Starker Auftritt: Audi-Pilot Jamie Green bejubelt seinen Sieg. Foto: dpa

Bei den beiden Auftaktrennen der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft in Hockenheim stehen jeweils andere Piloten auf dem Podest – das verheißt Spannung für die Zukunft.

Stuttgart - Als hätte da jemand wirklich ein gutes Drehbuch geschrieben – so präsentierte sich Deutsche Tourenwagenmeisterschaft (DTM) beim Saisonauftakt in Hockenheim. Wie schon am Samstag waren auch am Sonntag auf dem Podest alle drei Marken vertreten: Audi, Mercedes und BMW. Und an jedem Tag trugen die drei Glücklichen auf dem Treppchen andere Namen.

Beim Auftaktsieg des Österreichers Luca Auer im Mercedes wurde BMW-Fahrer Timo Glock Zweiter vor Audi-Pilot Mike Rockenfeller. Einen Tag später steuerte der Brite Jamie Green seinen Audi im Regen als Erster vor Landsmann Gary Paffett (Mercedes) und Titelverteidiger Marco Wittmann (BMW) über die Ziellinie. „Generell habe ich das Gefühl, dass die DTM im Aufwind ist“, sagte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz. Auch Norbert Haug, in seiner früheren Funktion als Mercedes-Sportchef ein DTM-Kenner, zuckte im Hinblick auf Prognosen für die nächsten Wettfahrten ratlos mit den Schultern. „Da sind einfach zu viele, die nach vorne kommen und gewinnen können.“

Nicht zu stoppen

Am Sonntag siegte in einem turbulenten Rennen Jamie Green. Der Engländer, den sie in der PS-Szene als „Regengott der DTM“ bezeichnen, ging auf nasser Fahrbahn im zweiten Rennabschnitt gewohnt beherzt ans Limit. Auch eine Zeitstrafe wegen eines verfrühten Re-Starts nach einer Safteycar-Phase sowie zwei Ausrutscher konnten ihn nicht stoppen. „Es war schwer mit den Slicks, im Regen den Überblick zu bewahren. Aber zum Glück war ich so schnell, dass das kein Problem war“, sagte Green, der von dem Kombinierer Johannes Rydzek den Pokal überreicht bekam.

Der von Rang acht gestartete Lucas Auer, der Neffe des neuen DTM-Chefs Gerhard Berger und Sieger vom Samstag, lag zwischenzeitlich ganz vorne, hatte mit dem Regen aber einige Mühe und wurde Vierter. Auer liegt damit in der Gesamtwertung nach zwei von 18 Rennen vorne.

Bereits beim ersten Saisonrennen am Samstag zeichnete sich ab: in diesem Jahr wird wohl das richtige Reifenmanagement über Sieg und Niederlage entscheiden. Es war der Wunsch der Piloten, für diese Saison weichere Reifen zu bekommen, also hat der Hersteller Hankook eine entsprechende Mischung entwickelt. Ein schonender Fahrstil macht die Rollen länger haltbar. Wer am Anfang zu wild über den Asphalt räubert, muss seinen Pflichtboxenstopp früher einlegen und im längeren Rennabschnitt dann wieder behutsamer fahren.

Fast den Sieg verloren

Das Reifen-Thema hätte den Österreicher Auer am Samstag beinahe den Sieg gekostet. So sprach er auch vom schwierigsten Rennen seines Lebens. „Am Ende musste ich bis zum Schluss auf die Reifen achten“, meinte Auer. Er musste sich in den letzten Runden gegen die Attacken des BMW-Piloten Timo Glock wehren und dadurch schnell genug, aber zugleich reifenschondend fahren. „Wir hatten uns eine Strategie zurechtgelegt, aber durch die neuen Regeln bist du ohne Boxenfunk auf dich allein gestellt“, so Auer. „Niemand kann dir sagen, ob du die Reifen schonen solltest, du muss alles selbst herausfinden.“

Glock, am Sonntag Achter, wurde selbst lange bedrängt von Gary Paffett und Edoardo Mortara. Doch irgendwann konnte er sich „freischwimmen“, wie er meinte. „Wahrscheinlich haben sich die beiden die Reifen kaputt gefahren.“

Beide Rennen waren höchst unterhaltsam – die neuen Regeln scheinen die Show zu verbessern. Da der Pflichtboxenstopp zwischen der ersten und der letzten Runde eingelegt werden darf, ist taktisch alles drin. Auf diese Weise „mogelte“ sich am Samstag etwa der Audi-Pilot Mike Rockenfeller vom 16. Startplatz auf den dritten Rang vor. „So ein Sprung ohne Safetycar – da sieht man mal, was alles möglich ist“, sagte er und lachte sich ins Fäustchen. Nicht anders ging es am Sonntag dem BMW-Piloten Wittmann. Der startete aus der letzten Reihe – und wurde ebenfalls Dritter.