Gisela Günther (rechts), 2. Vorsitzende des Fördervereins, mit Hubert Mörk (links), Ärztlicher Direktor der Kliniken Calw und Nagold, und den beiden ehrenamtlichen Patientenbetreuern Rosemarie Wolleydt und Gerhard Primula. Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Begleitservice: Seit fast zehn Jahren kümmern sich Ehrenamtliche am Nagolder Krankenhaus um die Patienten

Seit nunmehr fast zehn Jahren gibt es am Nagolder Krankenhaus ein ehrenamtliches Angebot, das auch der Ärztliche Direktor Hubert Mörk nicht mehr missen will: "Eine tolle Sache, gut für unser Haus." Zu schätzen wissen diesen Service vor allem jene, auf die er zugeschnitten ist: die Patienten.

Nagold. "Kann ich Ihnen helfen?" ruft Gerhard Primula der Dame zu, die eben, auf Krücken gestützt, den Eingangsbereich des Nagolder Krankenhauses betreten hat. Und ehe sie sich versieht, steht der 64-jährige ehrenamtliche Patientenbegleiter schon neben ihr, weist ihr den Weg zum behandelnden Arzt und zieht auch gleich für sie die Wartemarke. Der frühere Datentechniker und seine Kollegin Rosemarie Wolleydt sind ein eingespieltes Team.

Von Anfang an sind beide bei diesem Projekt dabei. Vor zehn Jahren wurde auf Initiative von Jutta Benz und Simone Grünke der "Förderverein Aktiv dabei" aus der Taufe gehoben, ein Jahr später ging dessen wichtigstes Projekt an den Start: der Patientenbegleitservice.

Nach seiner Frühpensionierung wollte Primula "einfach was Soziales machen" und fand in diesem ehrenamtlichen Projekt seine Erfüllung: "Ich kann mit Leut’", sagt er, "und ich hab’s nie bereut und würd’s immer wieder machen." Rosemarie Wolleydt war früher Sekretärin im Nagolder Dekanatsamt und ließ sich vor fast 20 Jahren zur ehrenamtlichen Patientenseelsorgerin ausbilden. Ein Engagement beim Patientenbegleitservice lag für sie da nahe. So steht sie auch an diesem Montagvormittag mitten im großen Krankenhausentrée und schenkt Besuchern und Patienten als Willkommensgruß ihr charmantes Lächeln.

Gemeinsam mit Gerhard Primula nimmt sie sich der Klienten an. Sie begleiten sie zu Ambulanzen und Stationen, helfen Gebrechlichen aus dem Auto, organisieren Rollstühle zum Transport, gehen von Zimmer zu Zimmer und fragen, ob sie Botengänge übernehmen oder etwas einkaufen sollen.

Und sie schenken den Patienten vor allem etwas, das im Klinikalltag oft zu kurz kommt: Zeit zum Zuhören. "Die Leute sind sehr, sehr dankbar", sagt Rosemarie Wolleydt, wissend, dass sie mehr sind als nur Wegweiser im Kliniklabyrinth: "Wenn man den Leuten die Angst genommen hat, fühlen sie sich gleich wie geborgen."

Aber die Herausforderungen nehmen zu, sagt Gisela Günther, 2. Vorsitzende des Fördervereins. Nicht nur die Zahl der stationären Aufenthalte stieg von 10 315 Patienten im Jahr 2008 auf 10 910 Fälle im Jahr 2016, auch die ambulanten Patientenkontakte legten in den vergangenen Jahren um 35 Prozent zu. Gleichzeitig verkürzte sich die stationäre Verweildauer in etwa demselben Zeitraum von 6,6 auf 5,5 Tage.

Mehr Patientenaufnahmen und Entlassungen bedeuten aber nicht nur einen erhöhten Aufwand im Patientenmanagement der Klinik, in dem Gisela Günther hauptberuflich tätig ist, sondern eben auch für die Arbeit des ehrenamtlichen Begleitservices, den sie organisiert. Jeden Werktag – bis auf die Tage zwischen den Jahren – stehen Freiwillige in Günthers Personalplan. 18 Männer und Frauen zählen zu ihrem Team.

Neben der Organisation steht für die gelernte Krankenschwester die Gewinnung von neuen ehrenamtlichen Mitarbeitern oben auf der Agenda. Erste Ansprechpartner sind dabei oft aus dem Krankenhaus ausscheidende Beschäftigte. Sie zu gewinnen, sei "derzeit aber schwieriger", sagt sie: "Die Leute brauchen erst mal einen gewissen Abstand. Das Arbeitsleben in der Klinik ist nicht einfach."

Wer Interesse hat, sich in dem Begleitservice zu engagieren, kann sich unter Telefon 07452/96-1 oder per Mail an aktiv-dabei-kkh-nagold@web.de melden.

Weitere Informationen: www.klinikverbund- suedwest.de