Räte wollen keine "Freizeitjacke" finanzieren / Bestehende Uniform ist 30 Jahre alt / Vertagt auf nächste Sitzung

Löffingen (bo). Eine Modenschau bereicherte die Haushaltsberatungen im Löffinger Gemeinderat. Stadtmusikvorstandsmitglied und Gemeinderat Paul Wolber (FDP) hatte eine ganz in Schwarz gehaltene Softshelljacke mit weißem Hemd, respektive weißer Bluse, schwarzer Krawatte und schwarzer Hose als gewünschte neue Uniform präsentiert.

Die bestehende Uniform ist 30 Jahre alt, passt den Musikern nicht mehr und ist verbraucht, erläuterte Wolber. Kosten in Höhe von 44 000 Euro fallen für 80 neue Uniformen an. Auch wenn die Stadt per Vertrag 30 Prozent beziehungsweise 12 000 Euro der Kosten übernimmt, ist dies für die Stadtmusik ein bedeutender Betrag. Die Softshelljacken sind weitaus günstiger und belaufen sich auf Gesamtkosten von 4400 Euro bei einem städtischen Anteil von 1320 Euro.

Wolber begründete den Wunsch der Stadtmusik mit der geringen Nutzung der Uniformen während des Jahresverlaufs. Nur am Weißen Sonntag, an Fronleichnam, am Patrozinium und am Volkstrauertag seien die Stadtmusiker regelmäßig in Uniform zu sehen, sprach er von einem unverhältnismäßigen Kosten-Nutzen-Verhältnis.

"Das ersparte Geld investieren wir viel lieber in den Kauf von Instrumenten", erinnerte Wolber an die Kernkompetenz eines Musikvereins. Bürgermeister Tobias Link stellte die Sinnfrage nach Ästhetik und Brauchtum und bezeichnete die letztendliche Entscheidung als Vereinsangelegenheit. "Die Stadtmusik würde auf Anhieb meine Zustimmung erhalten, wenn es sich bei der Softshelljacke um eine Freizeitbekleidung handelt", bemerkte Gemeinderat Martin Lauble (CDU). Eine Uniform symbolisiert die Funktion der Zugehörigkeit ihrer Träger, welche die Stadtmusik in der Öffentlichkeit repräsentierten, wunderte sich Lauble über den Vorschlag eines Vereins, an dessen Spitze mit Rudolf Gwinner ein absoluter Förderer des Brauchtums und der Traditionen steht.

Man müsse mit der Zeit gehen, zitierte Wolber den Stadtmusikvorsitzenden Gwinner, der es an diesem Abend vorzog, nicht an der Sitzung teilzunehmen. Bernd Behnke (CDU) schlug vor, der Stadtmusik die Uniformen zu bezuschussen, damit sie die Softshelljacken zusätzlich anschaffen kann. Werner Adrion (FDP) erinnerte daran, dass die Musiker hinter diesem Vorschlag stehen. Er sprach in Bezug auf Löffingen von einer glücklichen Stadt, deren Hauptdiskussionsthema sich während den Haushaltsberatungen um 1300 Euro Zuschüsse dreht.

Bürgermeister Link erinnert daran, dass es ungeschickt wirkt, gegen den Willen eines Vereins zu entscheiden. Inge Sibold (SPD) hat die Angst nach einer Kettenreaktion, "wenn wir eine Freizeitjacke finanzieren". "Wir müssen uns dem Grundsatz stellen, ob wir Freizeitjacken oder eine Uniform finanzieren, fuhr sie fort. "Die Idee kann man befürworten, den Zuschuss nicht, bemerkte Dieter Köpfler (SPD), der ebenfalls befürchtet, mit der Bezuschussung eine Lawine loszutreten.

Rechnungsamtsleiter Artur Klausmann erinnerte an den Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 1983, der besagt, dass die Stadt die Kosten für die Uniformen bis zu maximal 30 Prozent fördert.

Bis zur nächsten Sitzung geht es nun darum, einen grundsätzlichen Beschluss zu fassen, wie sich der Gemeinderat künftig in derartigen Situationen verhält.