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Nach dem Missbrauchsskandal um einen früheren Jesuiten-Pater sind die Schüler des Kollegs in Sankt Blasien im Schwarzwald (Kreis Waldshut) am Montag über Details informiert worden.

St. Blasien - Nach dem Missbrauchsskandal um einen früheren Jesuiten-Pater sind die Schüler des Kollegs in Sankt Blasien im Schwarzwald (Kreis Waldshut) am Montag über Details informiert worden. Mit einer kurzfristig einberufenen Schülerversammlung habe die Leitung des jesuitischen Internats auf die entstandene Unruhe reagiert, sagte der Direktor, Pater Johannes Siebner. Es habe bei Schülern, Eltern, Lehrern und Erziehern eine große Unsicherheit und viele Fragen gegeben. Diese müssten beantwortet werden. Dem Kolleg gehe es um die bestmögliche Aufklärung.

Ein Jesuit, der mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs am Berliner Canisius-Kolleg gestanden hat, war von 1982 bis 1984 am Kolleg Sankt Blasien als Lehrer tätig. Siebner geht davon aus, dass auch Schüler in Sankt Blasien missbraucht wurden. Zu ihnen äußerte sich Siebner in der Öffentlichkeit nicht. "Wir wollen vermeiden, dass Opfer zum zweiten Mal Opfer werden, beispielsweise dadurch, dass sie instrumentalisiert oder bloßgestellt werden." Das Recht der Opfer auf die Wahrung ihrer Privatsphäre müsse gewahrt bleiben.

Die Schule werde die Vorfälle aufarbeiten, sagte Siebner. Dies sei auch der Wunsch von Schülern und Eltern. "Wir werden daher offen mit diesem Thema umgehen." Aufklärung sei der einzige Weg, aus dem Missbrauchsskandal zu lernen.

Die Reaktion von Eltern sei verhalten. "Von denen, die sich gemeldet haben, habe ich positive und stärkende Signale erhalten. Das Vertrauen in unsere Bereitschaft, aufzuklären und die Wahrheit ans Licht bringen wollen, ist sehr groß." Das Kolleg arbeite eng mit der Beauftragten des Jesuitenordens für die Opfer sexuellen Missbrauchs, der Rechtsanwältin Ursula Raue, zusammen.

An dem Berliner Gymnasium wurden von 1975 bis 1983 mindestens 22 Kinder und Jugendliche missbraucht. Täter waren nach Angaben der Schule zwei Patres, die als Lehrer arbeiteten. Weitere Fälle wurden neben Sankt Blasien auch an einer Schule in Hamburg bekannt.