Ferienwanderung: Mehr als 200 Gäste nehmen den Weg rund um Tieringen in Angriff / Viele Informationen

Die wohl mit anstrengendste Wandertour bei den Meßstetter Ferienwanderungen hat der Heimatverein Kohlraisle Tieringen zusammen mit dem Wanderführer Christoph Eppler veranstaltet.

Meßstetten-Tieringen. Wiederum waren es mehr als 200 Gäste, darunter auch zahlreiche Neueinsteiger, die zum Treffpunkt Skilift Oberstocken gekommen waren, um bei einer erlebnisreichen Wanderung dabei zu sein.

Von dem Parkplatz aus ging es bis zur Straße, die zum Heidenhof führt. Dort bogen die Wanderer auf den recht steilen Waldweg "Schranden" ab. Dieser Fußweg erforderte von den Teilnehmern auf dem knapp einen Kilometer langen Anstieg große Kondition und Durchhaltevermögen. Alle waren glücklich, auf der Höhe in der Nähe des Heidenhofes eine kurze Rast einzulegen.

Hans Eppler wusste einiges über den "Schrandenweg" zu berichten. So unter anderem, dass auf diesem Weg in den 1950er- und 1960er-Jahren Skirennen mit bis zu 200 Teilnehmern stattgefunden haben.

Über das Obernheimer Sträßle wanderte man in Richtung Aussichtspunkt "Rappenstein". Bei einem Maisfeld und einer Wiese, wo ein Mitglied des Heimatvereins Kohlraisle, der eine Landwirtschaft betreibt, sich über das Verhalten der Wanderer, vor allem der Spaziergänger mit Hunden, beklagte. Sie liefen einfach über die Wiesen, anstatt auf den Wanderwegen zu bleiben. "Selbst Autofahrer befahren die Wiesen, anstatt die Parkplätze zu benutzen." Man sollte sich im Allgemeinden etwas rücksichtsvoller in der Natur bewegen, war sein Appell.

1975 wurde Tieringen erstmals erwähnt

Am Rappenstein angekommen bot sich den Wanderern ein Blick über das Schlichemtal zum Lochenstein, dem Schafberg und Plettenberg, sowie zum Oberhausener Hof, der einst als Rittergut diente.

Urkundlich wird Tieringen erstmals 1275 erwähnt; damals gehörte es den Grafen von Hohenberg. Um 1300 besaß Graf Friedrich von Zollern Land in Tieringen. Am 2. Mai 1345 und 1347 erfolgte ein Verkauf mit Hossingen, Tieringen und Meßstetten an Heinrich von Tierberg. 1348 übereignete Graf Heinrich von Hohenberg Heinrich dem Schmied von Unterdigisheim den Bannwarten Hof in Tieringen. Schließlich wurde 1418 an den Grafen von Württemberg verkauft.

Vom Schlossgut Oberhausen wird geschrieben, dass als Peter Scheel 1530 den Linkenhof zu Hausen und den Hof Winzelner erwarb und 1533 ins Lehen von Österreich die Ortsherrschaft zu Hausen übernahm, er sich zu diesem Besitz ein Schloss erbauen wollte. Dort aber verlief am Röte Grabenbach die Grenze zwischen Württemberg und Österreich, denn Tieringen war 1418 württembergisch geworden. Österreich verlangte, Scheel müsse das Schloss auf österreichischem Territorium errichten, während Württemberg darauf bestand, dass die in Winzeln abgebrochenen Gebäude auf seinem Territorium wiedererstehen müssten. So kam es, dass Scheel ein neues Anwesen, das den Namen Oberhausen bekam, auf die Grenze setzte. Die Wirtschaftsgebäude und das Amtshaus, die zusammen die "Vorstadt" genannt wurden, kamen auf württembergischen Boden und das von seinem Sohn 1555 erbaute Schloss auf österreichischen Boden.

1525 brachte der Bauernaufstand die soziale und politische Unzufriedenheit in Meßstetten zum Ausbruch. Oberdigisheim und Tieringen wurden Zentren des Aufstands. Im Januar 1711 musste Herzog Eberhard zwangsverkaufen. Die Schlichem unternimmt in ihrem Lauf von der Quelle bis zur Mündung eine geologische Reise durch die Deckschichten des Erdmittelalters. Sie prägt das Schlichemtal und fließt nach rund 30 Kilometer bei Erpfingen in den Neckar.

In steilem Abstieg führte der Waldpfad hinunter auf die Verbindungsstraße zwischen Tieringen und Hausen am Tann. Nächstes und letztes Ziel war die Kapelle, die genau auf der Grenze zwischen Tieringen und Hauen am Tann erbaut worden ist. Zur Überraschung der Wanderer hatte der Initiator des Käppelebaus, Eugen Schick, davor zusammen mit weiteren Mitgliedern des Heimatvereins eine Wasserstation aufgebaut, bei der sich die Wanderer erfrischten. Während die Besucher das Käpelle besichtigten, ließ Schick das Glöckchen läuten und erzählte vom Bau des kleinen Gotteshauses. Zum Ausklang der Wanderung wurde in der Schlichemhalle bewirtet.

Weitere Informationen: Die nächste und letzte Ferienwanderung findet am Mittwoch, 4. September, in Oberdigisheim statt. Der Treffpunkt ist um 17 Uhr auf dem Unteren Parkplatz beim Stausee.