Die ehemalige Synagoge in Kippenheim ist heute eine Gedenkstätte. Foto: Schuh

In Deutschland gibt es Sorge vor zunehmenden antisemitischen Bedrohungen jüdischer Einrichtungen und Gedenkstätten. Die Redaktion hat mit dem Vorsitzenden des Fördervereins der ehemaligen Synagoge Kippenheim gesprochen.

Die brutalen Terrorangriffe der Hamas auf Israel schockieren nicht nur Israelis. Auch in Deutschland gibt es Sorge vor zunehmenden antisemitischen Anfeindungen und Angriffen auf jüdische Einrichtungen und Gedenkstätten. Unsere Redaktion hat sich bei dem Förderverein der Ehemaligen Synagoge Kippenheim erkundigt, ob das blutige Geschehen Auswirkungen auf die Arbeit der Ehrenamtlichen hat.

Drohungen liegen lange zurück

Jürgen Stude ist der Vorsitzende des Fördervereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die restaurierte ehemalige Synagoge als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte zu nutzen. Die Terrorangriffe schockieren ihn und seien absolut zu verurteilen, stellt er im Gespräch mit unserer Redaktion klar. Auswirkungen auf die Arbeit der Gedenkstätte habe die erneute Eskalation des Nahostkonflikts jedoch nicht. Abgesehen von einigen Drohungen in den 1990er-Jahren habe es bisher glücklicherweise noch keine antisemitischen Anfeindungen gegen den Förderverein gegeben.

Fokus liegt auf der Region

Der Fokus des Vereins liegt auf der Geschichte und Kultur der Ortenauer Juden, erklärt Stude. Debatten über israelische Politik seien nicht Bestandteil des Vereinslebens. Das würde auch in der Region so wahrgenommen werden, findet Stude. Ein Potenzial für Drohungen gegen die Gedenkstätte der ehemalige Synagoge in Kippenheim kann der Vorsitzende daher nicht erkennen. Anfeindungen und Angriffe könne man zwar nie komplett ausschließen, konkrete Sorgen mache er sich jedoch nicht.

Eine Bildungspartnerschaft wurde geschlossen

Die Zusammenarbeit mit Gymnasien ist Teil der Vereinsarbeit. Es geht nicht um „Betroffenheitspädagogik“, sondern um einen sachlichen Austausch über jüdische Geschichte und Kultur mit jungen Leuten, stellt Stude klar. Insbesondere mit dem Lahrer Max-Planck-Gymnasium bestehe ein regelmäßiger Kontakt. Diese Zusammenarbeit ist im vergangenen Jahr durch die Unterzeichnung einer Bildungspartnerschaft bekräftigt worden. Die Partnerschaft verfolge das Ziel, die historisch-politische Bildung und die Demokratiebildung zu stärken, so Stude.

Die Schüler würden diskutieren und unterschiedliche Standpunkte vertreten, weiß Stude. Antisemitische Einstellungen habe es bei solchen Formaten allerdings nie gegeben. Ob Antisemitismus in Schulen der Region ein größeres Problem ist als früher, kann der Vereinsvorsitzende nicht feststellen oder beurteilen – die Zahl der Kooperationen mit Schulen sei dafür schlicht zu gering.