Ursula Rieple (von links), Ursula Hepting, Helene Stefan, Carolin Barth und Monika Volk binden im Vorfeld liebevoll die Kräuterbüschel, die an Maria Himmelfahrt geweiht werden. Fotos: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Zahlreiche Gläubige pilgern zur Weiler Kapelle / Beisammensein nach dem Gottesdienst

Bereits seit dem fünften Jahrhundert wird immer am 15. August Mariä Himmelfahrt gefeiert. Ein kirchlicher Feiertag an dem Kräuterbüschel zur Kirche gebracht und dort geweiht werden, so auch in der Weiler Kapelle.

Löffingen-Dittishausen. Die Kräuterbüschel werden zusammengebunden, um sie dann in der Kirche weihen zu lassen. Für die Weiler Kapelle sind es die Mitglieder, die schon am Vortag die Kräutersträuße binden. "In diesem Jahr ist es aufgrund der langen Trockenheit sehr schwierig Kräuter und Blumen zu finden", sagt Floristin Helene Stefan.

Üblicherweise kommt in jeden Kräuterstrauß in der Mitte die majestätische Königskerze, die sinnbildlich für die Muttergottes steht. In diesem Jahr gab es nur eine einzige ihrer Art im Garten von Ansgar und Carola Barth. Dieser große Kräuterstrauß wurde auf den Altar gestellt.

Helene Stefan, Ursula Hilpert, Ursula Rieple, Carolin Barth und Monika Volk erklären, dass die magische Sieben bei den Kräuterbüscheln anzuwenden ist, was bedeutet, dass mindestens sieben Kräuter im Strauß eingebunden werden müssen. Aber auch neun (drei mal drei) oder auch zwölf (für die Apostel) sind möglich und die magische Zahl drei.

Je nach Gegend werden ganz unterschiedliche Kräuter genutzt, wohl wissend um deren heilsame Wirkung. So verarbeiteten die Damen Salbei, Zitronenmelisse, Pfefferminz, Lavendel, Kamille, Seifenkraut, Thymian, Sauerampfer, Scharfgarbe, Ringelblumen, Spitzwegerich, Eberesche, Ringelblumen, Kamille und Majoran sowie Gartenblumen.

Den Brauch, Heilkräuter zu binden, kannten schon die Römer und Germanen. Sie sahen die Kräuter als Lebewesen an, die eine Verbindung zu den Göttern haben. Nach der Christianisierung behielten die Menschen die Heilkräutersträuße, die dann in das christliche Brauchtum zur Marienverehrung eingeschlossen wurden.

Die gesegneten Kräuterbüschel werden im Haus (Herrgottswinkel) aufgehängt, wo sie gegen Krankheit, Gewitter und Blitzschlag helfen sollen. Ein Kräuterbüschel kam früher auch in den Stall, um das Tier vor Krankheiten zu bewahren.

Kapelle von 1568

Geradezu prädestiniert für die Weihe ist die Weiler Kapelle, eine Marienkapelle aus dem Jahr 1568, wie der Stein über dem Türrahmen zeigt. Dekan Eugen Dannenberger zelebrierte den Gottesdienst, welchen die Unadinger Alphornbläser musikalisch umrahmten.

Erstmals waren auch Pilger vom Himmelreich-Jakobsweg mit dabei, welche Halt in Weiler machten. Seit vergangenem Jahr ist die Weiler Kapelle an diesen Pilgerweg angeschlossen. Das sakrale Kleinod lädt viele Menschen ein, um hier zur Entschleunigung gelangen, wie Roland Stefan informiert.

Ein wichtiger Punkt ist auch das gemütliche Beisammensein im Anschluss an den Gottesdienst. Bei Kaffee, Zopf und Grillwurst tauschen sich die Gläubigen aus. Dabei gab es viel Lob für den Förderverein, der vor zehn Jahren gegründet wurde, und ganze Arbeit leistete, um das sakrale Kleinod wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben zu können.

Mariä Himmelfahrt wird nicht nur in der katholischen und der evangelischen Kirche gefeiert, sondern auch in der orthodoxen und apostolischen Kirche.

Die Kräuterweihe geht auf einen heidnischen Brauch zurück. Die gesegneten Kräuterbüschel sollen nicht nur Krankheit bei Mensch und Tier abwehren, sondern auch Haus und Stall vor Unheil schützen. Noch hilfreicher sind die Kräutersträuße, wenn sie mit einem blauen Band, die Farbe der Muttergottes, zusammen gebunden werden.