Kunstrasen ist nicht unproblematisch, wie Planer Jörg Sigmund darlegte, und hat nicht ganz so viele Vorteile, wie manche Stadträte sich erhofft hatten. Foto: von Erichsen Foto: Schwarzwälder Bote

Sportplatz Eichhalde: Kontroverse Diskussion im Gemeinderat zeigt: Die Entscheidung ist nicht einfach

Soll ein Kunstrasenplatz den bisherigen Sportplatz Eichhalde ersetzen? Über diese Frage hat der Gemeinderat Meßstetten in seiner jüngsten Sitzung unerwartet kontrovers diskutiert – denn es ist ein neuer Aspekt aufgetaucht.

Meßstetten. Die grundsätzliche Machbarkeit sollte Jörg Sigmund von der Firma Sigmund Freiraumplanung, der auch das Sport- und Freizeitgelände auf dem Blumersberg plant, untersuchen: Es geht um einen Kunstrasenplatz als Ersatz für das bisherige Spielfeld Eichhalde – ein Gebiet, für das seit 1912 ein Bebauungsplan besteht, der 1965 zuletzt geändert wurde. Für eine Flutlichtanlage mit sechs Masten habe das Landratsamt bereits grünes Licht gegeben, berichtete Sigmund im Gemeinderat. Allerdings müsse nun noch eine Schallemissionsprognose in Auftrag gegeben werden.

Laut der Baugrunduntersuchung des Tübinger Büros Berghof Analytik ist der obere Belag des Feldes unproblematisch. Die mittlere Schicht, rund 45 Millimeter dick, setze sich allerdings aus Mineralölkohlenwasserstoffen zusammen, und die seien problematisch, die Tragschicht sei sogar gefährlich. Nur der Schotter darunter sei nicht belastet; er könne sogar wiederverwendet werden, und die Drainage-Kontrollschächte im Platz ließen sich eventuell ertüchtigen.

Eine Kostenprognose für den bisher 105 mal 66 Meter großen Platz, der nach dem Umbau wieder fast 7000 Quadratmeter und mit 107 mal 65 Metern nur ein leicht verändertes Format haben werde, hat Sigmund bereits aufgestellt. Anders als bisher sei dann eine umlaufende Belagsfläche nötig, um die Infill-Materialien, die ein Kunstrasen brauche, auffangen und wieder zurück auf den Rasen kehren zu können. Denn dabei handle es sich um Mikroplastik, und die sei jüngst arg in die Schlagzeilen geraten, weil sie sich aus der Umwelt praktisch nicht mehr entfernen lasse. Es gebe aber Alternativen zu synthetischen Materialien, Sand etwa oder Korkgranulat.

Die Ballfangzäune sind klirrfrei – sie geben nur dumpfe Töne von sich

Vorgesehen hat Sigmund außerdem vier Meter hohe klirrfreie Ballfangzäune an den Kopfseiten, 1,40 Meter hohe Zäune an den Seiten des Spielfeldes, und mehrere Zugänge, auch zum Zweck der Pflege und vom Parkplatz her.

Sigmunds Kostenprognose hat es in sich: Knapp 1,58 Millionen Euro – da mussten einige Stadträte erst einmal schlucken. Die Entsorgung des belasteten Altmaterials schlägt halt zu Buche. Der reine Sportplatzbau liege mit 660 000 Euro im marktüblichen Rahmen, erklärte der Planer. In den nächsten Planungsschritten gehe es nun darum, das optimale Material zu finden.

Doch eines nach dem anderen – zunächst wurde engagiert diskutiert: "Erschrocken" über die Kosten, fragte Thomas Holl (Freie Wähler) nach dem Winterdienst und erfuhr, dass Kunstrasen im Winter ebenso wenig nutzbar sei wie Naturrasen: Gefrorene Plastikhalme könnten brechen.

Und was ist , wenn die Bundespolizei die ehemalige Zollernalb-Kaserne beziehen sollte? "Ob die kommt und ob sie uns den Platz zur Nutzung überlassen würde, wissen wir noch nicht", sagte Bürgermeister Frank Schroft. Abkaufen könne ihn die Stadt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) nicht – und die lege die Nutzung fest: "Wenn Bundesbedarf besteht, geht das immer vor." Für Ende September sei ihm ein Signal zugesagt worden.

Die Kostenprognose ist sehr belastbar – da ist noch etwas Luft drin

Ernst Berger (CDU) fragte, wie belastbarkeit die Kostenprognose sei. "Sehr belastbar", antwortete Sigmund, "da stecken sogar noch Sicherheiten drin." Alfred Sauter (Bürgerliste) wies auf die Bedeutung des Platzes für den Fußballverein Meßstetten hin und betonte: "Passieren muss eh etwas. Das ist ja ein Schandfleck da oben."

Oliver Rentschler (Bürgerliste) wolte wissen, wie die Folge- und Sanierungskosten von Kunst- beziehungsweise Naturrasen aussähen – dieser Vergleich wird einer der nächsten Schritte sein. Sigmund verwies darauf, dass auch Kunstrasen Folgekosten verursache, Naturrasen aber mehr Pflege und vor allem Wasser brauche, dazu Dünger, der das Grundwasser belasten könne. "Kunstrasen hat zudem den Vorteil, dass es um 14 Uhr Katzen hageln kann und der Platz dennoch um 16 Uhr bespielbar ist."

Einig waren sich alle Räte mit Bürgermeister Schroft, dass ein Kunstrasenplatz für alle Sportvereine der Stadt nutzbar sein müsse. Jochen Wienke (CDU) meinte gar, in einer Stadt wie Meßstetten rentierten sich zwei davon. Am Ende stimmten die Gemeinderäte der Planung geschlossen zu und beauftragten Jörg Sigmund, sie fortzuführen.