Auf Whatsapp wird eine Warnung geteilt, dass jemand in einem grauen Bus in Empfingen und Umgebung unterwegs sei, um nach Kindern Ausschau zu halten. Unsere Redaktion klärt auf, was an dem Gerücht dran ist. (Symbolfoto) Foto: Taina Sohlman - stock.adobe.com

Einige Eltern sind in hellster Aufregung: Ist in Empfingen und Umgebung ein „Kinderfänger“ mit einem grauen Bus Marke Renault Trafic unterwegs? Diese Nachricht wird auf Whatsapp geteilt. Unsere Redaktion macht den Faktencheck.

Die Nachricht klingt beängstigend: „Dieser Bus fährt in Empfingen und Umgebung rum und hält Ausschau nach Kindern, anscheinend wurden schon einige angesprochen. Das Kennzeichen scheint gefakt zu sein.“ Zu sehen ist auf dem Bild ein grauer Kleinbus der Marke Renault Trafic mit einem bulgarischen Kennzeichen der Stadt Widin. Im Hintergrund ist nicht viel zu sehen. Straße, Gulli, Asphalt, Hecke.

Doch wer genauer hinsieht, erkennt auch zwei Straßenschilder. „Weingärtle“ steht dort. Kenner der Gegend wissen sofort: Diese Straße gibt es in Empfingen und auch in den umliegenden Orten gar nicht. Es gibt nur den Flurnamen „Weingarten“. Die nächste Straße namens Weingärtle gibt es im Rottenburger Ortsteil Schwalldorf. Von Empfinger Umgebung kann man da nicht mehr sprechen. Auch Bürgermeister Ferdinand Truffner erklärt: „Ist mir nichts bekannt. Straßenschilder sind nicht in Empfingen.“

Frau informiert Polizei in Rottenburg

Allerdings vermeldete das Polizeipräsidium Reutlingen am Dienstagvormittag um 11.40 Uhr, dass sich in Rottenburg und Umgebung derzeit Informationen verbreiten, wonach unbekannte Männer aus einem Transporter mit ausländischer Zulassung heraus Kinder ansprechen sollen. „Demnach soll bereits versucht worden sein, ein Kind in das Fahrzeug zu ziehen. Diese Information ist nach polizeilichen Erkenntnissen nicht zutreffend“, heißt es in der Pressemitteilung.

Einer Zeugin sei am Dienstagmittag gegen 13 Uhr ein langsam fahrender Transporter mit bulgarischer Zulassung in einem Schwalldorfer Wohngebiet aufgefallen. Das passt zum Bild, was der Redaktion vorliegt. Die Frau habe die beiden unbekannten Insassen angesprochen, die deren Angaben zufolge auf der Suche nach einem erwachsenen Mann waren. Anschließend sei das Fahrzeug davongefahren, die Zeugin habe es noch fotografiert.

Bild verbreitet sich in Sozialen Netzwerken 

„Richtigerweise meldete sie die verdächtige Wahrnehmung anschließend der Polizei. Zudem verständigte sie vorsorglich den örtlichen Kindergarten“, so die Polizei.

In der Folge habe sich insbesondere über die Sozialen Netzwerke ein Bild des Fahrzeugs mit der Warnung verbreitet. „Wie es zu dieser Meldung kam, ist derzeit noch unklar“, so die Polizei.

Oft kommt es laut Polizei im Nachgang einer auf diesem Weg verbreiteten Meldung zu einem Anschwellen von Hinweisen. So soll zum Beispiel eine Zehnjährige am Mittwochmittag, gegen 13 Uhr, beim Überqueren der Konrad-Adenauer-Straße in Rottenburg vom Fahrer eines am Fußgängerüberweg wartenden Transporters angesprochen worden sein. „Dem Mädchen soll angeboten worden sein, sie zu fahren. Dies lehnte das Kind ab und rannte davon. Zu weiteren Handlungen, irgendwelchen Übergriffen oder Straftaten kam es nicht“, so die Polizei weiter.

Aufgrund des kursierenden Bildes sei der gemeldete Vorfall mit dem abgebildeten Fahrzeug in Verbindung gebracht worden. Die Polizei erklärt, dass sie diesem Hinweis nachgehe, warnt jedoch auch vor Panik, die durch die Verbreitung von ungeprüften Sachverhalten beispielsweise über WhatsApp-Gruppen entstehen kann.

Gerüchte dieser Art tauchen immer wieder auf

Nachrichten dieser Art kommen immer wieder auf. So vor eineinhalb Jahren in Göttelfingen. Dort kontaktieren Eltern unsere Redaktion. Die Polizei hatte allerdings in diesem Fall keine Erkenntnisse.

Ängste der Eltern müssen ernst genommen werden und natürlich hat es auch schon Entführungen dieser Art gegeben – doch passt die aktuelle „Warnung“ über Whatsapp in diesem Fall wieder zu einem bekannten Muster. Denn gerne wird mit solchen Infos Angst geschürt.

Internetportal warnt vor Falschmeldungen

So titelte das Internetportal „Mimika“ (Untertitel „Zuerst klicken, dann handeln“) schon vor einigen Jahren „Und ewig lockt der weiße Lieferwagen...“ und warnte vor kursierenden Falschmeldungen, die Eltern Sorge bereiten sollen. Natürlich können die Fahrzeuge aber auch grau, blau oder schwarz sein.

Oftmals werden die Gerüchte noch damit gemischt, dass ausländisch aussehende Personen in diesen Lieferwagen oder Bussen sitzen. Und natürlich haben diese Fahrzeuge oft auch ausländische Kennzeichen. „Weiße Lieferwagen mit Kinderfängern sind ein Klassiker der Angstmacherei, da sie sich schon seit Jahren weder bestätigen, noch widerlegen lassen“, schreibt Mimika. „Reine Panikmache“, schreibt das Internetportal.

Ist es gefährlich, solche Nachrichten zu teilen

Wie gefährlich es sein könnte, diese Nachrichten einfach zu teilen, anstatt die Polizei zu kontaktieren, darauf weist „Mimika“ ebenfalls hin. „Doch was ist, wenn dann mal wirklich und beweisbar Kinderfänger in einem weißen Lieferwagen unterwegs sind? Dann wird es kaum einer glauben“, so lautet die Sorge der Autoren des Internetportals.