Über 40 ehrenamtliche Helfer trafen sich am Samstag zum zweiten Landschaftspflegetag auf dem Nagolder Eisberg. Foto: Priestersbach

Der Natur ihren freien Lauf lassen? Ganz so einfach ist es nicht. Der Eisberg bei Nagold war früher Truppenübungsplatz. Heute ist das Gelände ein Natur-Juwel und bedarf regelmäßiger Pflege.

Mehr als 40 Helfer beteiligten sich am zweiten Landschaftspflegetag auf dem Nagolder Eisberg – und die spürten am Samstagabend, was sie den Tag über geschafft hatten.

Denn mit der Hand am Arm wurden die im Vorfeld umgesägten und teilweise dornenreichen Gehölze auf dem unwegsamen Gelände zusammengetragen und für den Abtransport durch den städtischen Bauhof vorbereitet.

Bei der Premiere des Landschaftspflegetages unter der Regie der Nagolder Urschelstiftung vor einem Jahr war es schon angeklungen, dass hier möglichst eine jährlich wiederkehrende Aktion entstehen soll – damit die Landschaftspflege in Nagold zum Regelbetrieb wird.

Bedarf ist unbestritten

Zumal der Pflegebedarf auf dem Eisberg unbestritten ist. So waren sich Ramona Quast vom Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Calw sowie Jagdpächter Bernhard Böhland als Naturschutzbeauftragter der Jägervereinigung Calw einig: Ohne Pflege breiten sich Schlehen und Bäume aus – und der Wald würde sich das Gebiet zurückholen.

Der jahrzehntelang militärisch genutzte Nagolder Eisberg erfüllt nach dem Abzug der Fallschirmjäger gleich mehrere Funktionen: Einerseits als stadtnahes Erholungsgebiet - andererseits hat das Gebiet auch für den Naturschutz und die Artenvielfalt eine herausragende Bedeutung. „Das Offenland auf dem Eisberg mit seinen wertvollen Lebensräumen ist für die Insekten, das Wild und die Menschen gleichermaßen wichtig“, erklärte Ramona Quast.

Allerdings habe der Eisberg in seiner Gänze leider keinen Schutzstatus, nur einzelne kleinflächige Biotope stehen unter Schutz. Durch einen Biotop-Verbund will man hier jedoch eine größere Förderkulisse schaffen und es wurde ein Naturschutzvertrag mit einem Nagolder Schäfer abgeschlossen. Gleichzeitig sei man aber auf der Suche nach neuen Ideen, um den Aktionstag aufzuwerten.

Einsatz für ein wertvolles Gebiet

Da die Flächen links und rechts der einstigen Panzerstraße teilweise nicht befahrbar sind, wurden am Landschaftspflegetag die im Vorfeld auf den Stock gesetzten Hecken und Gehölze durch den Einsatz der über 40 ehrenamtlichen Helfer zusammengetragen und für den Abtransport vorbereitet – den wie schon im Vorjahr der städtische Bauhof übernimmt. „Da geht richtig was“, freute sich Ramona Quast über den Arbeitseinsatz, zumal die tatkräftigen Helfer hier ein Zeichen setzen – und sich mit ihrem Engagement eben auch für ein wertvolles Gebiet einsetzen.

Mit von der Partie war unter anderem Wolfgang Herrling als Vollmaringer Nabu-Vorsitzender. Er freute sich, dass die unter Schirmherrschaft der Urschelstiftung organisierte Pflegemaßnahme der Hecken auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz wieder sehr erfolgreich gelaufen ist. Mit Blick auf die über 40 Teilnehmer aus der Bürgerschaft und Nagolder Naturschutzgruppierungen sprach er von einem „tollen bürgerschaftlichen Engagement“.

Info: Der Eisberg

Der aufgelassene Truppenübungsplatz auf dem Eisberg ist reich an vielfältigen Strukturen und weist wertvolle Lebensräume auf, darunter Kalk-Magerrasen, Feldhecken und Feldgehölze, einen Streuobstbestand und offene Felsbildungen in den durch die ehemalige Militärnutzung entstanden Gräben und Mulden. Die enge Verzahnung dieser Biotope macht das Gebiet aus Naturschutzsicht besonders wertvoll. Es kommen unter anderem seltene Pflanzenarten wie Silberdistel, deutscher Ziest und Orchideen, aber auch streng geschützte Tierarten, wie die Zauneidechse oder der Neuntöter vor. Der Eisberg wird seit Jahrzehnten durch eine Beweidung mit Schafen vom ortsansässigen Schäfer gepflegt, was der Artenvielfalt sehr zugutekommt.