Brand wie in Pariser Kathedrale Notre-Dame lässt sich im Land nicht ausschließen. Wiederaufbau dauert Jahrzehnte.

Esslingen - Ein Brand wie in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ist nach Einschätzung des Landesamts für Denkmalpflege auch in den jahrhundertealten Kirchen in Baden-Württemberg nicht auszuschließen. "Was in Paris passiert ist, lässt sich, wenn man ehrlich ist, nirgends ausschließen", sagte der Amtspräsident Claus Wolf am Dienstag in Esslingen.

In Paris sei es möglicherweise zu einem Kurzschluss bei Bauarbeiten gekommen. "Die Gefahr besteht natürlich immer, weil diese Kirchenbauten, die aus dem Mittelalter stammen, einfach nicht so sind, dass sie da überall Steckdosen für Starkstrom haben", erklärte Wolf. "Das heißt, sie müssen den Strom immer von außen irgendwie reinbringen. Und wenn da Hunderte von Kabeln verlegt sind mit irgendwelchen Stromkästen, kann es natürlich immer mal passieren, dass da ein Fehler passiert."

Wiederaufbau könnte Jahrzehnte dauern

Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich geht indessen von einer langen Wiederaufbauzeit der Pariser Kathedrale Notre-Dame aus. Nach dem Großbrand sagte Füssenich im Radiosender SWR Aktuell: "Es wird sicher mehrere Jahre und Jahrzehnte andauern, bis der letzte Brandschaden behoben ist. Wir am Kölner Dom reparieren immer noch Kriegsschäden aus dem Zweiten Weltkrieg, also weit über 70 Jahre nach Kriegsende. Das wird auch hier noch Jahre und Jahrzehnte dauern. Ich ahne, dass das in Paris ähnlich sein wird."

Als er die ersten Bilder vom Großbrand in Paris gesehen habe, sei er "völlig entsetzt" gewesen, so Füssenich: "Es ist wirklich ein Schmerz, den man da spürt, weil wir natürlich wissen, dass es sich hier um Generationenwerke handelt. Bauwerke, die nicht in einer Generation und in einem Menschenleben vollendet wurden, sondern über Jahrhunderte Bauzeit hinweg. Insofern ist der Verlust von Notre-Dame auch ein großer Verlust für die Kultur in ganz Europa."

Ob nach dem Feuer und den Löscharbeiten weitere Teile der Kathedrale einstürzen, ließe sich derzeit noch nicht sagen, erklärte Füssenich: "Wir haben gesehen, dass große Mengen Löschwasser in die Gewölbekonstruktionen eingedrungen sind. Das Gewicht wird um ein Vielfaches erhöht. Wir werden sicher abwarten müssen, ob nicht das eine oder andere Gewölbe noch einstürzt."