Gemeinsam nach einer Lösung suchen Politiker und Ärzte, um die ärztliche Grundversorgung in Löffingen zu sichern:Dieter Köpfler (von links), Tobias Link, Reiner Zimmermann, Sabine Wölfle, Frank Siefert, Peter Karvouniaris, Norbert Brugger, Georg Mayer und Joachim Streit. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Medizinermangel: Suche nach einem Ausweg läuft / Imageverlust ein Problem

Die Chancen stehen gut, dass ab Oktober, falls die Kassenärztliche Vereinigung ihre Zustimmung gibt, eine neue Ärztin in die ehemaligen Räumlichkeiten des in Ruhestand gegangenen Arztes Worgull im Gebäude Scheffel-Apotheke einziehen wird.

Löffingen. Auch wenn damit für die kommenden vier bis fünf Jahre die ärztliche Versorgung mit den Arztpraxen Peter Kavoniaris und Winfried Grohmann (mit den Medzinern Stolz, Kraiss, Spehl) und der neuen Ärztin aus dem Raum Freiburg gesichert wäre, dürfe man die Hände nicht in den Schoss legen, so der Appell von Kreisrat Norbert Brugger. Zusammen mit seinem Kollegen Reiner Zimmermann, den SPD-Stadträten Dieter Köpfler, Georg Mayer und Joachim Streit hatte er zu einem Austausch mit der Landtagsabgeordneten Sabine Wölfle, sowie Bürgermeister Tobias Link, Arzt Peter Karvouniars und Apotheker Frank Siefert eingeladen.

"Der Ärztemangel im ländlichen Raum ist nicht nur auf Löffingen beschränkt, sondern es ist ein bundesweites Problem", sagte die SPD-Sprecherin für Sozialpolitik, Sabine Wölfle. Man sei sich bewusst, dass dies viele Gründe habe, angefangen vom Numerus Clausus, über die Budgetierung bis hin zum deutlich weniger Verdienst der Hausärzte gegenüber den Fachärzten. Sabine Wölfle forderte einen Zuschlag für Ärzte, die sich für eine Landarztpraxis entscheiden, ebenso eine regionale Bedarfsplanung.

Reiner Zimmermann forderte eine dezentrale und kleinfragmentierte ärztliche Versorgung. Diese dürften nicht auf Grund zentraler Institutionen wie die Medizinischen Versorgungszentren geschwächt werden. Anscheinend, da waren sich die Politiker und Mediziner und Apotheker einig, setzen die Verantwortlichen eher auf zentrale Versorgungen, was im Hochschwarzwald, so Norbert Brugger, bei dieser Topographie nicht tragbar sei. "Es kann nicht sein, dass die Ärzte sich in Freiburg oder Neustadt ansiedeln und Löffingen bleibt auf der Strecke", sagte Brugger. Apotheker Frank Siefert, der sich engagiert für die Ansiedlung neuer Mediziner einsetzt, hob das Beispiel der Praxis Grohmann hervor. "Sie bietet in mehreren Orten (Löffingen, Lenzkirch, Ewattingen, Hüfingen) die ärztliche Grundversorgung an."

Die Rahmenbedingungen in Löffingen sind sehr gut, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, so Bürgermeister Tobias Link. Infrastruktur, Schule, Ganztagsbetreuung bis hin zu öffentlichem Nahverkehr hätte wohl den Ausschlag für die Zusage der neuen Medizinerin gegeben, die aus Freiburg kommen werde.

Regressandrohungen schrecken ab

Der Imageverlust der Hausärzte sei mit ein Grund, dass junge Mediziner diesen Weg nicht mehr einschlagen würden, beanstandete Peter Karvouniars. Außerdem bemängelte er die häufigen Regressandrohung durch die Kassenärztlichen Vereinigung, die sehr "facharztlastig" sei. Die Politik müsse alles daran setzen, die ärztliche Grundversorgung im Baarstädtchen zu erhalten, sagte Dieter Köpfler. Falls diese nicht mehr gewährleistet sei, würde sich dies auch auf das gesamte Leben im Städtle auswirken. Nicht nur, dass die Industrie damit zu kämpfen habe, neue Mitarbeitern zu finden, auch die Senioren-Wohnanlage oder das Altenpflegeheim hätten mit dem Wegfall der ärztlichen Grundversorgung große Probleme.

In den kommenden Jahren werden im Hochschwarzwald 30 bis 40 Prozent aller Hausärzte in Ruhestand gehen. Viele Praxen werden unbesetzt bleiben, zum einen weil es zu wenig Ärzte gibt, zum anderen weil viele Mediziner die Stadt dem Land vorziehen. In Löffingen kämpfen Politik, Mediziner und Apotheker gemeinsam, um die ärztliche Versorgung aufrecht zu erhalten. Die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Sabine Wölfle, forderte bei ihrem Besuch Zukunftsszenario, das Gesundheitssystem auf den Prüfstand zu stellen und mutig eine große Reform anzustoßen. Doch bis dahin dürfe der ländliche Raum nicht "ausbluten".