Technisch noch ausbaufähig, läuferisch aber schon top, präsentierte sich Elena Burkard (Mitte, Startnummer 414) bei ihrer Hindernis-Premiere beim Meeting in Pliezhausen. Foto: Eibner

Leichtathletik: LG farbtex Nordschwarzwald mit starkem Start in Freiluft-Saison beim Meeting in Pliezhausen.

Binnen weniger Tage gab fast die gesamte Läuferelite der LG farbtex Nordschwarzwald ihre ersten Visitenkarte in der Bahnsaison 2018 ab, deren Höhepunkt die Europameisterschaften in München sein werden.

Bei den baden-württembergischen Staffelmeisterschaften schickte die LG farbtex Nordschwarzwald die zweite und dritte Garde ins Rennen, um wenigstens Präsenz zu zeigen. In der Besetzung Tobias Giering, Manuel Müller und Fabian Müller holten die drei Schwarzwälder dann dennoch Rang vier in 7:43,67 min, hinter dem favorisierten VfB LC Friedrichshafen, dem LAV Tübingen und der StG Balingen-Schorndorf-Zell. Bei der männlichen Jugend kamen Lamine Ceesay, Marcel Haag und Esmat Rezai auf den achtbaren Platz sechs.

Das folgende internationale Läufermeeting in Pliezhausen lockt alljährlich viele der nationalen Topläufer an, da hier recht früh im Jahr die Möglichkeit einer Standortbestimmung besteht. Vor allem über 1000 m und 3000 m sind namhafte Felder am Start.

Vierter 1000 m-Sieg für Timo Benitz

Timo Benitz im leuchtend gelben Trikot der LG farbtex Nordschwarzwald sollte auch in diesem Jahr wieder der Gejagte auf dem "Pliezhausener Kilometer" sein. Hier ging 2014 sein Stern auf, als er mit einem unglaublichen Finish den aktuellen Stadionrekord auf 2:16,90 min schraubte und dabei den Weltmeisterschafts-Fünften Homiyu Tesfaye auf der Zielgeraden förmlich stehen ließ. Danach ließ Benitz noch zwei Siege 2016 und 2017 folgen und ging daher wieder als Favorit ins Rennen.

Mit Christoph Kessler und Pascal Kleyer von der LG Karlsruhe, Marcel Fehr von der SG Schorndorf und dem Teamkollegen Denis Bäuerle standen aber gleich vier weitere Kandidaten an der Startlinie, die sich ebenfalls Hoffnungen auf den Sieg machen. Trotz eines Tempomachers belauerten sich die Favoriten auf der ersten der zweieinhalb Stadionrunden und man nahm die Pace des Hasen nicht an. Benitz lauerte auf Rang drei hinter dem Karlsruher Hallen-EM Teilnehmer Kessler und Fehr, gefolgt von Bäuerle. Nach 700 m legte sich Benitz dann seine gewohnte Taktik zurecht und brachte sich in Position für seinen gefürchteten Endspurt. Eingangs der Zielgerade war es dann soweit: Benitz trat an und es war klar, auch 2018 sollte der Sieg in den Nordschwarzwald gehen. Die Uhren stoppten am Ende bei 2:21,62 min für Benitz, dahinter folgten Christoph Kessler in 2:21,84 min und Marcel Fehr in 2:22,15 min auf den weiteren Podestplätzen. Denis Bäuerle belegte in dem Klassefeld Platz fünf in 2:23,68 min, wenngleich er mit der Endzeit nicht ganz zufrieden war. Im Siegerinterview gestand Benitz später: "Heute war’s recht locker. Ich wusste, ich bin in Form, und die anderen müssen was tun, wenn sie mich schlagen wollen. Nachdem wir die ersten 400m verbummelten, spielten mir die anderen in die Karten."

Die weiteren 1000 m-Läufer der LG farbtex Nordschwarzwald waren bereits morgens im Vorprogramm gestartet, und hatten dort bereits für schnelle Zeiten gesorgt. Manuel Müller sicherte sich nach einer ähnlich verbummelten ersten Runde den zweiten Platz in 2:32,81 min. Mit einer tollen zweiten Rennhälfte schob er sich rund 50 Meter vor dem Ziel an seinem jüngeren Bruder Fabian Müller vorbei, der den dritten Platz halten konnte und nach 2:33,19 min die Ziellinie überquerte.

Axel Klumpp hingegen scheiterte abermals an der 2:40 min-Schallmauer. Mit 2:40,30 min näherte er sich allerdings ein weiteres Stück an. Marcel Haag, noch der B-Jugend angehörend, fand ähnlich wie Klumpp nicht ganz seinen Rhythmus und blieb mit 2:52,01 min etwas hinter seinen Erwartungen zurück.

Ein Höhepunkt stand allerdings noch aus. Elena Burkard, der Shootingstar der deutschen Läuferinnen in der Cross-Saison, plante für Pliezhausen ihre Premiere über die Hindernisstrecke. Bereits im Vorfeld spekulierten die Fachleute, wie die deutsche Meisterin im Crosslauf wohl mit den Hindernisbalken und dem Wassergraben zurechtkommen würde, den sie in der letzten Woche beim Abschlusstraining in Tübingen erstmals übersprungen hatte. Mit der aktuellen französischen Meisterin Ophélie Claude Boxberger und vor allem Ex-Europameisterin Antje Möldner-Schmidt standen zwei weitere klangvolle Namen neben Burkard am Start, die über die Hindernisse deutlich höher eingeschätzt wurden als die Nordschwarzwälder Debütantin.

Angepeilte Endzeit klar unterboten

Burkard allerdings lief von Beginn an ein beherztes Rennen und zeigte wenig Respekt vor den Hindernis-Spezialistinnen. Die Französin machte von Beginn an Druck und zog das Feld in die Länge; Burkard und Möldner-Schmidt im Windschatten. Nach zwei Runden zerbrach das Spitzentrio, doch Elena Burkard ließ nicht locker. Am Ende kam die Baiersbronner Hindernis-Debütantin zwar nicht mehr ganz an Boxberger heran, konnte aber die Ex-Europameisterin Antje Möldner-Schmidt auf Distanz halten.

Mit 6:20,82 min blieb Burkard nur vier Sekunden hinter der französischen Siegerin und lieferte damit einen sensationellen Hindernis-Einstand ab. "Ich bin mega glücklich. Der Lauf hat total Spaß gemacht. Mein Trainer Jörg Müller und ich hatten gehofft, dass ich so um die 6:30 Minuten laufen kann. Jetzt bin ich weit darunter geblieben und bin mal gespannt was ich auf der offiziellen 3000 m-Hindernisstrecke laufen kann, nachdem die 2000 m jetzt so gut gelaufen sind", zeigte sich Burkard mit ihrem Auftritt sehr zufrieden.

Am kommenden Sonntag bereits wird Elena Burkard sich nun erstmals den 3000 m Hindernis stellen. Beim internationalen Pfingstmeeting in Rehlingen geht sie dort auf gleich auf die Normjagd für die Leichtathletik-EM, die vom 7. bis 12. August im Berliner Olympiastadion stattfinden. Die Norm steht bei 9:45,00 min. Mit einem ähnlich starken Auftritt dürfte Elena Burkard diese Hürde bereits am kommenden Sonntag nehmen und das Berlin-Ticket frühzeitig lösen können.

Für die anderen Athleten der LG farbtex Nordschwarzwald geht es bereits am Freitag, 18. Mai, bei der langen Laufnacht in Karlsruhe weiter. Sollten die Bedingungen passen, könnte Timo Benitz dort bereits vorlegen, und über seine Paradestrecke 1500 m ebenfalls die EM-Norm von 3:38,00 min abhaken, was er optimistisch bereits in Pliezhausen ankündigte.

Eine Live-Übertragung im Fernsehen des Saarländischen Rundfunks vom Pfingstsportfest Rehlingen läuft am kommenden Sonntag, 20. Mai, ab 16.15 Uhr. Um 16.50 Uhr startet Elena Burkard.