Militärisches Sicherheitsgebiet ist der Bereich auf dem Weichenwang. Foto: Sauter

Radarstellung unverzichtbar: Gesammelten Informationen für Sicherheit des Luftraumes benötigt.

Meßstetten - Neben dem Wasserturm ist die Radarkuppel auf dem Weichenwang ein Wahrzeichen der Stadt Meßstetten. Auch nach dem Abzug der Luftwaffe vom Geißbühl bleibt die Radarstellung in Betrieb.

Der geschichtliche Ursprung der Radarstellung reicht bis ins Jahr 1958 zurück. Mit dem damaligen Spatenstich wurde gleichzeitig mit den Einrüstarbeiten für das erste Radargerät des Typs AN/FPS-7E auf dem 989 Meter hoch gelegenen Weichenwang begonnen.

Dieses taktische Luftraumaufklärungs- und Frühwarnradargerät wurde kurze Zeit später durch das AN/MPS-14 ergänzt. Sechs Jahre später, im Dezember 1964, waren alle Maßnahmen abgeschlossen und der Einsatzbetrieb wurde aufgenommen. Bedingt durch das Einrüsten des neuen Höhenmessradargerätes S-244 war 1967 der Neubau eines dritten Radarturms notwendig.

Durch den technologischen Fortschritt wurden im Laufe der Jahre alle drei vorhandenen Radargeräte durch das neue Hughes Air Defense Radar, kurz genannt HADR, ersetzt. Somit wurden zwei der drei Radartürme überflüssig und 1995 abgebaut. Bis zum heutigen Zeitpunkt hat sich das äußere Erscheinungsbild der Stellung nicht mehr verändert. Ursprünglich als Schiffsradar entwickelt, liefert das dreidimensionale, computergesteuerte Radarsystem HADR die Radardaten per Modem ins Datennetz der Bundeswehr. Dank der hohen Sendepulsenergie ermöglicht das Gerät eine genaue Zielerfassung der Luftfahrzeuge bis zu einer Reichweite von 250 Seemeilen, was etwa 463 Kilometern entspricht.

Insgesamt fünf Mal pro Minute dreht sich das etwa 30 Quadratmeter große Radargerät auf dem Sockel unterhalb der Radarkuppel, um ein lückenloses Luftlagebild darzustellen: "ein unverzichtbarer Bestandteil, um die Sicherheit des Luftraumes unserer Republik zu gewährleisten", sagt Oberleutnant Maik Günther. Er und weitere 15 Soldaten sowie ein Zivilbediensteter sind derzeit für den Einsatzbetrieb auf der Radarstellung an 365 Tagen im Jahr im Schichtsystem rund um die Uhr tätig. Die Mehrzahl des Personals besteht aus Zeitsoldaten, die teilweise mehrere hundert Kilometer Anreisewege von ihren Heimatorten – unter anderem Köln, Kassel und Berlin – haben.

Besteht Gefahr durch Strahlung?

Auf die Gefahr der Strahlung angesprochen, erklärt Oberleutnant Günther, dass jedes Handy eine größere Strahlenbelastung für den Menschen darstelle als ein Radargerät, das zur Luftraumüberwachung genutzt werde. "Sämtliche ständig gemachten Messungen der Strahlenbelastung, auch außerhalb der Stellung, weisen Ergebnisse weit unterhalb der gesetzlich zulässigen Messwerte aus, so dass keine Gefahr für Mensch und Tier besteht", betont der stellvertretende Zugführer, Hauptfeldwebel Markus Vogt. "Übrigens ist die Kunststoffkuppel auf dem Radarturm lediglich ein Wetterschutz für das Radargerät", so Vogt.

Nach dem derzeitigen Plan des Verteidigungsministeriums wird der Einsatzführungsbereich 1 zum 31. Dezember aufgelöst. Danach sind die Einsatzführungsbereiche 2 und 3 – stationiert in Erndtebrück und Holzdorf – für die kontinuierliche militärische Luftraumüberwachung für Deutschland zuständig. Aus dem Radarzug der Stabs- und Unterstützungskompanie 12 wird voraussichtlich der neue Abgesetzte Technische Zug 249 ins Leben gerufen. Insgesamt 18 solcher Züge, – verteilt über Deutschland von der Ostsee bis zu den Alpen – versorgen danach die Luftwaffengefechtsstände der beiden Einsatzführungsbereiche mit den notwendigen Radardaten. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Flugsicherung verwenden die Fluglotsen das Luftlagebild auch für die zivile Flugverkehrskontrolle. Für die Radarstellung auf dem Weichenwang ist das mit einem geringen Zuwachs an militärischen und zivilen Dienstposten verbunden.

Baubeginn ist erst in ein paar Jahren

Neben einem neuen Wachgebäude ist der Neubau eines größeren Technik- und Dienstgebäudes geplant. Baubeginn soll jedoch erst in ein paar Jahren sein. Als Übergangsquartier ist das vier Kilometer entfernte Einsatz- und Geschäftsgebäude vor dem Bunker Martin am Rande des Truppenübungsplatzes Heuberg vorgesehen. Die Radarelektroniksoldaten sind künftig dem Einsatzführungsbereich 2 unterstellt. Sanitätsdienstlich und wirtschaftlich versorgt der nächstgelegene Bundeswehrstandort in Stetten a. k. M. die Station. Damit ist die Zahl der Uniformträger in der Garnisonsstadt Meßstetten von ehemals mehr als 2000 auf etwa 20 reduziert.