Gabriele Gatzweiler und Christoph Holbein rezitieren Beatrice Patrick Campbell und George Bernard Shaw. Foto: Franke Foto: Schwarzwälder Bote

Lesung: Briefwechsel zwischen Beatrice Patrick Campbell und George Bernard Shaw

Meßstetten. "Geliebter Lügner" war der Titel einer Lesung mit Gabriele Gatzweiler und Christoph Holbein vom "Theater unter der Laterne" im Wohnhaus neben der Galerie-im-Fehlochhof.

Er, der Schriftsteller, verliebt sich Hals über Kopf in eine Schauspielerin. Und als er ihr seine Liebe gesteht, zeigt sie sich nach anfänglichem Zaudern durchaus interessiert, später als massiver Resonanzboden. Die Beiden schreiben sich in mehr als 40 Jahren hunderte Briefe, die jetzt Grundlage einer unterhaltsamen Lesung in der Galerie-im-Fehlochhof waren.

Brigitte Wagner Wulf gestaltete die Begrüßung recht kurz, war sie doch schon etlichen der Gäste begegnet, die zuvor durch die Ausstellung "Dialogische Beziehungen" geschlendert waren. Ende dieses Monats wird diese Schau enden.

Gabriele Gatzweiler und Christoph Holbein vom "Theater unter der Laterne" spielten Szenen aus den Begegnungen zwischen Beatrice "Stella" Patrick Campbell und George Bernard Shaw. Lesungen aus den Briefen zeichneten die Stimmungen der wachsenden, aber meist durch große Entfernungen strapazierten Liebe nach. Sie reifte in einer Zeit deutlich vor dem Ersten Weltkrieg bis hinein in den Zweiten.

Große Spannen zwischen den Briefen taten der Beziehung keinen Abbruch. Durch die Bezüge auf die Sinnlosigkeit dieser Kriege und die Folgen, zumindest des Ersten Weltkrieges, auf die folgenden Wirren und letztlich auch Hitlers Aufstieg, erhielt die Geschichte zur Geschichte eine gewisse Aktualität, bildete aber nicht ihren Schwerpunkt.

Gabriele Gatzweiler und Christoph Holbein verstanden es, die Neigung der Künstler zueinander konzentriert und ohne Anzüglichkeiten darzustellen. Leidenschaftlich und regelrecht trickreich argumentierend warb George Bernard Shaw um die Zuneigung von Stella, erwies sich als eifersüchtig, als er von der sich anbahnenden Liaison der Schauspielerin mit einem Aristokraten erfuhr.

Stella wiederum machte George zu ihrem "Liebling", nennt ihn in ihren Briefen fortan "Liebster". Dennoch heiratete sie George Frederick Myddleton Cornwallis-West und damit in die höhere Gesellschaft. Shaw, von Ihren schauspielerischen Fähigkeiten überzeugt, macht sie in einem seiner Bühnenstücke zur jugendlichen Blumenverkäuferin, obwohl sie schon ein recht reifes Alter erreicht hat, sie wiederum verhilft ihm durch ein Buch mit Zitaten aus seinen Briefen zu Bekanntheit, Anerkennung und Erfolg.

In den letzten Jahren ihres Lebens lebt Stella von einer kleinen Rente, während Shaw erkennt, dass das Alter seine Theaterneigungen erstickt hat. Ihre Briefe sendet er ihr als Paket. In einem ihrer letzten Briefe schreibt sie zurück, dass sie Shaw nun endlich dort habe, wo sie ihn immer haben wollte: unter ihrem Bett.

Für die lebendige Aufführung, einer Mischung aus Lesung und Schauspiel, erhielten die Darsteller herzlichen und langen Beifall aus dem etwa 40-köpfigen Besucherkreis.