Überschäumende Freude über den Live-Auftritt zeigte das Vokalensemble "Füenf" auf der Freiluftbühne im Nagolder Autokino auf dem Teufelgelände.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Künstler und Gäste genießen nach langem Corona-Shutdown das Beisammensein. 

Nagold - Abgesagt, verschoben, verlegt, ausgefallen. Seit Monaten steckt das Kulturleben in einer globalen Krise, es finden so gut wie keine öffentlichen Veranstaltungen, keine Theateraufführungen, keine Ausstellungen, keine Konzerte statt. Sowohl die mächtige Unterhaltungsindustrie als auch die riesige Bühnen- und Tonkünstler-Armee verlieren plötzlich ihre materielle Existenzgrundlage. Besonders schmerzhaft vermissen die Künstler jedoch jene magische Atmosphäre, die nur im direkten Kontakt mit Publikum entsteht - jedesmal unwiederbringlich und durch keine Live-Übertragung ersetzbar.

Mannschaft des Teufelwerks sorgt für exzellente Beschallung

Zum Glück entspannt sich die Lage nach und nach. Kürzlich durfte das Stuttgarter Vokalquintett "Füenf" sein buntes Programm unter freiem Himmel und bei Einhaltung aller Hygiene-Vorsichtsmaßnahmen auf dem Teufel-Areal präsentieren. Für die Bildübertragung auf den großen Kino-Bildschirm und eine exzellente Beschallung sorgte die Mannschaft vom Teufelwerk, die Besucher machten es sich in ihren Autos bequem oder saßen im gebührenden Abstand in den Stuhlreihen direkt vor der Bühne.

Im Mai feierte das Autokino Nagold seine Premiere

Wieso "Füenf", wieso "005 im Dienste Ihrer Mayonnaise" auch als Motto des Nagolder Konzerts? Weil sich die singenden Männer schon lange, vor 25 Jahren eben zu fünft dem Witz, der Komik, dem Pastiche und Kalauer, dem Absurden, aber auch Philosophischen verschrieben haben. Unter den Künstlernamen Memphis (Patrick Bopp), Justice (Christian Lange), Pelvis (Jens Heckermann), Little Joe (Kai Podack) und Dottore Basso (Francesco Cagnetta) erfinden sie selbst Texte und Musik oder arrangieren und verfremden diverse Welthits nach ihrem Gusto.

Künstler genossen das Beisammensein

In dem geordneten Wirrwarr aus Rhythmen, scharfsinnigen Sprüchen und Anspielungen, zwischen Comedy und ausgewogener Rührseligkeit kam der großartige Gesang ein wenig wie nebensächlich vor. Im Vordergrund standen Ausgelassenheit und überschäumende Freude über den Live-Auftritt, die gleich am Konzertanfang im begeisterten Ruf "Da sind echte Menschen!" buchstäblich explodierte.

Die fünf Kerle lieferten eine Show zum Genießen, Lachen und Applaudieren. Ihr Gesang strotzte vor deftiger Vitalität und Ideenreichtum mit kabarettistischen Einlagen, die gut geschulten und voluminösen Stimmen fanden einen soliden Unterbau in dem pulsierend dröhnenden Timbre von Dottore Basso. Da die Komiker weder vor Selbstironie noch vor gewisser Derbheit zurückschreckten, amüsierte sich das Publikum königlich und folgte gerne der Aufforderung zum Mitsingen und Mitmachen. Die lärmende Fiesta-Stimmung erreichte ihren Höhepunkt im Nachsingen des verrückten Textes von "Aeroporte, Seguridad, Arriva" zu hinreißend gesungener "Trompetenmusik".

Das Konzert wirkte auf beiden Seiten wie ein Befreiungsschlag - die Künstler genossen wieder das Beisammensein, den begeisterten Applaus und den Lärm der Autohupen, die Gäste nutzten die Gelegenheit, nach langer Entbehrungszeit gleich drei Zugaben erbeuten zu können.