Michael Ebert im Zwiegespräch mit Moderator Christoph Plum in der Aula Foto:  

Michael Ebert erzählt in seinem Erstling „Nicht von dieser Welt“ von Armut, Tod und der Leichtigkeit des Seins. Sein Buch hat er bei einer Lesung in der Aula des Schramberger Gymnasiums vorgestellt.

Es war eine Rückkehr, auf die er sich gefreut hat. Nun saß Michael Ebert in der Aula des Schramberger Gymnasiums, jener Schule, auf der selbst das Abitur ablegte und danach erste berufliche Schritte unternahm. Ebert war an diesem Abend zurückgekehrt in jene Stadt, in der er einen Großteil seiner Jugend verbracht hat.

Heute ist Ebert ein Top-Journalist, Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung und hat, wie er selbst sagt, den „coolsten Job im deutschen Journalismus“. Und doch haben ihn die Kindheit und Jugend in Schramberg bis ins Innere geprägt.

Ebenso wie die seines Alter Egos, Mischa, der Held seines druckfrischen ersten Romans „Nicht von dieser Welt“, aus dem er einige Passagen las und den zahlreichen Zuhörern im Zwiegespräch mit Moderator Christoph Plum durchaus auch Einblicke in sich selbst gewährte. Die „Buchlese“ in Schramberg hatte zu diesem besonderen Abend eingeladen.

Mischa lebt, wie einst ähnlich Michael Ebert, im Wohnheim des Krankenhauses. Mischas Mutter arbeitet dort. Beinahe täglich erlebt er bei seinen Besuchen dort Kranke, Versehrte und natürlich den Tod.

Der Tod ein wiederkehrendes Thema

Der Tod ist ein immer wiederkehrendes Thema für den Jungen. Die Menschen hätten das Sterben weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt, sagt Ebert im Gespräch mit Plum. Der schüchterne Mischa spürt im Krankenhaus jedoch dessen Allgegenwart.

Mischa, wie auch der junge Michael Ebert, lebt, wie man heute neudeutsch sagt, in prekären Verhältnissen. Oder direkter, die Familie ist einfach arm.

Ständige finanzielle Sorgen

Ständige finanzielle Sorgen zermürben die Mutter. Um so wichtiger ist der Zusammenhalt zwischen beiden. Statt „Dom Rep“ wie bei seinen Schulkameraden bedeuteten die Sommerferien sechs Wochen Schramberger Freibad, zieht Michael Ebert Parallelen zu sich selbst.

Der ständige Mangel an Geld zeigt auch Mischa, dass andere Dinge wichtig(er) sind. Die Familie, das gute Verhältnis zu seiner Mutter.

Wünsche nicht aufschieben

Und seine Beobachtungen im Krankenhaus mahnen ihn, im Jetzt zu leben und Wünsche nicht aufzuschieben.

Da wird sein Leben von der Austauschschülerin Sola auf den Kopf gestellt. Der Wirbelwind ist das ideale Pendant zu Mischa. Sie zeigt ihm, dass viele Dinge möglich sind, auch ohne Geld. Und sie fassen einen tollkühnen Plan. Nach der Wende wurden mehr als 100 Milliarden Ostmark vergraben und einbetoniert, weil man sie nicht mehr brauchte. Dieses Geld würde alle ihre Probleme lösen. Eine abenteuerliche Reise in die „Terra inkognita“ der neuen Länder beginnt.

Ein Familienmensch

In Mischa steckt, wen wundert’s einiges von Michael Ebert. Er ist Familienmensch geblieben, schrieb seinen Roman nachts, wenn Frau und Kinder schliefen.. Auch heute beschäftigt ihn der Tod und die herrschende Armut in Deutschland. 15 Millionen Menschen leben in Armut, weitgehend unbeachtet, legt Ebert den Finger in die Wunde.

Der Roman ist ein Plädoyer für die Eroberung von persönlichen Freiräumen und dafür, seinen Ideen und Träumen zu folgen – ehe es zu spät ist.

Warmer Applaus für nachdenkenswerten Abend

Mit warmem Applaus dankten die Zuschauer Ebert und Plum für einen nachdenkenswerten Abend. Und viele nahmen das Buch mit nach Hause, neugierig geworden auf Mischa und seine Freundin Sola.