Im Streit mit der Musik- und Kunstschule Albstadt will dessen Mitbegründer Wolfgang Wiebe nicht einfach klein beigeben. Foto: Miller

Der Mitbegründer der MuKs-Kunstschule und seine Schülerinnen und Schüler wollen nicht einfach akzeptieren, dass er vor die Tür gesetzt wurde. Die Stadt dagegen sieht die Zukunft der Schule ohne ihn.

Seit Wolfgang Wiebe mitgeteilt wurde, dass man seinen Honorarvertrag wegen „gegenseitigen Vertrauensverlusts“ nicht verlängern werde, haben seine – zu einem guten Teil langjährigen – Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Weise kundgetan, dass der Vertrauensverlust ganz auf ihrer Seite ist – und dass sie nicht bereit sind, die Entscheidung der Stadtverwaltung stillschweigend zu akzeptieren.

In einer öffentlichen Stellungnahme verweisen Christine Heinl, Margitta Lebherz, Karl Herwarth Kieser, Inge Zeyer, Gisela Schmid und Ingrid Ritter auf Wolfgang Wiebes Verdienste um die Kunstschule, auf die Bedeutung seines Kunstunterrichts auch und gerade für ältere Menschen, die Wiebes Kursen nicht nur Hilfestellung bei der künstlerischen Arbeit, sondern auch Alltagsstruktur und soziale Kontakte verdankten, und auf die Gefahr, dass der Ausfall des Motors Wiebe unweigerlich den Bestand der Kunstschule gefährden werde. Das zeige ja schon „die Welle von Kündigungen der Kunstschülern, die sich nicht einfach „ihren Lehrer austauschen lassen wollen“.

Von 37-Wiebe-Schülern haben 22 gekündigt

Diese Kündigungen sind der zweite Weg, auf dem Wiebes Schülerschaft ihren Protest ausdrückt. Allerdings ist das volle Ausmaß der „Welle“ noch nicht recht erkennbar: Wie die Stadt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mitteilt, haben bisher 22 von ursprünglich 37 Schülerinnen und Schülern Wiebes ihre laufenden Verträge mit der Musik- und Kunstschule gekündigt; die Schülerzahl der Kunstschule sei dadurch von 98 auf 76 gesunken.

Bestandsgefährdend ist das nach Auffassung der Stadt nicht. Die Schule werde auch künftig Dauerangebote machen, deren Teilnehmerzahl dem sogenannten „Kiefer“-Schlüssel – ursprünglich 4,8, mittlerweile fünf – entsprechen; damit sei die Albstädter Kunstschule die einzige in Baden-Württemberg, die ihrer Honorarabrechnung eine Kopfpauschale zugrunde lege. Diese Angebote würden durch zeitlich begrenzte Kurse und punktuelle Workshops ergänzt; mit den Dozentinnen Vicky Jocher-Golding, Conny Prawitt und Vanessa Sprio habe man auch das dafür nötige Personal. Die Zukunft sei gesichert.

Die Zukunft der Albstädter Musik- und Kunstschule sei gesichert? Wiebe bezweifelt das

Das bezweifelt Wolfgang Wiebe. Er geht davon aus, dass die 15 Verbliebenen zum größeren Teil einfach ihre Verträge auslaufen ließen, weil der Schwabe nun mal ungern etwas verschenkt, und danach den bereits Gegangenen nachfolgen würden. Dass Schulleitung und Stadt langfristig tatsächlich das „Kiefer“-System – es ist nach dem einstigen Musik- und Kunstschulleiter Norbert Kiefer benannt – beibehalten wollten, glaubt Wiebe auch nicht.

Dieses System lebe von seiner Elastizität, von der Möglichkeit Schüler- und Stundenzahlen flexibel miteinander zu verrechnen; dafür habe man im Rathaus nichts übrig. Gewiss, seine bisherigen Kurse seien jetzt der Kollegin übertragen worden, aber vermutlich werde die Schulleitung sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie zu streichen, sobald die Schülerzahl einmal unter drei sinke. Es sei nur eine Frage der Zeit, dass sie – und die Schüler – verschwänden.

Tatenlos zusehen mag Wiebe dabei nicht. Er und seine Unterstützer – laut seinen Angaben rund 130 jetzige und einstige Schüler, dazu Kollegen und sonstige Interessierte – haben den Forderungskatalog, den die Stadt bereits erhalten hat, jetzt auch den Gemeinderäten zukommen lassen. Vielleicht, hofft Wiebe, fänden sich ja „Lobbyisten“.

Die Wiedereinstellungwird gefordert

Gefordert wird, in summa, zweierlei: die Kodifizierung des Kiefer-Systems und Wiebes Wiedereinstellung. Aber mag er denn noch mit einer Schulleitung zusammenarbeiten, die ihm das Vertrauen entzieht? „Aber ja“, sagt er. „Je mehr Autonomie der Kunstschule eingeräumt wird, desto weniger Reibungsflächen gibt es.“