Sandra Öhler (14) hat eine extrem gute Körperbeherrschung beim Kunstradfahren. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Sandra Öhler hat sich dem Kunstradfahren verschrieben / Knallharte Disziplin und viel Fleiß notwendig

An diesem Wochenende zählt es für Sandra Öhler: Sie nimmt heute und morgen an den Deutschen Meisterschaften im Kunstradfahren der Altersklasse Ü15 in Worms teil. Das ist auch der Lohn für zahllose Stunden harten Trainings und viel Disziplin.

Lauterbach-Sulzbach. Hoch konzentriert zieht die 14-Jährige ihre Kreise auf dem Rad im Lauterbacher Gemeindehaus. Kraft, Geschicklichkeit und jede Menge Koordination sind notwendig, um die Figuren sauber auszufahren.

Immer dabei: Ihr Mutter Marlis, die ebenso wie Nadine Moosmann und Susanne Müller Trainerin von Sandra Öhler ist. Sie beobachtet das Ganze mit Argusaugen und weist die Tochter auf jeden noch so kleinen Fehler hin. Ganz klar: Das Gespann Mutter-Tochter harmoniert prächtig.

Erste Versuche im Alter von sieben Jahren

Schon früh wurde das Interesse von Sandra Öhler am Radsport geweckt. Ihr Vater Michael spielte Radball und so kam sie zwangsläufig auch mit dem Kunstradfahren in Berührung. "Seit ich sieben Jahre alt bin, fahre ich Kunstrad. Eigentlich hätte ich schon früher fahren wollen, aber ich war noch zu klein für das Rad", erzählt das Talent. Zunächst war sie in Vorderlehengericht im Verein. Nachdem dieser aufgelöst wurde, ging sie zum RV Herrenzimmern, für den sie bis heute fährt.

"Momentan bleibt fast nur Zeit für Kunstrad und Schule", sagt Sandra Öhler. Auf dem heimischen Hof in Sulzbach springt sie aber auch gerne auf dem Trampolin oder spielt mit den Brüdern Robin und Lukas Fußball. Das Klarinette spielen bei der "Harmonie" musste sie aus Zeitgründen aufgeben.

Jetzt aber gilt die ganze Konzentration den Deutschen Meisterschaften. "Mein Ziel ist es, unter die ersten sechs zu kommen", sagt Sandra Öhler. 20 Starterinnen sind in diesem Feld. Im vergangenen Jahr war sie erstmals bei den nationalen Titelkämpfen und belegte dort Rang neun.

"Ich bin dann sehr nervös", räumt sie ein. "Das ganze Publikum, der festliche Rahmen – das beeindruckt", berichtet sie von ihren Erfahrungen. Es sei der Höhepunkt der Saison und alle guten Trainer seien vor Ort. "Da muss man schon zeigen, wo der Hammer hängt", sagt sie selbstbewusst.

Nachdem der Freitag zum Einfahren genutzt wurde und am Samstag andere Disziplinen an der Reihe sind, zählt es am Sonntag für Sandra Öhler. Um 7 Uhr beginnt das Einfahren, um 9.40 Uhr ist sie mit ihrer Kür an der Reihe.

25 Figuren müssen gefahren werden. Die Kampfrichter bewerten jeden noch so kleinen Wackler und stilistische Fehler. Die Kür zur Musik von "You raise me up" von Josh Groban dauert fünf Minuten. "Das hört sich kurz an, hat es aber in sich, es ist sehr anstrengend", weiß Sandra Öhler.

Sie trainiert vier Mal pro Woche für zwei Stunden in Herrenzimmern und Lauterbach. Zudem ist einmal pro Monat Kadertraining in Albstadt-Tailfingen angesagt, wo sie ihre beste Freundin, aber auch Konkurrentin und Favoritin auf den Meistertitel, Ceyda Altug, trifft.

Nächstes Jahr wird die Konkurrenz noch größer

Nächstes Jahr wechselt Sandra Öhler zu den U19-Juniorinnen, wo die Konkurrenz noch mal größer sein wird. Deutschland, und insbesondere Baden-Württemberg, sind beim Kunstradfahren deutschlandweit führend. Daher hat sie ein Fernziel: die Weltmeisterschaft für über 18-Jährige.

"Man findet beim Kunstradfahren viele Freundinnen", erzählt die 14-Jährige, "der Konkurrenzkampf ist nicht so verbissen. Man freut sich für andere und umarmt sich."

Ohne reichlich Training geht aber gar nichts. "Ein ›Auale‹ gibt es in jedem Training", erzählt sie. Wie oft sie schon vom Rad gestürzt ist, weiß sie nicht mehr. Bis auf eine angebrochene Hand und einen verstauchten Fuß ging es aber jedes Mal glimpflich ab. Bis eine neue Übung sitzt, braucht es viel Geduld: "Das kann schon einmal ein bis zwei Jahre dauern", weiß Sandra Öhler.

Übrigens: Sie wird beim Lauterbacher Dorffest am Sonntag, 10. Juni, um 14 und 16 Uhr eine Demonstration ihres Könnens im Gemeindehaus geben – in jedem Fall als Teilnehmerin der Deutschen Meisterschaften.