Ein Teil der Wanderschar war ausgebrochen und musste zurückgepfiffen werden. Fotos: Lissy Foto: Schwarzwälder Bote

Meßstetter Ferienwanderungen: Hartheim war Ausgangspunkt und Ziel einer ereignisreichen vierten Tour

Auch die vierte Meßstetter Ferienwanderung war, nicht zuletzt dank bestem Wanderwetter, sehr gut besucht: Über 230 Teilnehmer zählte die Schar, die sich vor der Hartheimer Festhalle eingefunden hatte.

Meßstetten-Hartheim. Einige dieser 230 hieß Wanderführer Rudolf Baumgartner namentlich willkommen, etwa Ortsvorsteher Bodo Schüssler, Bürgermeister Frank Schroft, Landrat Günther-Martin Pauli und Alt-Bürgermeister Lothar Mennig. Zuerst kauften alle Wanderer ihre "Vespermärkle"; danach machten sie sich auf den annähernd sechs Kilometer langen Weg. Der führte zunächst durch den Ort in Richtung Heinstetten; am Ortsrand querte die Karawane dann die Landesstraße 196 und wechselte auf den Feldweg. Sie passierte den Grillplatz "Killsteig" und erreichte das Feldkreuz "14 Nothelfer".

Auf der Wegkreuzung gab Rudolf Baumgärtner dann einen kurzen Überblick über die 1250-jährige Geschichte Hartheims, das im wohl im Frühmittelalter als "Heim" am oder im "Hart", also einem Wald, gegründet worden sei. Die älteste Siedlung lag auf dem Heidenfeld; wie der Name sagt, stammen die dort gemachten Funde aus vorchristlicher Zeit.

Es folgte ein Zeitsprung ins frühe 16. Jahrhundert, die Zeit des Bauernkriegs. Auf dem Heuberg waren Tieringen und Oberdigisheim Zentren des Aufstandes.

Ein besonders rühriger Agitator soll der Oberdigisheimer Pfarrer gewesen sein; er suchte die Bauern zu Hause auf, um sie gegen die Obrigkeit aufzuwiegeln – und wenn er sie dort nicht antraf, dann, so Baumgärtner, stieg er des Nachts zu den Strohwitwen ein. In der Hart stand ein weiterer Geistlicher an der Spitze der Aufständischen, der Meßstetter Kaplan Germanus Kopp. Hartheim gehörte damals gerade zur Herrschaft Werenwag, und das war ein Glück für die besiegten Bauern, denn Hans Walter von Laubenberg übte relative Nachsicht mit ihnen – die Namen der Aufständischen und die zwölf Bedingungen der Unterwerfung finden sich im sogenannten "Tyrannenbrief", den die "edlen Herren" Werner von Ehingen, Vogt zu Balingen, Hans Rudolf von Tierberg und Leonhard von Wildenstein, besiegelten. In späteren Jahrhunderten war Hartheim mal vorderösterreichisch, mal badisch; seit der Kreis- und Gemeindereform gehört es zum Regierungsbezirk Tübingen.

Nach dieser historischen Rückschau, welche die Zuhörer stellenweise mit Gelächter quittierten, ging es weiter durch den Sträubelewald und auf dem Schotterweg in Richtung Alter Hau und zurück nach Hartheim. Ein Missverständnis führte unterwegs zu einer Zwangspause: Die Mitglieder des DRK hatten eine falsche Richtung eingeschlagen und die Lautsprecheranlage mitgenommen. Nicht weiter tragisch: Die Gelegenheit zur Rast und Erfrischung kam den Wanderern gerade recht und Rudolf Baumgartner ebenfalls – er erzählte weitere Begebenheiten aus der Hartheimer Geschichte.

Ein Teil der Wanderer machte sich anschließend, ohne auf ihn zu warten, auf den vermeintlichen Weg nach Hartheim und schlug prompt die falsche Richtung ein – die Ausreißer wurden zurückgepfiffen; der richtige Weg führte nach einem kurzen Anstieg durch ein Wäldchen, und dann hatte man auch schon wieder Hartheim vor sich.

Die Hartheimer zählen sich immer noch zu den Badenern

Dorthin zurückgekehrt besichtigte die Schar noch die Bauten, die vom historischen Jubiläumsfestumzug zurückgeblieben waren, und begab sich dann zur Festhalle, wo schon das Vesper wartete und die in großer Besetzung angetretenen Hartheimer "Oldies" unter der Leitung von Norbert Deufel musizierten.

Die Hartheimer machten auch kein Hehl daraus, dass sie sich nach wie vor Baden zugehörig fühlen; das mit großer Inbrunst gesungene Badenerlied war ein unmissverständliches Bekenntnis. Während der Wanderung hatten sich das Diasporahaus Bietenhausen und das Jugendbüro Meßstetten um die Kinder gekümmert. Die nächste Ferienwanderung geht am Mittwoch, 22. August, in und um Meßstetten über die Bühne. Treffpunkt ist 17 Uhr der Erwin-Gomeringer-Platz.