwicklung der Kreditvergabe im Firmenkundenbereich. Zwar könne die Voba HNR seit Jahresbeginn sowohl bei den Privat- als auch bei den Firmenkrediten erneut wachsen. Insgesamt stiegen die Kundenkredite in den ersten acht Monaten des Jahres um immer noch stolze 114 Millionen Euro auf rund 1,93 Milliarden Euro, wobei hinter diesem Wachstum insgesamt rund 283 Millionen Euro neu zugesagte Kredite stehen – die Differenz ergibt sich aus den gleichzeitig getilgten Krediten. Von den neu zugesagten Krediten entfielen wiederum rund 106 Millionen Euro auf Firmenkredite und zirka 177 Millionen Euro auf private Darlehen.

Nachfrage nach Firmenkrediten fällt verhaltener aus

Allerdings: Die Firmenkredite nahmen damit um "lediglich" netto 33 Millionen auf 648 Millionen Euro zu – womit die Nachfrage nach neuen Krediten in den vergangenen acht Monaten im Vergleich zum vergangenen Rekordjahr deutlich verhaltener ausfiel. Ein Grund hierfür, so die Vermutung von Vorstandssprecher Jörg Stahl, dürfte die zunehmende Unsicherheit in den Betrieben sein aufgrund der sich andeutenden konjunkturellen Abkühlung. Weshalb spürbar weniger Firmenkunden das nach wie vor für sie eigentlich hoch attraktive Zinstief am Kapitalmarkt zu Investitionen in ihre Unternehmen nutzten.

Apropos Zinstief: Was für Kreditnehmer mehr als interessant ist, ist für Sparer und die (Genossenschafts-)Banken zunehmend ein existentielles Problem. "Im Normalfall zahlen Banken für bei ihnen angelegtes Geld Zinsen", erläutert der Vorstandssprecher noch einmal das traditionelle Geschäftsmodell (regionaler) Banken. Die Banken wiederum verwenden dieses angelegte Geld zur Kreditvergabe weiter und nehmen dafür (höhere) Zinsen ein. Da der Kreditzins höher ist als der Anlagezins (zum Beispiel für Spargelder), könne die Bank so einen Teil der vereinnahmten Zinsen als Sparzins an die Anleger auszahlen, den Rest aber einbehalten als Ausgleich für ihren Aufwand und ihre Kosten. Dieses eigentlich übliche Gleichgewicht, dem auch dieses traditionelle Geschäftsmodell der genossenschaftlichen Banken zugrunde liegt, "ist nun aus den Fugen geraten".

Die andauernde Negativzinspolitik der EZB belaste damit Banken ebenso wie Sparer, "denen schon heute inflationsbedingt negative Realzinsen zugemutet werden." Je länger diese Geldpolitik bestehen bleibe, desto schwieriger werde es auch für die Voba HNR, ihre "privaten Kunden vor der Weitergabe des Negativzinses, den Banken selbst an die EZB zahlen müssen, zu verschonen".

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die privaten Baufinanzierungen der Voba HNR wuchsen zum 31. August dieses Jahres um netto 73 Millionen Euro auf rund 1,25 Milliarden Euro. Der Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum als auch der Immobilienerwerb zur Kapitalanlage mache diese Investition nicht nur angesichts des historischen Zinstiefs sehr attraktiv, sondern sei auch für viele eine Alternative zur traditionellen Geldanlage. Auch deshalb seien etwa auch die betreuten Kundengelder seit Jahresanfang um rund 134 Millionen Euro auf 2,94 Milliarden Euro gewachsen, wie Vorstand Ralf Gottschalk berichten konnte.

Denn obwohl traditionelle Bankanlagen angesichts des Zinstiefs immer weniger lukrativ seien, nahmen Kundeneinlagen in dieser klassischen Form (Spar- und Tagesgeldkonten) um 55 Millionen Euro oder rund drei Prozent auf 1,79 Milliarden Euro weiter zu. Die außerbilanziellen Kundeneinlagen (also etwa Wertpapier-Depots) stiegen sogar um 79 Millionen auf rund 1,15 Milliarden Euro. Davon wuchs das Anlagevolumen auf Kundendepots um mehr als elf Prozent oder 75 Millionen Euro auf 664 Millionen Euro. Dies zeige, so Gottschalk, dass sich die Kunden angesichts der anhaltenden Niedrig- und Nullzinsen im Sparbereich verstärkt Wertpapieranlagen in Aktien- oder vor allem auch Immobilienfonds zuwendeten, die weit bessere Renditechancen böten als klassische Geldanlagen auf Tages- oder Festgeldern und Sparkonten. Bei langfristigen Anlagestrategien seien mit den Instrumenten der Volksbank-Familie noch "positive Wertentwicklungen bis in den zweistelligen Prozentbereich pro Jahr" möglich.

Insgesamt, so Vorstandssprecher Jörg Stahl abschließend, rechne die Voba HNR auch für das laufende Gesamtgeschäftsjahr wieder mit einem guten Ergebnis. Jedoch sei damit zu rechnen, dass die Nullzinsphase noch mindestens fünf Jahre andauern werde. Damit werde es für Banken immer schwieriger, eine angemessene Profitabilität im Kundengeschäft sicherzustellen. Auf Sicht werde dies dazu führen, dass "die Belastung der Ertragslage auch bei uns spürbar zunimmt und dadurch das Ergebnis geschmälert wird".