Zwei Fastnachtsraritäten, so genannte Schnitzelbänke, überreicht Ehrennarrenrat Rudolf Gwinner (rechts) Narrenvater Thomas Hofmeier (Mitte) und dem Chef der Löffinger Zunftstube, Thomas Sawetzki (links). Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Lokalgeschichte: Zunftstube erhält weitere Attraktion / Rudolf Gwinner übergibt zwei Fastnachtsraritäten

Eine historische Fastnachtsrarität überreichte Ehrennarr und Fastnachtsforscher Rudolf Gwinner am Mittwochabend an den neuen Narrenvater Thomas Hofmeier und dem Chef der Zunftstube, Thomas Sawetztki.

Löffingen. Die Rede ist von zwei Schnitzelbänken, imposante Schautafeln mit entsprechenden Motiven, die ganze Geschichten erzählen und aus Löffingen stammen.

Schnitzelbank: Es ist einem Zufall und sicherlich auch den Narrenherzen von Michaela Rogg und ihrer Schwester Alexandra Scholl zu verdanken, dass diese Raritäten nicht irgendwo verschollen sind, sondern in Zukunft in der Löffinger Zunftstube zu bewundern sind. Die beiden Schwestern, die sich selbst in der Löffinger Fastnacht aktiv mit einbringen, entdeckten im Elternhaus zwei dieser Schnitzelbänke (Rollen) die von ihren Großeltern Maria und Otto Schweizer an Fastnacht vorgetragen wurden.

Neben diesen beiden waren auch Hilde und Ernst Keller mit einer solchen Schnitzelrolle an Fastnacht unterwegs. Wie sich Rudolf Gwinner noch erinnert, waren die Schnitzelbänker bis in den 1960-er noch aktiv in der Löffinger Fastnacht anzutreffen.

Tradition: "Die Schnitzelbank steht in Tradition mit dem Bänkelgesang und ist heute noch ein tragendes Element in der Basler Fasnacht. Noch rund 70 Schnitzelbank Gruppen sind dort unterwegs. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht sind sie bedauerlicherweise kaum noch zu finden", so Rudolf Gwinner. Die bekannteste Schnitzelbank in Baden-Württemberg ist die Pennäler Schnitzelbank in Ellwangen. Seit 1851 sind Schüler und ehemalige Schüler des Peutinger-Gymnasiums in Dominos unterwegs, um die Vergehen und Schwächen der örtlichen Prominenz anzuprangern.

Dialekt: Auch in Löffingen war dies der Fall. Die Sprache ist immer im Dialekt und in Versform. Es war für die vier bekannten Löffinger Schnitzelbänkler eine sehr aufwendige Arbeit, die Vorkommnisse der Mitmenschen auf humorvolle Weise aufzuarbeiten. Dabei wurden sowohl politische, als auch persönliche Episoden in Versform teilweise auch gesanglich vorgetragen.

Schautafeln: Die Moritaten wurden szenisch auf Schautafeln gemalt. Auch dies war eine sehr aufwändige Arbeit, die wohl vom Löffinger Kunstmaler und langjährigen Ansager am Bunten Abend, Ernst Keller, in Angriff genommen wurde. Auf den Untergrund Stoff oder Papier wurde oft einfach im kommenden Jahr das neue Motiv einfach über das alte Bild platziert. Beide Schautafeln zeigen die unterschiedlichen Varianten.

Der Hühnermord: Überliefert auf der einen Schnitzelbank (Schautafel) ist der Hühnermord an der Hafnergasse oder der blutrünstige Küfer, wie mit großen Lettern die Schautafel betitelt ist. In neun Bildern wird der Hühnermord dargestellt. Aufwendiger gemalt ist die zweite Schnitzelwand, die allerdings ohne Überschrift eine große Fantasie zulässt. Auf jeden Fall handelt es sich aber um Geschehnisse in Löffingen wie unschwer durch das Löffinger Rathaus zu erkennen ist.

Sollte in der Bevölkerung noch weitere Schnitzelkästen oder andere fastnachtliche Raritäten im Speicher liegen, sollte man sich beim Narrenverein melden.

Kontakt ist möglich über Thomas Hofmeier unter Telefon 07654/80 82 66.

Die beiden Löffinger Schnitzelbänke, die Rudolf Gwinner dem Narrenrat übergab, benötigen leichte Reparaturen, welche durch einen Fachmann durchgeführt werden sollten, informiert Thomas Hofmeier. Noch etwas Kopfzerbrechen bereitet ihm und Thomas Sawetzki, wie man die beiden Raritäten in der Zunftstube so aufbewahrt, dass sie geschützt sind, um sie auch der Nachwelt zu erhalten, sie aber auch griffbereit sind, um sie den Interessierten zu zeigen. "Vielleicht könnte man hier eine Art Kasten bauen, um die Schnitzelbank wie eine Rolle herauszuziehen", so die Gedanken.