Michael Theurer (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und Digitales und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr bringt nun eine neue Gäubahn-Lösung ins Spiel. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Im Streit um die Anbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof Stuttgart brachte Schienenstaatssekretär Michael Theurer (FDP) am Dienstagnachmittag eine völlig neue Lösungsmöglichkeit ins Spiel.

Böblingen/Horb - Es bleibt weiter spannend um die Zukunft der Gäubahn. Fährt sie ab 2025 weiter bis zum Hauptbahnhof? Der Horber Ex-OB und jetzige Schienenstaatssekretär will nun prüfen lassen, ob in der Interimsphase ab 2025 zusätzliche Regionalzüge für die Bahnpendler bis zum Hauptbahnhof fahren.

Zug aus Freudenstadt in Eutingen gabeln lassen?

Theurer sagt nach dem Gäubahn-Gipfel im Böblinger Landratsamt am Dienstagnachmittag mit gut 70 Teilnehmern: "Ich denke, es gehört auch untersucht, ob wir den Regionalzug aus Freudenstadt in Eutingen gabeln lassen – ein Teil fährt Richtung Süden. Der andere Teil wird an die S-Bahn angekoppelt und könnte dann möglicherweise durch den S-Bahn-Tunnel bis zum Hauptbahnhof fahren."

Dies sei eine Lösung, die zumindest für die vielen Bahnpendler gangbar wäre. Der IC mit dem Fernverkehr, so Theurer, könnte dann alle zwei Stunden fahren.

2026 soll der Bau des Pfaffensteigtunnels starten

Ein ganz neuer Vorschlag. Nach dem Lenkungskreis am Montag war klar: Die Panoramabahn, ein Teilstück der Gäubahn in Stuttgart, wird durch eine Bahn-Betriebsgesellschaft aus DB, Land, Verband Region Stuttgart und der Landeshauptstadt erhalten. Mit Nordhalt.

Das heißt aber auch: Weil die Strecke zwei Jahre lang saniert werden muss, geht hier von 2025 bis 2027 gar nichts. 2026 soll der Bau des Pfaffensteigtunnels starten, der die Gäubahn ab Böblingen zum Flughafen und dann zum Hauptbahnhof führt. Der Bau soll im Jahr 2032 fertig sein, heißt es von der Bahn.

Hybrid-Diesellok als schnelle Lösung?

Die von Anrainer-Kommunen geforderte direkte Anbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof über die Panoramabahn wäre die günstigste Lösung für die Zwischenzeit. Die Landeshauptstadt Stuttgart lehnt das allerdings kategorisch ab.

Der Böblinger Landrat Roland Bernhard (parteilos), wohnt privat im Horber Stadtteil Bildechingen, bleibt trotzdem optimistisch: "Mit dem Erhalt der Panoramabahn und dem Nordhalt robben wir uns zumindest an den Hauptbahnhof heran."

Als Alternativen für die Anbindung des Fernverkehrs an den Hauptbahnhof wird auch die Umleitung über Tübingen oder Renningen geprüft. Dafür, so fordert Tübingen und die ganze Region, soll die Strecke zwischen Horb und Tübingen elektrifiziert werden. Kritiker befürchten, dass das so nicht funktioniert. Theurer: "Ich bin schon mit einer Hybrid-Diesellok gefahren. Das wäre eine schnelle Lösung."

Böblingen und Singen bleiben IC-Halt

Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Baden-Württemberg, will jetzt alle Alternativen auf die Machbarkeit prüfen. Diese Ergebnisse sollen auf den nächsten Gäubahn-Konferenzen vorgestellt werden.

Gut für die Gäubahn-Anrainer Böblingen und Singen. Staatssekretär Theurer bekannte sich klar dazu, dass beide Städte IC-Halt bleiben. "Wir werden die Anrainer-Konferenz wiederholen", stellte Theurer klar. Und: "Mein Vorschlag heute war, dass wir die Fahrplan-Konzeption zusammen mit der Bahn für die neue Gäubahn erarbeiten. Mein politisches Ziel ist, dass es diese beiden Fernhaltepunkte gibt, und, dass sie erhalten bleiben."

Kritiker sehen die Zukunft der Gäubahn gefährdet

Kritiker wie VCD-Landeschef Matthias Lieb oder der bahnpolitische Sprecher Bundes-Grünen, Matthias Gastel, befürchten, dass der eine Milliarde Euro teure Pfaffensteigtunnel politisch gar nicht bewilligt wird – und so die Gäubahn auf Dauer abgehängt wird.

Theurer dazu: "Der Bund hat eine klare Willensbekundung abgegeben. Das Projekt ist im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Das Ministerium hat diese Aussage rückgekoppelt."

Ein Projekt aus dem vordringlichen Bedarf

Gerd Hickmann, Leiter der Abteilung "Öffentlicher Verkehr" im Landesverkehrsministerium sagte: "Es ist Aufgabe der Exekutive, die Haushaltsmittel so zu steuern, dass der Bau des Pfaffensteigtunnel zeitnah erfolgen kann. Die hochrangige Zusage ist so hart, wie man sie bekommen kann. Wir hatten das auch bei der Strecke Wendlingen-Ulm – da hat es funktioniert!"

Theurer ergänzte noch, dass ein Projekt aus dem vordringlichen Bedarf – wenn es einmal begonnen ist – nicht mehr gestoppt werden könne. Die Deutsche Bahn hatte am Vortag nach dem Lenkungskreis noch einmal erklärt, dass 270 Millionen Euro aus den jetzt nicht mehr benötigten S21-Projektmitteln genommen werden, um den ersten Bauabschnitt des Pfaffensteigtunnels zu finanzieren.