Der Kirchentag brachte zigtausende Foto: dpa

Viel Geld und viel Segen. Der Evangelische Kirchentag hat den Hoteliers der Stadt reichlich Gäste beschert. Und die Tourismusbilanz der Stadt aufgepeppt. Im ersten Halbjahr 2015 verzeichneten die Statistiker deutlich mehr Übernachtungen als im ersten Halbjahr 2014.

Stuttgart - Damit wir schwitzen, das war das Motto der letzten Wochen. Man vergisst über dem Wahnsinnssommer leicht, dass uns diese Jahr nicht nur die Sonne erhitzt, sondern auch der Heilige Geist erleuchtet hat. Gerade mal zehn Wochen ist es her, dass der Evangelische Kirchentag die Stadt in Besitz genommen hatte, nun haben die Statistiker bereits die himmlischen Heerscharen gezählt und eingeordnet. Kein Wunder eigentlich mitten im Pietkong, in einer Region, in der Geld verdienen als besonders gottgefällig gilt. So gesehen müssen die hiesigen Hoteliers und Gastronomen die Frömmsten der Frommen sein, durften sie sich doch im Juni über einen Rekord freuen.

Insgesamt 310 396 Übernachtungen gab es im Juni 2015, mehr als jemals zuvor in einem Juni, sagt Thomas Schwarz, der Leiter des Statistischen Amtes. Das waren 43 324 Übernachtungen mehr als im Juni 2014, ein Plus von 16,2 Prozent. Und Schwarz wäre kein Statistiker, hätte er nicht noch mehr Zahlen parat. Im ersten Halbjahr 2015 verzeichnete man 1 671 265 Übernachtungen (plus 4,9 Prozent) in den Stuttgarter Hotels und Pensionen, auch der Campingplatz wird hierbei dazugezählt. Insgesamt waren es 889 729 Gäste, die in der Stadt übernachteten, eine Zunahme von 5,9 Prozent. Die Auslastung der 18 612 Betten betrug 49,6 Prozent, eine Zunahme von zwei Prozent.

Der Kirchentag war ein Geschenk des Himmels

Der Kirchentag war also für Touristik-Chef Armin Dellnitz ein Geschenk des Himmels. Hosianna möchte man da rufen, doch er drückt es dann doch ausführlicher aus. „Was den Inlandstourismus betrifft, war der Kirchentag am ersten Juni-Wochenende ein großes Geschenk“, sagt er, „für die Außendarstellung unserer Stadt war er eine hervorragende Plattform.“ Über das starke Übernachtungsaufkommen hinaus beschere er Stuttgart einen großen Imagegewinn. Dellnitz: „Für den Multiplikatoreffekt ist der erste Eindruck entscheidend. Das überregionale Echo auf die gute Stimmung war enorm. Stuttgart wird nachhaltig davon profitieren.“

Die frohe Botschaft vom schönen Stuttgart soll sich also verbreiten. Und für die Gäste soll gelten: Gehet hin und mehret euch! Doch nicht nur die Christen kommen zuhauf, auch aus China ist der Andrang groß. Dellnitz: „Der anhaltende Aufwärtstrend gewann im ersten Halbjahr besonders durch ein starkes Auslandswachstum neuen Schwung.“ Knapp eine halbe Million Übernachtungen entfielen auf Gäste aus dem Ausland, ein Plus von 12,7 Prozent. Die USA seien nach wie vor der wichtigste Markt mit 70 000 Übernachtungen, vor der Schweiz mit gut 50 000 Übernachtungen. Dann folgt aber schon China: Mit einem Zuwachs von imposanten 60 Prozent und einer Zahl von 31 670 Übernachtungen. Ob dies allerdings in Zeiten der chinesischen Wirtschaftskrise so weitergeht, bleibt abzuwarten.

Auch in der Region gab es Zuwächse. Esslingen verzeichnete 735 404 Übernachtungen (plus 6,9 Prozent), vor den Landkreisen Böblingen mit 509 138 Übernachtungen (plus 7,3 Prozent), Ludwigsburg mit 476 525 (plus 6,6 Prozent), Rems-Murr mit 333 961 (plus 2,6 Prozent) und Göppingen mit 257 295 (plus 2,9 Prozent). Man bräuchte also jedes Jahr einen Kirchentag: Damit wir klug – und Reiseziel werden.