Holger Klein (von links), Geschäftsführer des Weinbauverbands, Badens Weinkönigin Julia Noll, Minister Peter Hauk, der den Öchsle-Gehalt misst, und Weinbaupräsident Rainer Zeller Foto: Ralf Deckert

Ein EU-Gesetzentwurf bedroht den Weinbau – doch der Agrarminister Peter Hauk sieht Chancen auf eine Lösung. Über praktisch alle Fraktionen im Europaparlament hinweg zeige sich mittlerweile, dass der Entwurf der Kommission als überzogen eingeschätzt werde.

Der Minister hat ein Gefühl, aber noch keine konkreten Entscheidungen zu verkünden: Seit über einem Jahr macht ein Entwurf für eine neue EU-Pflanzenschutzverordnung den Winzern in Deutschland das Leben schwer, da er ein Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln in jeglicher Art von Schutzgebiet vorsieht. Bedeuten würde dies, so Verbandspräsident Rainer Zeller vom Badischen Weinbauverband in Freiburg, dass beispielsweise in einer Kulturlandschaft wie dem Kaiserstuhl am Ende kein Weinbau mehr möglich wäre, nicht einmal mehr Bio-Wein wäre drin. Und dass mit dem Ende des Weinbaus auch der Tourismus in der Region sterben würde, da niemand eine Brachlandschaft besuchen würde, wo früher bester Wein produziert wurde.

Minister Hauk zeigt sich zuversichtlich

Auf Landesebene zeigt sich Agrarminister Peter Hauk (CDU) zuversichtlich: Über praktisch alle Fraktionen im Europaparlament hinweg zeige sich mittlerweile, dass der Entwurf der Kommission als überzogen eingeschätzt werde: „Selbst die Umweltbewegten sagen: das ist zu viel“, sagt Hauk bei der Herbstpressekonferenz des Weinbauverbands in Merdingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) am Freitag. Er habe daher ein gutes Gefühl, dass das baden-württembergische Biodiversitätsstärkungsgesetz eine Blaupause werden könne in Brüssel. Das Gesetz, das aus dem Streit um das „Bienen-Volksbegehren“ für mehr Umweltschutz 2019 entstanden war, habe sich in den vergangenen zwei Jahren bewährt. Zuletzt sei der Pestizideinsatz im Land um 10 Prozent rückläufig gewesen. Er sei zuversichtlich, dass auch das Ziel von bis zu 40 Prozent Bio-Betrieben im Land bis 2030 noch machbar sei, wenngleich Bio-Winzer und -Landwirte es derzeit eher schwer hätten, sagt Hauk. „Bei den Lebensmitteln wird am schnellsten gespart“.

Verbraucher werden bei hohen Preisen zögerlich

Das spüren auch die Winzer, so Zeller: bei einem Preis von über 5 Euro je Flasche werde der Verbraucher zögerlich. Dabei bräuchten die Winzer mehr Geld für ihre Produkte, sagt Verbandsgeschäftsführer Holger Klein: Generell sei der Weinkonsum rückläufig. Und Stürme und Hagel-Ereignisse wie zuletzt Ende Juli und Ende August würden eine Menge Mehrarbeit in den Reben und somit auch Mehrkosten verursachen. „Unterm Strich ist die Ernte aber gut“, erklärt Klein: man rechne in Baden in diesem Jahr mit bis zu 120 Millionen Litern Wein. Eine Menge, die im langfristigen mittel liege. Und auch die Qualität sei stimmig: „Die Weine werden elegant und feinfruchtig.“