Norbert Kiefer und eines seiner Werke Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Norbert Kiefer geht mit akribischer Ausdauer und Geduld an seine Werke / Farbenroh und überraschend

Norbert Kiefers Glaskunst ist schon international ausgezeichnet worden. Sie ist farbenfroh und offenbart viele Überraschungseffekte. Kiefers Werke sind geprägt von Ästhetik, der Liebe zum Detail und technischem Know-how.

Meßstetten. 40 Jahre lang widmete sich Norbert Kiefer neben der Musik auch der Glaskunst. Seine künstlerische Ader war für ihn, als er 1994 die Leitung der Musikschule übernahm, der Anlass, die Gründung der Kunstschule anzuregen. Bis dato gab es ausschließlich die Musikschule in Albstadt. Nach einem Jahr wurde der ehemalige Grund- und Hauptschullehrer, der zuvor die Leitung der Musikschule in Pforzheim innehatte, auf ganzer Linie bestätigt: Er hatte eine Nische eröffnet. Die Anzahl der Schüler im Alter von fünf bis 83 Jahren wuchs in kurzer Zeit von 30 auf 180 an. Heute ist die Kunstschule aus Albstadt nicht mehr wegzudenken.

Der Glaskünstler Norbert Kiefer wandelte seine Werke von der Tiffany-Glaskunst, mit der er begonnen hatte, zur Recycling-Schmelzglaskunst. Ein Werkstattkurs zur Glasverschmelzung öffnete vor rund 30 Jahren die Tür zu einer neuen Form des künstlerischen Tuns.

Vor allem das technische Know-How ist dabei eine große Herausforderung. Zunächst muss für die meisten Objekte eine Form geschaffen werden. Für das große Glasschiff, mit dem Kiefer auf internationalen Ausstellungen zu sehen war, musste zunächst eine Negativform hergestellt werden. Mit einer Länge von fast zwei Metern steht das Glasschiff "Ship of hope" heute im Garten des Künstlers. In drei Teilen geschmolzen, die wiederum mit Metallgürteln verbunden sind, die mittlerweile Rost und Verwitterungsspuren zeigen, ist das Werk auch ein Symbol für ein langes, aber vergängliches Leben. Das Interessante an Kiefers Werken ist der Charme von weiblicher Leichtigkeit. Sie sind allesamt farbenfroh und lebensbejahend. Für die Skulpturen von Mann und Frau, die sich sehr nah und als Einheit gegenüberstehen, erhielt er 2006 einen internationalen Glaskunstpreis.

Eine weitere Auszeichnung war es, als der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft sich für das Objekt "World in a box" als "Pokal" für die "deutsche Hochschulperle" entschied. Mit der "Hochschulperle" werden Hochschulen für besonders innovative, beispielhafte Projekte ausgezeichnet.

Eine gewisse Leichtigkeit macht sich beim Anblick der Glasfische, die im Garten kopfüber im Wind baumeln, bemerkbar. Die Glas-Stehlen, bei denen Kupferdraht zwischen Fensterglas eingeschmolzen wurde und es aufgrund von Lufteinschluss zu Luftblasen kommt, entwickeln ein Eigenleben und erinnern an Tänzer. Dabei wird die Bedeutung des genauen Timings beim Schmelzvorgang im Fusing-Ofen deutlich. Bei den verwendeten Recycling-Gläsern, wie Fenster- und Flaschenglas, müssen jeweils Testschmelzungen vorgenommen werden, um zu erfahren, ob sich die verschiedenen Gläser "vertragen". Entscheidend ist das vorsichtige Anheizen und der Abkühlprozess. Da gilt es viele "Haltestellen" zu beachten, auch im Hinblick darauf, dass Glas Zeit haben muss, sich zu entspannen.

Ein Meisterstück ist ein schwarz-roter Teller mit eingearbeitetem Karo-Muster und Streifen, das zeigt, mit welch akribischer Ausdauer und Geduld Kiefer arbeitet. Für Interessenten öffnen die Meßstetter Glaskünstler bei Voranmeldung ihren Garten, um zu präsentieren, dass es möglich ist, dass Glasobjekte auch ihren Platz im Freien finden.