Gut besucht war die Einwohner-Versammlung im Mindersbacher Bürgerhaus. Foto: Priestersbach

Einwohnerversammlung gut besucht. OB hofft auf "Trendumkehr" beim Thema sinkende Kinderzahlen.

Nagold-Mindersbach - Nach einigen eher ruhigen Jahren tut sich in Mindersbach wieder etwas. So beträgt das Investitionsvolumen in diesem Jahr unterm Strich mehr als 1,2 Millionen Euro.

Wie Ortsvorsteherin Heiderose Rück jetzt bei der gut besuchten Einwohnerversammlung im Bürgersaal anmerkte, habe der Ortschaftsrat in den letzten Jahren "viel bewegt und viel geschafft". Allerdings machte sie gleichzeitig deutlich, dass Projekte wie Radweg, Neubaugebiet, Schuppengebiet oder die Planungen Wette/Spechttalgasse ohne "eine enge und gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung nicht möglich gewesen wären".

In seinem kommunalpolitischen Streifzug durch die aktuellen Nagolder Themen sprach Oberbürgermeister Jürgen Großmann die wachsenden Einwohnerzahlen in der Gesamtstadt an. Mindersbach bewege sich in einem Korridor zwischen 500 und 550 Einwohnern – derzeit sind es 510. Vor allem mit Blick auf die sinkenden Kinderzahlen bezeichnete er eine "Trendumkehr" in Mindersbach als wünschenswert.

Als "Angebot vor allem für Mindersbacher" bezeichnete der OB das geplante Neubaugebiet "Egertle". Derzeit gebe es 41 Bewerber für die vorgesehenen 13 Bauplätze – und diese große Nachfrage habe etwas mit der Attraktivität des Stadtteils zu tun. Bei dieser Gelegenheit lobte der Rathauschef das Mindersbacher "Wir-Gefühl", das offensichtlich eine große Ausstrahlung habe.

Von einer Komplettierung der Ortsmitte sprach Jürgen Großmann unter Hinweis auf die Neugestaltung des Bereiches Kirchplatz/An der Wette. Dort investiert die Stadt auch dank einer Förderung aus ELR-Mitteln des Landes in den Stadtteil. Erst jüngst wurden die Arbeiten für knapp 600.000 Euro vergeben.

Als Zukunftsidee für Mindersbach skizzierte das Stadtoberhaupt die Möglichkeit, das Rathaus, das Bürgerhaus, die Kirche und das Gemeindehaus durch ein Blockheizkraftwerk zu versorgen.

In seinen Ausführungen ging der OB auch auf aktuelle Entwicklungen ein. So berichtete er über Planungsüberlegungen der Privat-Investoren, die aus dem früheren Nagolder Aufbaugymnasium ein schmuckes Wohngebäude machen wollen – mit "bezahlbarem Wohnraum für eine ganz kleine Gruppe". Zur derzeitigen Machbarkeitsprüfung für den Neubau einer Straßenmeisterei auf den bisherigen Wackenhut-Parkplätzen machte Großmann deutlich, dass "wir die Straßenmeisterei in Nagold nicht verlieren wollen". Denn die sorge dafür, dass im Winter rund um Nagold früh geräumt und gestreut werde.

Die finanzielle Situation in Nagold streifte Bürgermeister Hagen Breitling. So rechne man 2019 mit einem Rekordetat mit einem Volumen von 62 Millionen Euro im Ergebnishaushalt – und zum zweiten Mal in Folge mit einem Etat, der einen Überschuss aufweist. "Da läuft sehr viel", machte der Finanzbürgermeister mit Blick auf die Investitionen in den Stadtteilen deutlich.

Zukunft gehe nicht ohne Verbindlichkeiten

Auf die Frage von Wiltrud Picka, wie hoch die Nagolder Pro-Kopf-Verschuldung sei, erwiderte der OB, dass diese mit den städtischen Eigenbetrieben bei rund 2400 Euro liege. Dafür finanziere man in Nagold aber "echte Zukunfts-Investitionen". Zwar müsse die Verschuldung im Rahmen bleiben, doch wenn man Zukunft wolle, gehe es nicht ohne Verbindlichkeiten.

Den Blick nach vorne richtete Heidi Hergott, denn mit Blick auf die rasante Entwicklung in Nagold wollte sie wissen, ob sich das auch mal wieder beruhigt. Und statt Investitionen in Parkplätze regte sie eine Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs an – denn bislang "gehört schon Mut dazu, mit dem Bus zu fahren".

Wohnen wird weiterhin ein großes Thema sein

Wie der OB entgegnete, gebe es sogar Leute, die sagen, die Entwicklung müsse noch dynamischer werden. "Wir werden weiter wachsen, zumal die Kinderzahlen wieder steigen." Bei dieser Gelegenheit ging der OB auf Prognosen ein, wonach in den nächsten zehn Jahren rund 500.000 Menschen in der Region Stuttgart in den Ruhestand gehen werden – die aber weiter hier wohnen würden. Für die Leute, die dann die freiwerdenden Arbeitsplätze besetzen, werde jedoch ebenfalls Wohnraum benötigt. "Der Trend bleibt, und wir werden beim Thema Wohnen weiter ein volles Programm haben."

"Wir haben nichts gegen Busse, und der Stundentakt kommt", erklärte Jürgen Großmann. Doch den Wunsch nach zunehmender Mobilität und Individualität könne der Busverkehr auch mit dem besten Angebot nicht darstellen.

Eine offensivere Werbung für die Sanierung von Altbauten wünschte sich Klaus Kälber – auch um den dörflichen Charakter zu erhalten. "Wir nehmen das Thema gerne als Anregung mit", erklärte der OB.