Busse mit Werbung, Busse ohne – im Move-Verbund wird über die Werbeflächen diskutiert. Aus der Nachbarschaft kommt Kritik. Foto: Otto

Der Kreis Rottweil ist in Sachen Busverkehr inzwischen „Move“-Gebiet. Doch jetzt rumort es im Verkehrsverbund – es geht um Werbung auf den Bussen. Im Kreis Rottweil und im Schwarzwald-Baar-Kreis halte man sich nicht an die Vorgaben, heißt es.

Die Kritik kommt aus Tuttlingen: Wer dort im Landkreis mit dem Bus unterwegs ist, der fährt mit Move – und das ist für die Fahrgäste seit fast zwei Jahren klar zu erkennen. Schließlich wurde schon vor der Gründung zum Jahreswechsel 2023 auf allen Bussen ausschließlich für den neuen Verkehrsverbund geworben. Weil das nicht überall so einheitlich gemacht wird, soll damit bald Schluss sein.

Entweder werben alle für Move oder...

Peter Stresing (AfD) brachte den Stein ins Rollen. Im Gegensatz zum Landkreis Tuttlingen würde in den an Move ebenfalls beteiligten Kreisen Rottweil und Schwarzwald-Baar die Busse sehr wohl mit Werbung herumfahren. Und den Hinweis auf Move müsse man fast „mit der Lupe suchen.

Das widerspricht dem, was wir beschlossen haben. Da müsste man mit den anderen Kreisen sprechen, ob man die Werbung für Move nicht einheitlich gestaltet.“ Oder in Tuttlingen auch versucht, mit Werbung Geld zu verdienen.

Der Einwand von Landrat Stefan Bär, in der „Übergangszeit müssen wir mit Altlasten leben“, schließlich gebe es in den anderen Kreisen noch alte Verträge für die Werbung an Bussen, verfing bei den wenigsten Kreisräten.

Attraktive Plakatwände

Thomas Leibinger (Freie Wähler) positionierte sich eindeutig als Befürworter der Werbung auf Bussen als „attraktive, bewegliche Plakatwände“. Seiner Meinung nach könne man 40 Prozent der 80 eingesetzten Busse mit Werbung versehen. Bei einer angenommenen Einnahme pro Bus und Jahr von rund 6000 Euro, „wäre das die Kleinigkeit von 180 000 Euro. Und 50 Busse sind weiterhin mit Move unterwegs.“

Vermarktungspotenzial ist schwer abzuschätzen

Ganz so einfach sei die Rechnung nicht, meinte Michael Guse, Dezernent für Wirtschaftsförderung, Kreisentwicklung und Kultur. Die Verwaltung habe zum Vermarktungspotenzial der Fremdwerbung auf Linienbussen umfassend recherchiert.

Die Angabe von möglichen Einnahme beruhe aber dennoch auf Schätzungen.Wie erträglich Werbung sein könne, hänge an mehreren Faktoren. Ob die Busse in der Stadt oder ländlichen Regionen unterwegs sind, sprich wie groß die Reichweite der Werbung samt möglicher Kunden ist. Genauso relevant sei, wer der Auftraggeber der Werbung ist und wie die wirtschaftliche Situation in der Region ist.

Wie attraktiv sind Busse als Werbefläche?

Nach Informationen aus Ulm/Neu-Ulm oder dem Schwarzwald-Baar-Kreis könnten pro Bus und Jahr zwischen 5900 und 14 000 Euro erwirtschaftet werden.

Die Nachfrage nach den Werbeflächen lag im Landkreis Konstanz oder in Mönchengladbach bei sechs bis neun Prozent. Die Schätzung der eigenen Verkehrsbetriebe, man könne abhängig von der Preisgestaltung 25 bis 40 Prozent der Busse mit Werbung vermarkten, hält die Verwaltung „für sehr hoch gegriffen“ und lehnte die Fremdwerbung auf Bussen ab.

Marke Move soll bleiben

„Wir sind im ÖPNV gut unterwegs. Es hat sich im Landkreis gut entwickelt, wir haben gute Zahlen. Das einheitliche Erscheinungsbild trägt zur Markenbildung von Move und der guten Entwicklung bei“, sagte Landrat Stefan Bär.

Er wisse nicht, ob es der richtige Weg sei, auf 20 bis 30 Bussen komplett auf die Darstellung von Move zu verzichten. „Das ist völlig daneben, eine Marke aus dem Rennen zu nehmen und nach zwei Jahren so radikal zu beschädigen.“

Mischlösung wird angestrebt

Er könne den Wunsch, Einnahmen zu generieren aber nachvollziehen und sprach sich für eine Mischlösung aus. Paul Haug (FDP) sprach sich ebenfalls für eine „salomonische Lösung“ aus. Man könne doch die Seiten des Busses als Werbefläche aufteilen.

Zustimmung gab es dafür von Albin Ragg (CDU): „Ein Bus hat so viel Fläche. Wenn die Kosten sonst aber steigen, dann müssen wir schauen, wie wir auch die Einnahmen steigern“, sagte der Bürgermeister von Deilingen. Entsprechende Modelle soll die Verwaltung nach einem mehrheitlichen Beschluss dem Kreistag demnächst zur Entscheidung vorlegen.