Die Skulpturen des Künstlers Thomas Putze im Feriendorf Tieringen laden ein, sich zurückzuziehen und zu meditieren. Die Impulsstationen sind ein weiteres Angebot der Einrichtung, die Familien eine Oase bieten will, um sich vom Alltag zu erholen. Fotos: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Impulsstationen: Im Tieringer Feriendorf

Das evangelische Feriendorf Tieringen will eine Oase sein für Familien und offen für Gäste aller Lebensalter und Konfessionen. Ein Schwerpunkt ist das christliche Profil. Dazu sind jetzt im 50. Jahr des Bestehens drei Impulsstationen geschaffen.

Meßstetten-Tieringen. "Wir sind ein Feriendorf mit christlichem Hintergrund", sagt der Leiter Bernhard Deyhle, aber dennoch offen für Menschen jeglicher Religion. So suchen beispielsweise auch Muslime Erholung in der Tieringer Einrichtung. Auf dem Gelände hat nun der Künstler Thomas Putze aus Stuttgart drei Impulsstationen aufgebaut und mit den Naturmaterialien Stein und Holz etwas erschaffen: Figuren und Skulpturen, die einen Fingerzeig geben und zum Verweilen einladen.

Ein Mensch mit seinen Lasten kommt an: Die riesige Begrüßungsfigur am Eingang im Oberdorf nimmt als Skulptur aus Eichenholz den Gast mit in die Anlage – überdimensional. Einen Arm reckt sie zum Himmel, die rechte Hand, die Grußhand, ist geöffnet, ihre Finger zeigen alle nach oben. Die linke Hand hält sich an einem Metallbügel fest, der mit einem Stein verbunden ist, der auf der Erde liegt – wohl ein Gepäckstück. Die Figur ist ein Sinnbild für das Ankommen und Weitergehen, die sagen will: Im Feriendorf ist jeder willkommen und darf seine Lasten ablegen. Und wenn er den geborgenen Ort wieder verlässt, geht er mit neuem Blick und neuer Kraft.

Besucher bekommen Texte und Gebete

Wie bei den anderen Stationen bekommen die Besucher biblische Texte, Gebete, Gedichte, Gedanken, Anleitungen für die Meditation und bei der Begrüßungsfigur eine Entspannungsübung, bei der sie die Skulptur nachstellen, an die Hand, abrufbar ganz modern per QR-Code auf das Smartphone. Außerdem sind Tafeln an den Stationen installiert.

So auch im Unterdorf, wo bei der zweiten Skulptur zwei Hände aus Holz auf der linken Seite des Weges grüßen, eine dritte weiter hinten auf der rechten Seite weiter in die Siedlung und zum Spielplatz führt. Die kleinere Hand bewegt filigran die Finger. Die dritte Hand trägt einen abgerundeten Stein. Die drei Hände sind mitten in der Landschaft festgewachsen. Zitate weisen auf die Bedeutung der menschlichen Hände hin: "Der Mensch ist das klügste Wesen, weil er Hände hat", wie Anaxagoras sagt, überliefert von Aristoteles. Und es gibt Wissenswertes, etwa dass die Hand im Lauf des Lebens rund 25 Millionen Mal gebeugt und gestreckt wird.

Steine öffnen den Blick auf das Kreuz

Die dritte Station liegt hinter den Ferienhäusern im Oberdorf auf einem Platz, der einladen soll zu Gottesdienst und Meditation. Kantig ragen dort zwei Steinquader auf, die sich gegenüber stehen. Es sind Steine aus dem braunen Jura – mindestens 150 Millionen Jahre alt. Sie nehmen die Landschaft ins Visier, rufen zum Innehalten, zum Umschreiten, zum sie Berühren auf. Künstler Thomas Putze hat dabei etwas Besonderes kreiert: einen schmalen Durchblick zwischen den beiden Steinen. Zwischen den Steinquadern eröffnet Putze einen neuen Blickwinkel: Wer an einer bestimmten Stelle des Platzes in einem bestimmten Winkel auf die zwei Steine schaut, erkennt in der optischen Aussparung ein Kreuz, durch das er sieht.

Die Impulsstationen werden am Jubiläumstag, am Samstag, 24. Juni, durch Oberkirchenrat Werner Baur und den Künstler übergeben. Für das Projekt floss ein Zuschuss der evangelischen Landeskirche. "Mal sehen, wie die Stationen angenommen werden", sagt Deyhle. Die Idee für zwei weitere Stationen sind bereits vorhanden. Sie zu verwirklichen, ist allerdings eine finanzielle Frage. Die drei Skulpturen verweisen auf die Werte und die Gemeinschaft, welche die Verantwortlichen des Tieringer Feriendorfs den Gästen vermitteln wollen. Sie schaffen Raum für Begegnungen.