Der Kreuzungsbereich in Unterjettingen wird als kritischer Punkt gesehen. Foto: Geisel

Für ein Mobilitätskonzept ist mitunter wichtig, Daten und ein Stimmungsbild zu erheben. Genau das hat Büro BrennerPlan für Jettingen getan, einmal in Form einer Verkehrszählung, einmal in Form einer Bürgerumfrage.

Jettingen - Die umfassenden Ergebnisse stellte Malte Novak von BrennerPlan im Gemeinderat vor. Es sei "gut und im Sinne der Bürger" gewesen, das Thema anzugehen, schickte Bürgermeister Hans Michael Burkhardt voraus. Das Interesse und die Bedarfe seien durchaus da.

Die Bürgerumfrage wurde offen für jeden durchgeführt und sei daher "nicht repräsentativ" in einem statistischen Sinne, erläuterte Malte Novak. Doch sie gebe "ein gutes Stimmungsbild". Die große Anzahl der Antworten zeige das große Interesse an dem Thema.

542 Umfrage-Teilnehmer

Die Online-Umfrage fand von April bis Anfang Mai statt und brachte 542 Antworten. Etwa sieben Prozent der Einwohner Jettingens haben sich daran beteiligt. Altersgruppe, Geschlecht und Ortsteilzugehörigkeit waren bunt gemischt. Bei den Personengruppe überwogen allerdings die Vollzeit-Berufstätigen mit 51 Prozent, 21 Prozent der Teilnehmer sind in Teilzeit berufstätig, neun Prozent sind Rentner. Der Großteil der Teilnehmer verfügt über mindestens ein Auto im Haushalt, kaum jemand über ein E-Auto, dafür einige über ein Fahrrad und ein Teil über ein E-Bike.

Auto ist sehr beliebt

97 Prozent der Teilnehmer fahren gerne mit dem Auto, 86 Prozent nehmen gerne das Rad, 92 Prozent gehen gerne zu Fuß. Die Bahn nutzen immerhin noch 49 Prozent gerne, den Bus nur 29 Prozent.

82 Prozent der Befragten nutzen kein Car-Sharing, nur acht Prozent hätten immerhin prinzipiell Interesse an einem solchen Angebot. 67 Prozent nutzen (fast) täglich das Auto, 27 Prozent fahren ein bis drei Mal die Woche selbst.

53 Prozent gehen (fast) täglich zu Fuß, 29 Prozent gehen ein bis dreimal die Woche zu Fuß. Die Anzahl der Auto-Mitfahrten ist bunt gemischt und reicht von nie bis (fast) täglich.

Dasselbe Bild zeichnet sich beim Rad ab. Das E-Bike wird von 51 Prozent nie genutzt, aber immerhin von 25 Prozent ein- bis dreimal die Woche und von zehn Prozent (fast) täglich.

Bus ist selten genutzt

53 Prozent fahren nie mit dem Bus, 30 Prozent seltener als einmal im Monat, jeweils sechs Prozent ein bis drei Tage im Monat beziehungsweise in der Woche. Nur fünf Prozent sitzen (fast) täglich im Bus. Ähnlich verhält es sich mit der Bahn.

Die Infrastruktur für Fußgänger wird zudem insgesamt recht gut bewertet, allerdings gebe es einen Bedarf an mehr Querungshilfen. Auch beim Radverkehr sind die Nutzer relativ zufrieden, auch wenn sich das Stimmungsbild hier schon etwas ins Negative verschiebt. Noch deutlicher wird das beim KFZ-Verkehr. Vor allem die Vorschläge Tempo 30 im gesamten Gemeindegebiet und Tempo 40 auf Durchgangsstraßen scheinen schwierig. Für eine Verkehrsberuhigung konnte keine Mehrheit gefunden werden.

Beim ÖPNV fielen die Antworten wieder deutlich positiver aus. Der Seniorenbus bekam viel positives Feedback, auch das Angebot für Schüler scheint gut. Die Erreichbarkeit insgesamt wurde ebenfalls recht gut bewertet, ebenso die Zufriedenheit mit dem Angebot an sich und die Busverbindung als S-Bahn-Zubringer. Hinzu kamen noch einige Einzelanmerkungen, die beispielsweise Tempo 30 und die Parksituation betrafen.

Problembereiche

Darüber hinaus identifizierte Malte Novak "problematische Bereiche". Dazu gehören die Kreuzung in der Ortsmitte Oberjettingen und die Kreuzung in Unterjettingen mit den Abzweigen nach Mötzingen und Gäufelden, die Einbiegung von der Nagolder Straße in die Heilbergstraße sowie der gemeinsame Geh- und Radweg an der Nagolder Straße.

Auf der Gemeindeverbindungsstraße komme es zu Konflikten zwischen Fußgängern, Radfahrern und Fahrzeugführern. In einigen Straßen wurden die Gehwege als zu schmal bewertet oder es gingen Beschwerden über überhöhte Geschwindigkeiten ein. Das Fazit: Fast alle Problemstellen hängen mit dem Hauptstraßennetz und den Gemeindeverbindungsstraßen zusammen.

In der Verkehrszählung wurden viele Punkte auf den Hauptverkehrsachsen durch Jettingen erfasst. In der morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeit an Werktagen sind hier mehrere hundert Autos – gerechnet auf 24 Stunden – unterwegs. Im Vergleich zu 2005 sind das vor allem auf der Nagolder und der Herrenberger Straße deutlich weniger Fahrzeuge. Im Vergleich zu 2012/13 kam es jedoch zu einer Steigerung von zwei bis zu 21 Prozent.

Mehr Lieferverkehr

Lediglich auf der Nagolder Straße ist der Wert um weitere sieben Prozent gesunken. Auch bei Schwerverkehr und Lieferwagen, gerechnet auf acht Stunden, ist das werktägliche Verkehrsaufkommen im Vergleich zu 2012/13 gestiegen.

Radwegenetz hat Lücke

Ebenfalls erfasst wurden die derzeit am meisten genutzten Radwege. Was im Radverkehr fehle, sei ein Angebot entlang der direkten Hauptverbindung.

Aktuell sei Radverkehr lediglich in Seitenstraßen mit Umwegen relativ sicher, Querungen der Kfz-Hauptachsen seien nicht sicher gestaltet. Im nächsten Schritt müssten die Achsen festgelegt werden, auf denen ein Angebot für Radfahrer geschaffen werden soll.

Die Räte diskutierten die vorgestellten Daten ausführlich, stellten konkrete Rückfragen und brachten bereits Vorschläge ein oder wiesen auf Probleme du fehlende Angebote hin. Nun, so Bürgermeister Burkhardt, soll zeitnah eine Besprechung in der AG Mobilität stattfinden, um Vorschläge zu erarbeiten.