Der Braunbär ist wieder da: Hier wurde er im Oktober in Garmisch-Patenkirchen von einer Wildtierkamera fotografiert. Foto: Bayerisches Landesamt

Exemplar bei Garmisch-Partenkirchen ertappt. Im Land zuletzt 1585 in Egenhausen vertreten.

Egenhausen/Stuttgart - Seit seinem Starauftritt vor den Wildtierkameras in den bayerischen Staatsforsten im Landkreis Garmisch-Partenkirchen Ende Oktober ist der Braunbär, der vom Trentino her nach Deutschland eingewandert ist, wieder abgetaucht.

"Es gibt nix", sagt Maria Hußlein, die Sprecherin des Landesamts für Umwelt in Bayern, auf die Frage, was der Bär denn jetzt so mache, und lacht laut. "Das ist für uns eine gute Nachricht." Spricht es doch dafür, dass der neue, in freier Wildbahn herumstromernde Bär auf deutschem Boden ein ganz normaler, ziemlich menschenscheuer Artgenosse ist – anders als sein Vorgänger mit dem Aktenzeichen JJ1, der als "Problembär Bruno" 2006 Berühmtheit erlangt hat.

Nachdem Bayern zuvor 170 Jahre lang bärenfrei gewesen war, konterkarierte Bruno durch das Reißen von Schafen innerhalb und in der Nähe von Siedlungen die Erwartungen an ein artgerechtes Verhalten derart, dass er am 26. Juni 2006 erschossen werden musste. Heute steht er ausgestopft im Museum von Mensch und Natur im Schloss Nymphenburg in München.

Einst kamen bei Jagd nicht wenige zu Tode

In Baden-Württemberg hat die bärenlose Zeit noch wesentlich länger gedauert als in Bayern. In Württemberg dagegen sind Bären schon im 16. Jahrhundert selten geworden und kamen zuletzt nur noch auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald vor. Der letzte Vertreter seiner Art wurde laut den im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart gesammelten Forstsachen wohl in den letzten Septembertagen 1585 gejagt, in Egenhausen (Kreis Calw).

Die Quellenlage sei nicht ganz eindeutig, berichtet Martin Kreeb. Er wohnt in Egenhausen, lehrt an der Hochschule Fresenius Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement und hat sich in die Geschichte seines Wohnorts vertieft. Dabei ist er auf die beiden Berichte des Meisterjägers Conrad Desch vom 14. und 15. September 1585 gestoßen. In den Schriftstücken berichtete der Jäger seinem Herzog Ludwig von dem in den "Egenhausser Fiechten" gesichteten Bären. Dieser Bär war, wie die Gemeinde auf ihrer Internetseite meldet, das letzte Exemplar seiner Art in Württemberg, von dem ein sicherer Nachweis existierte.

Kreeb beschreibt die Bärenjagd damals als sehr anspruchsvolles Unterfangen. "Die Bären wurden mit Netzen gefangen und erstochen – nicht erschossen." Auf der Jagd nach den begehrten Trophäen seien damals nicht wenige Fürsten zu Tode gekommen. Dass der Bär von Egenhausen tatsächlich kurz nach der Entdeckung direkt getötet wurde, leitet sich aus einer Nachricht ab, die Graf Friedrich von Mömpelgard am 24. September 1585 seinem Vetter, ebenjenem jagdbegeisterten württembergischen Herzog Ludwig, schrieb.

Keine Spuren des neuen Bären im Land entdeckt

Ob der neue wild lebende Braunbär in unseren Gefilden seit seinem Auftritt vor der Kamera einmal über die Landesgrenze nach Baden-Württemberg gewechselt ist, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Entsprechende Spuren wurden nicht entdeckt. Allerdings haben Experten vom World Wildlife Fund (WWF) es als sehr wahrscheinlich eingestuft, dass das Tier irgendwann auch im Südwesten auftaucht, und von der Landesregierung in Stuttgart gefordert, sie möge, wie Bayern, schon mal einen Managementplan für Bären erarbeiten.

Maria Hußlein vom bayerischen Umweltamt hält es zwar nicht für ausgeschlossen, aber auch nicht für wahrscheinlich, dass das Tier unbeobachtet den Südwesten besucht hat: "Tendenziell war er eher von West nach Ost unterwegs", sagt sie. Im Übrigen könne es sein, dass Meister Petz sich wegen des Wintereinbruchs in den Alpen jetzt schon eine Höhle für den Winterschlaf sucht.