Am Mittwoch meldete sich auch das zuständige Landratsamt in Waldshut in dem Fall zu Wort. (Symbolfoto) Foto: Nikelski

Landratsamt Waldshut will von drohender Gewaltlage nichts gewusst haben. Vater schlägt Baby gegen Wand.

Laufenburg - Der 36 Jahre alte Mann, der am ersten Weihnachtstag in Laufenburg (Kreis Waldshut)  seinen knapp drei Monate alten Sohn umgebracht haben soll, ist bereits in der Vergangenheit in knapp 100 Fällen mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Nach Informationen unserer Zeitung ist der Mann unter anderem im Zusammenhang mit seiner Dogenkarriere bereits durch Raub, schwere Körperverletzung, Bedrohung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und viele andere Delikte aufgefallen.

Den kleinen Jeremy soll er getötet haben, indem er das Baby mit dem Kopf mehrfach an eine Wand schlug. Anschließend fügte er sich selbst offenbar in Suizidabsicht mehrere Schnittverletzungen zu, alarmierte die Polizei und gab an, er habe sich mit der Betreuung des kleinen Buben "überfordert" gefühlt. Bei der Verhaftung soll der Mann der Polizei zufolge unter Medikamenteneinfluss gestanden haben.

Seit Dienstag sitzt er auf Antrag der Staatsanwaltschaft in U-Haft und macht keine weiteren Angaben zur Tat. Seine 33 Jahre alte Partnerin, die zur Tatzeit nicht zuhause war und in der Vergangenheit ebenfalls Suchtprobleme hatte, wird psychologisch betreut.

Der Obduktion zufolge starb das Kind an einem massiven Schädel-Hirn-Trauma. Warum und wie der Vater das Kind tötete, ist nicht bekannt. Das Baby hatte keine äußeren Verletzungen und laut Staatsanwaltschaft auch keine Spuren früherer Gewalt. «Es gab auch keine Zeichen für eine Verwahrlosung», betonte eine Sprecherin. Der Vater stand beim Eintreffen der Polizei unter Medikamenteneinwirkung.

Am Mittwoch meldete sich auch das zuständige Landratsamt in Waldshut in dem Fall zu Wort: Demnach hatte das Jugendamt des Landkreises schon seit mehreren Monaten Kontakt zur Familie, will aber von einer drohenden Gewaltlage nichts mitbekommen haben. "Gewalttätigkeiten sind uns bislang nicht bekannt geworden;  solch eine schreckliche Gewalttat war für uns nicht vorhersehbar", teilte das Amt in einer Pressemitteilung mit.

Die Familie hatte das Jugendamt demnach noch während der Schwangerschaft aus eigener Initiative um Hilfe gebeten und wurde seit der Geburt mehrere Tage in der Woche unterstützt. Sie "schien auf einem guten Weg zu sein", heißt  es in der Mitteilung des Amts. Man habe die Tat daher nicht vorhersehen können, sei sich gleichwohl seiner Verantwortung bewusst und wolle einen Beitrag dazu leisten, den Fall aufzuklären.

Welche Unterstützung die Familie genau erhielt und welche Folgen der Fall hat, konnte der Sprecher des Landratsamts zunächst nicht konkretisieren. Man habe "in Absprache mit verschiedenen Institutionen eine ambulante Hilfe installiert". Eine davon soll eine Nachbarin gewesen sein, die in Schweizer Medien mit der Aussage zitiert wird, der Vater des Säuglings sei immer "ruhig und freundlich" gewesen.

Auch zu dem Verbrechen an dem Säugling könne man nichts sagen. Hier gelte es, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abzuwarten. Diese  wolle man unterstützen, um "das schreckliche Ereignis transparent zu machen", hieß es am Mittwoch.

Die Staatsanwaltschaft sieht bislang keine Anhaltspunkte für ein Versagen des Jugendamtes. Es werde nicht gegen Mitarbeiter der Behörde ermittelt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen am Donnerstag.