Günter-Martin Pauli (Mitte) hatte Landratsamt-Experte Karl Wolf (links) als "Personenschutz" in die Hechinger Ausschusssitzung mitgebracht. Obwohl es um Schließungspläne für die KfZ-Zulassungsstelle ging, konnten die Argumente wohl überzeugen, und Wolf musste seinem Chef nicht schützend beispringen. Foto: Stopper

So ein Landrat hat’s auch nicht leicht. Schon gar nicht Günter-Martin Pauli in Hechingen, das sich gern mal vom Landkreis benachteiligt fühlt. Als vor Monaten bekannt wurde, dass die KfZ-Zulassungsstelle in der Zollernstadt geschlossen werden soll, spritzte die Welle der Empörung schnell ziemlich hoch. Höchste Zeit also, das Verhältnis zu lockern.

Hechingen - Und so kam der Landrat am Donnerstag nun in den Verwaltungsausschuss, um mal dieses Problem im Speziellen, aber auch ganz allgemein seine Kreispolitik darzulegen.

So ernst sind die Spannungen mit Hechingen ohnehin nicht, dass man darüber nicht auch Witze machen könnte, und so verwies Pauli zu Beginn mit dem Satz "ich hab heute Personenschutz dabei" auf Karl Wolf aus Weilheim an seiner Seite, Experte im Landratsamt und ehemaliger Hechinger Stadtrat. Wolf wirkt immer so ernsthaft und kompetent, dass man sich kaum traut, ihm zu widersprechen. Zum Thema KfZ-Zulassungsstelle erklärte er, das seien aktuell gerade mal drei Stellen, was eine aus organisatorischer Sicht unpraktisch kleine Einheit sei. Und das Geschäft dort schrumpfe, weil viele jetzt schon den Weg nach Balingen einschlagen. "Unsere Kundschaft stimmt ab, wo sie hingeht", so Wolf.

Händler können Autos bald online zulassen

Zudem würden Autohersteller und Händler demnächst die Möglichkeit haben, ihre Fahrzeuge online zuzulassen, da bleibe dann nur noch ein kleiner Rest an privaten Kunden, die Stelle wäre "eine Hülle ohne Umsatz". Das könne man sich angesichts der Personalknappheit im Landratsamt und der Forderung, dass Behörden sparsam wirtschaften müssen, einfach nicht mehr leisten.

Werner Beck, der im Kreistag wegen der Schließungspläne der Zulassungsstelle kräftig Radau geschlagen hatte, war an diesem Abend nicht in der Sitzung. Hätten ihn diese Argumente wohl überzeugt? Die anderen Räte jedenfalls wehrten sich kaum. Vorläufig ist die Schließung ohnehin kein Thema mehr, aber laut Pauli wird es "in ein bis zwei Jahren" wieder eines. Karl Wolf meinte dazu, dass das schneller passiert. Was dann mit dem Gebäude passiert, in dem im Obergeschoss die Heimatbücherei ist? Geplant war, hier die Erziehungsberatung unterzubringen, die bislang in engen Räumen im Berufsschulzentrum ist. Das liegt nun auf Eis. Aber ein Verkauf an Privatinvestoren scheint auf jeden Fall nicht geplant.

Pauli verweist auf Hechinger Kreiseinrichtungen

Pauli selbst nutzte die Gelegenheit im Gremium, auf das hinzuweisen, was für Einrichtungen der Landkreis in Hechingen unterhält. Das "Zentrum im Fürstengarten", also die ehemalige Kreisklinik, in der neben vielen Arztpraxen aus Kreisbehörden mit etwa 100 Beschäftigten untergebracht sind. Dann das berufliche Schulzentrum, und eben auch die Erziehungsberatung, die Eltern in wirklich schwierigen Phasen unterstützt. Eine solche Einrichtung gibt es in Balingen nicht.

Was Landrat aber auch sehr wichtig war: Probleme wie die KfZ-Zulassen seien "sicher das einfachste" angesichts der Herausforderungen, die der Ukraine-Krieg selbst und der von ihm ausgelöste Flüchtlingsstrom auch auf Kreis- und Kommunalebene stellen. In Meßstetten würden in der ehemaligen Kaserne aktuell Unterkünfte für Geflüchtete hergerichtet. Weniger als befürchtet, da viele privat irgendwo aufgenommen worden seien. Aber er rechne schon mit einem weiteren Ansturm, und der müssen dann auch auf die Kommunen verteilt werden.

In den Fragen der Verwaltungsausschussmitglieder ging es dann auch noch um die Regionalstadtbahn, um die einrichtungsbezogene Impfpflicht, die nächste Woche gelten soll (Pauli angesichts milder Omikron-Verläufe: "Ich persönlich halte davon nicht viel). Die Stimmung war locker, der Landrat kannte sich überall gut aus. Und Karl Wolf musste an diesem Abend also nicht als Personenschützer aktiv werden.