Zwei Feuerwehrmänner begleiten bei der Übung einen Bewohner der Erstaufnahmestelle ins Freie. Foto: Franke

Übung in Landeserstaufnahmestelle offenbart neue Probleme. Räume müssen besser gekennzeichnet werden.

Meßstetten - Deutlich abweichend zur Einsatzskizze ist die erste Übung der Feuerwehr in der Landes-Erstaufnahmestelle (Lea) abgelaufen. Gerade deshalb dürften wertvolle Erkenntnisse gewonnen worden sein, die in die nächste Übung einfließen sollen.

Einig waren sich alle Beteiligten darüber, dass ein Ernstfall zahlreiche Unwägbarkeiten bereithalten würde. Zwar hat die Feuerwehr Meßstetten in der Kaserne schon früher geübt, doch haben sich die Rahmenbedingungen in einigen Bereichen stark verändert.

Zuerst begannen Atemschutzträger, die Teil der insgesamt rund 35 Einsatzkräfte sind, mit dem Durchsuchen des Gebäudes nach zu bergenden Personen. Das gestaltete sich schwieriger als erwartet: Etliche Räume waren verschlossen, auch solche, deren Bewohner aus Sicherheitsgründen gar keinen Türschlüssel haben dürften. Einige Zimmertüren waren verbarrikadiert. Eine größere Anzahl von Bewohnern kam auch wiederholten Aufforderungen nicht nach, das Gebäude zu verlassen. Allerdings war die Übung im Vorfeld allgemein bekannt gemacht worden.

Wären Bewohner im Ernstfall ähnlich träge, dann wüchsen beispielsweise bei den Atemschutzträgern die Probleme, die jetzt schon beobachtet werden konnten. Wenngleich wegen der massiven Bauweise kein Großbrand zu erwarten sei, könne sich bei einem Zimmerbrand starker Rauch entwickeln und zu massiver Panik führen, so die Verantwortlichen.

Immer wieder gibt es Fehlalarme

Bei der stündlichen Begehung der Unterkünfte werde streng darauf geachtet, dass die Flure frei blieben und keine Brandlasten entstünden, ergänzte Jörg Hoffmann. Er ist Lea-Objektleiter der Sicherheitsfirma BIG. Immer mal wieder komme es zu Fehlalarmen in der Lea. Deshalb laufe ein Alarm zunächst im örtlichen Büro auf, worauf ein Mitarbeiter mit einem Handfeuerlöscher nachsehe und erst nach dessen Einschätzung der Lage der Alarm an die Rettungsleitstelle weitergeleitet werde, erklärte Hoffmann.

Ralf Smolle, der Brandschutzbeauftragte der Stadt für die Lea, sagte bei der Nachbesprechung, dass die Zahl der Personen im Ernstfall schwer einzuschätzen sei, trotz sorgfältiger Belegungspläne. Daniel Hanish, der Vertreter der Betreuer der Betreiberfirma EHC (European Home Care), gab bekannt, dass für das betroffene Gebäude derzeit 276 Menschen registriert seien. Im Übungsszenario war eigentlich noch die "Rettung" einer Gruppe von Kindern vorgesehen, die aber wegen eines Terminfehlers nicht rechtzeitig "einsatzbereit" waren.

Gesamtkommandant Matthias Schwarz betonte, dass man im Ernstfall sofort Verstärkung anfordern müsse. Besonders die Durchsuchung des Gebäudes erfordere viel Personal. Bereits abgesuchte Räume könnten erneut aufgesucht werden, deshalb müsste man auch an der Rückseite des Hauses auf Bewegungen hinter den Fenstern achten. Überprüfte Zimmer sollten zukünftig markiert werden, um doppelte Kontrollen und damit Zeitverluste zu vermeiden. Aus demselben Grund werden nun unbewohnte, verschlossene Räume gekennzeichnet. Angeregt wurde außerdem, dass zukünftig die Sicherheitskräfte den Weg zum Einsatzort weisen sollten. Die Einweisung habe gut geklappt, lobte Schwarz.

Perfekt ist die Wasserversorgung in der Lea. Schnell war ein Sperrriegel zu einem Nachbargebäude aufgebaut. Auch auf der Leiter begannen die Feuerwehrleute rasch mit einem Löschangriff von oben. Am Einsatzort waren alle Fahrzeuge der Feuerwehr Meßstetten. Kommandant Schwarz berichtete, dass drei Personen "gerettet" und zum Ersthilfeplatz gebracht wurden. Die Übung dauerte rund 30 Minuten und wurde von zwei Beamten des Polizeireviers Albstadt sowie von Ernst-Dieter Ludolph vom Einsatzführungsbereich 2 der Bundeswehr begleitet.