Ab dem kommenden Dienstag steht in Freiburg der Stiefvater des dreijährigen Alessio aus Lenzkirch (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) vor Gericht. Er soll im Januar dieses Jahres seinen kleinen Stiefsohn getötet haben. Foto: Rothermel

33-jähriger Landwirt soll dem kleinen Jungen tödliche Verletzungen zugefügt haben. Auch gegen die Mutter wird noch ermittelt.

Lenzkirch - Ab dem kommenden Dienstag steht in Freiburg der Stiefvater des dreijährigen Alessio aus Lenzkirch (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) vor Gericht. Er soll im Januar dieses Jahres seinen kleinen Stiefsohn getötet haben.

Dem 33-jährigen Landwirt werden Totschlag und Misshandlung beziehungsweise schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Er soll Alessio am 16. Januar 2015 in einem Wutanfall mindestens vier schwere Schläge in den Bauch zugefügt haben, die zu schwersten inneren Verletzungen führten, an denen das Kind kurz nach der Tat starb. Dass Alessio an den Folgen der Schläge sterben könnte, soll dem Mann egal gewesen sein, so die Anklage.

Nach dem Gewaltausbruch soll der Mann mit Alessios Mutter, der Großmutter und einer Dorfhelferin, die die Familie betreute, telefoniert und behauptet haben, der Junge sei die Treppe hinabgestürzt. Auf Rat von Mutter und Großmutter soll er das sterbende Kind dann zum Arzt nach Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) gebracht haben, der Alessio jedoch nicht mehr retten konnte.

Der Mann wird außerdem beschuldigt, den kleinen Jungen in den Jahren 2013 und 2014 wiederholt schwer misshandelt zu haben: Unter anderem soll er Alessio einmal so heftig auf den Mund geschlagen haben, dass bei dem Kind Zähne brachen und sich lockerten.

Auch gegen die Mutter wird noch ermittelt

Der Tod Alessios hat in den zurückliegenden Monaten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, da die Familie des Kindes beim Sozialamt des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald in Betreuung war und der Tod des Kindes trotzdem nicht verhindert wurde. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen den Stiefvater waren daran gescheitert, dass seine Gewalttaten von Alessios Mutter gedeckt wurden. Auch gegen die Frau laufen noch immer Ermittlungen.

Ebenso sind mehrere Strafanzeigen gegen Mitarbeiter des Landratsamts anhängig. Der Behörde wird vorgeworfen, Alessio nicht dauerhaft aus der Familie genommen zu haben, obwohl die Gewaltvorwürfe gegen den Stiefvater seit Langem bekannt waren: Zur Tatzeit war Alessio bereits seit einem Monat allein mit seinem Stiefvater daheim. Einmal am Tag schaute die Dorfhelferin – eine Cousine des Angeklagten – bei der Familie vorbei. Die Mutter befand sich in der Psychiatrie. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft hebt hervor, dass Alessio auch in dieser Zeit "weiteren Übergriffen" durch den Stiefvater ausgesetzt gewesen sei.