Klaus-Siegfried Bergner sammelt seit fast 60 Jahren Schriftstücke berühmter Persönlichkeiten und hat dafür schon über 5000 Briefe verschickt. Foto: Klormann Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Nagolder Klaus-Siegfried Bergner archiviert 2500 Schriftstücke bekannter Persönlichkeiten in seiner Sammlung

Von Ralf Klormann

Nagold.Es gibt etwas, das etliche Könige, Staatsoberhäupter, geistliche Würdenträger oder hochrangige militärische Befehlshaber aus aller Welt miteinander verbindet: Die meisten von ihnen hatten schon mindestens einmal Kontakt mit dem Nagolder Klaus-Siegfried Bergner.

Wenn auch nur per Post. Denn der 73-Jährige sammelt seit fast 60 Jahren Schriftstücke berühmter politischer, kirchlicher, adliger und militärischer Persönlichkeiten.

Der Weg zu seinem Briefkasten ist für Klaus-Siegfried Bergner jeden Tag aufs Neue mit einer gewissen Spannung verbunden. Schließlich wartet er eigentlich immer auf wichtige Post aus aller Herren Länder. Angela Merkel hat dem 73-Jährigen Nagolder beispielsweise schon mehrfach geschrieben. Auch vom berühmt-berüchtigten früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, dem ehemaligen spanischen König Juan Carlos oder den Staatspräsidenten der Dominikanischen Republik und Aserbaidschans hat Bergner bereits Post bekommen. Vor einigen Tagen erst erhielt er einen Brief mit einem unterschriebenen Foto von Ursula von der Leyen und Frank-Walter Steinmeier.

Im Schnitt verschickt der gelernte Schreinermeister und Designer etwa zwölf bis 15 Nachrichten im Monat, in denen er um eine kurze Antwort sowie eine Signatur bittet. "Manchmal schreibe ich aber auch fünf bis sechs Stück in einer Woche", berichtet Bergner, "es hängt auch immer davon ab, ob es bei bestimmten Positionen einen Personalwechsel gibt." Insgesamt, so schätzt er, hat er bislang wohl rund 5000 Briefe versendet.

In den vergangenen 58 Jahren ist die Sammlung des gebürtigen Berliners dabei auf rund 2500 Unterschriften und Nachrichten angewachsen. Mittlerweile füllt sie 60 dicke Archivordner. Dort heftet der 73-Jährige aber nicht nur die nach Eingangsdatum sortierten signierten Briefe oder Fotos ab, von denen er meist mehrere pro Monat erhält. Auch die Briefumschläge samt den teilweise exotischen Briefmarken finden hier einen Platz.

Nicht selten senden die Angeschriebenen ihm zudem kleine Geschenke wie beispielsweise Informationsbroschüren, Wimpel oder zusätzliche Briefmarken. Ergänzend fügt Bergner Zeitungsberichte sowie akribisch recherchierte Informationen über die jeweiligen Personen auf deren Seiten hinzu. Nicht zuletzt aus diesem Grund kann Bergner auch kaum als Autogrammjäger, sondern vielmehr als ein Sammler des Zeitgeschehens gesehen werden.

Der älteste Brief, den er in einem der Ordner aufbewahrt, markiert indes sowohl den Beginn als auch den Grund für das Hobby des 73-Jährigen: Eine Nachricht von Otto Suhr, dem damals regierenden Bürgermeister von Berlin aus dem Jahr 1956.

Bergner war etwa drei Jahre zuvor zusammen mit seinen Eltern aus politischen Gründen in den Süden der Bundesreplik nach Gündringen umgezogen. Um seine Geburtsstadt Berlin aber zumindest in Zahlen, Bildern und Fakten in Erinnerung zu behalten, hatte Bergners Vater den damals 15-Jährigen animiert, sich mit diesem Anliegen an Suhr zu wenden. Prompt erhielt der gelernte Schreinermeister und Designer eine Antwort, einige Prospekte und ein unterschriebenes Bild des Bürgermeisters – eine Leidenschaft war geboren.

"Es hat mich damals unheimlich gefreut, dass er mir geantwortet hatte", erzählt Bergner, "deshalb habe ich weitergemacht und mich auch an andere Politiker gewandt." Und so erhielt der 73-Jährige immer öfter Post aus verschiedenen Ländern. US-Präsidenten wie Richard Nixon oder John F. Kennedy meldeten sich ebenso bei ihm wie der ehemalige kubanische Staatspräsident Fidel Castro, der spanische General und Diktator Francisco Franco oder die Bundeskanzler Konrad Adenauer, Willy Brandt, Ludwig Erhard und Helmut Kohl.

In der jüngeren Vergangenheit kamen wohlbekannte Namen wie Condoleezza Rice, die ehemalige Außenministerin der Vereinigten Staaten, die ukrainische Politikerin Julija Timoschenko und Tony Blair, Ex-Premierminister Großbritanniens hinzu. Doch auch aus Ländern wie Timor-Leste, einem Inselstaat in Südostasien, den viele Menschen nicht einmal kennen, trudelten schon Briefe bei Klaus-Siegfried Bergner ein.

Inzwischen verfügt der 73-Jährige über Notizbücher voller Adressen, Ansprechpartner und Unterlagen, um mit den Mächtigen der Welt in Kontakt zu kommen. Früher erhielt er viele Informationen über die Botschaften der jeweiligen Länder – sowie natürlich über Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen und Radio. Noch immer verfolgt er gespannt das Weltgeschehen. Wenn sich irgendwo auf der Welt ein Regierungswechsel ankündigt, steht Bergner bereits in den Startlöchern.

Jüngstes Beispiel ist Recep Tayyip Erdogan, von dem der gebürtige Berliner zwar schon einmal Post bekommen hat. Allerdings damals in dessen – derzeit noch aktuellen – Funktion als Ministerpräsident der Türkei. Am 28. August wird Erdogan nun bekanntermaßen als Präsident vereidigt. Bis dahin dürfte er bereits einen Brief von Bergner erhalten haben. Denn der 73-Jährige richtet seine Anfragen auch immer mal wieder an Personen, die er bereits kontaktiert hat – sobald diese ein neues Amt bekleiden.

Auch Adelshäuser schreibt der Nagolder an. Signaturen der Kronprinzessin Victoria von Schweden, der Könige von Malaysia oder Thailand, zahlreicher deutscher Grafen, Herzöge und Prinzen bereicherten dadurch seine Sammlung. Derzeit wartet er auf die Antwort des britischen Prinzen William und dessen Gattin Kate. Die Mutter des Adligen, Prinzessin Diana, hatte sich schon vor geraumer Zeit für Bergner auf einem Schriftstück verewigt.

Seit vielen Jahren sammelt der 73-Jährige zudem Briefe verschiedenster hoher geistlicher Würdenträger, von evangelischen, katholischen, methodistischen und anglikanischen Bischöfen oder Kardinälen über orthodoxe Patriarchen bis hin zum momentan amtierenden Dalai Lama Tendzin Gyatsho. Auch eine Probe von Joseph Ratzingers Handschrift nennt Bergner sein eigen – allerdings stammt diese aus der Zeit, bevor der Deutsche zum Papst wurde. Denn, so der Nagolder: "Päpste geben prinzipiell keine Namenszüge." Versucht hat er es trotzdem.

Als ehemaliger Gebirgs- und Fallschirmjäger erweiterte Bergner seine Sammlung in den vergangenen Jahren zudem durch bekannte Persönlichkeiten aus dem militärischen Sektor, unter anderem durch diverse NATO-Oberbefehlshaber, Generäle oder Generalinspekteure des Heeres, der Luftwaffe und der Marine.

Natürlich ist nicht jeder seiner Versuche, ein Schriftstück zu erhalten, immer sofort von Erfolg gekrönt. Briefe nach Kenia, Kamerun oder Nordkorea blieben beispielsweise bislang immer unbeantwortet. Auch der peruanische Präsident habe sich nie bei ihm gemeldet. Doch der 73-Jährige gibt natürlich nicht so schnell auf. Manchmal schreibt er vier oder fünf Mal, notiert sich die exakten Daten, wann er seine Nachrichten versendet. Stets lässt er ein Kästchen frei, um den Tag einzutragen, an dem er eine Antwort erhält. Einige bleiben jahrelang leer, manche wohl für immer. Von anderen hört er dagegen sogar häufiger. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann schreibt ihm beispielsweise jedes Jahr eine Weihnachtskarte.

Derzeit laufen übrigens rund 45 Anfragen des Nagolders, unter anderem an den Präsidenten von Algerien oder die Premierministerin von Lettland. Eine besondere Zierde in seiner Sammlung wäre nun noch eine Antwort von Russlands Präsident Wladimir Putin. Die erste Nachricht sandte er dem Politiker bereits vor rund 14 Jahren.