Stolz nach erfolgreicher Fahrt ist Lothar Josef aus Mönchweiler. Foto: mhml Foto: Schwarzwälder Bote

Ausdauer: Lothar Josef nimmt am längsten Jedermann-Radrennen Europas in Schweden teil

Als in Motala/Schweden die erste Startgruppe von insgesamt 20 000 Sportlern auf die 300 Kilometer lange Runde um den See geschickt wird, wartet auch Lothar Josef aus Mönchweiler auf den Startaufruf für seine "Welle".

Mönchweiler. Um 23.18 Uhr startet er in einer 50er-Gruppe. Alle zwei Minuten werden solche Wellen auf die Strecke geschickt. Zum längsten Jedermann-Radrennen Europas, der Vätternrundan, melden sich seit 1966 jedes Jahr am Wochenende vor Mittsommer Tausende von Radenthusiasten an. Ein Wochenende lang verwandeln sich die sonst recht einsamen Straßen rund um den Vätternsee (der sechstgrößte in Europa) in ein Eldorado für Radfahrer. In den umliegenden Ortschaften herrscht Volksfeststimmung, Campingplätze schießen wegen der Veranstaltung wie Pilze aus dem Boden. Auch Lothar Josef der mit seinem Bruder mit dem Wohnmobil angereist ist, so wie sein Mitstarter Fritz Trudnowski aus Schwenningen, finden auf einem dieser Zeltplätze Unterkunft. Jeder Schwede – so gilt das ungeschriebene Gesetz – sollte einmal in seinem Leben bei dieser Veranstaltung mitgemacht haben. Für alle anderen Radbegeisterten aus über 35 Ländern ist es einfach nur eine große Herausforderung und in fantastisches Erlebnis.

Mindestens 18 Jahre alt müssen die Starter sein – nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Profis und Amateure gehen hier an den Start, das Wichtigste ist die Teilnahme und das Erreichen des Ziels innerhalb von 24 Stunden.

Die Durchfahrtszeiten in Gränna, Fagerhult, Karsborg und Medevi werden dennoch registriert – am Ende hält man die Angaben auf einem Diplom in Händen. Natürlich gibt es einige "Speedgruppen", die mächtig Betrieb machen. Der Schnellste schafft die 300 Kilometer und 2000 Höhenmeter in sechs Stunden und 37 Minuten. Lothar Josef und Fritz Trudnowski gehen es ruhiger an und bleiben fast das ganze Rennen zusammen, am Ende verlieren sie sich aus den Augen und kommen mit wenigen Minuten Unterschied ins Ziel. Unterwegs gibt es alle 40 Kilometer eine Verpflegungsstation mit schwedischer Blaubeersuppe, Essiggürkchen, Bananen, süßen Brötchen und Säften. Sogar eine Massage ist möglich – sofern man das möchte.

Unter optimalen Bedingungen – kein Wind und angenehme Temperaturen – schaffen die meisten die anspruchsvolle Tour. 2019 haben nur rund 900 Starter vorzeitig aufgegeben. Doch wie kommt man auf die Idee, an der Vätternrundan teilzunehmen? "Durch Vorträge, die Fritz Trudnowski gehalten hat, bin ich auf den Geschmack gekommen", erklärt Josef. Da er schon immer "nicht auf Speed, sondern auf Langstrecke" gepolt ist, hat er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich gemeinsam mit Trudnowski angemeldet. "Ich konnte nicht einschätzen, ob ich das schaffe", schildert er seine Bedenken. Bislang lag seine längste Strecke bei 200 Kilometern.

Doch alles ging bestens, die beiden Starter aus dem Schwarzwald kamen gut durch. Während es für Lothar Josef ein besonderes Erlebnis war, ist Fritz Trudnowski schon ein alter Hase. Bereits zum siebten Mal ging er dieses Jahr auf die lange Radstrecke. Er spricht übrigens fließend Schwedisch, ist mit einer Schwedin verheiratet. In seinem Ferienhaus auf Gotland erholten sich die Langstreckler nach ihrer anstrengenden Tour. Und was ist nächstes Jahr? "Wenn der Kollege wieder an den Start geht, werde ich ebenfalls melden." Lothar Josefs Nichte, ebenfalls radbegeistert, hat bereits signalisiert: "Da will ich auch mit."