Symbolfoto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Arbeit in den Kitas wird zum Thema bei der Bezirksvisitation.

Lahr - Die evangelische Landeskirche plant keinen Rückzug aus Kindergartenarbeit und Trägerschaften. Dieses Signal ist beim Austausch von Kirche und Kommunalpolitik am Freitag im Rahmen der Visitation des Kirchenbezirks Ortenau in Lahr gesendet worden.

Die Kommission der Landeskirche unter der Leitung von Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh absolvierte im Rahmen der Visitation des evangelischen Kirchenbezirks Ortenau in vier Tagen ein straffes Programm. Am Freitag war der Martinskindergarten im Kanadaring für zwei Stunden eine Station des Programms.

OB Wolfgang G. Müller sagte in der Begrüßung, Kirche und Kommunalpolitik spielten beim Thema Kindergartenarbeit "aufs selbe Tor". Lahr wachse, was sich auch bei den Kindergärten spiegeln müsse. Gleichzeitig sei die Kommune aber gefordert, den Blick auf die demografische Entwicklung zu haben. "Wir hoffen, dass die zum Teil neu entstehenden Einrichtungen auch übermorgen noch mit Kindern gefüllt sein werden", schloss der OB.

84 Kinder besuchen derzeit den Martinskindergarten, davon haben 73 einen Migrationshintergrund. "Wir sind Multikulti, haben Kinder aus 20 verschiedenen Nationen im Haus", so Leiterin Alice Paul beim Rundgang durch die Räumlichkeiten. Die Kinder könnten eine Vielzahl von Angeboten wahrnehmen, Sprachförderung sei ein großes Anliegen. Immer wieder werden bereits im Krippenbereich Aktionen verbalisiert, Sprachanlässe geschaffen, die Kinder zum aktiven Kommunizieren animiert. Der Alltag findet nicht in festen Gruppen statt, sondern offen. Die Erzieherinnen koordinieren den Ablauf, gehen auf jedes Kind ein, fördern es. Das Rollenspiel-Zimmer wird intensiv genutzt. Kinder lernen, den Alltag zu verarbeiten, aber auch Gefühle und Empathie.

Die Kritik, Erzieherinnen seien unterbezahlt,    weist Evermann zurück

Zusätzlich wird der Sprachschatz gefördert. Experimentierbereich, Begegnungsraum, Musikzimmer, das Bistro als Herzstück – die Besucher zeigten sich beeindruckt angesichts der vielfältigen Möglichkeiten.

In einer Diskussion tauschten sich die Vertreter von Kirche, Kindergärten und der Kommunalpolitik über Kindergartenarbeit aus. Dekan Rainer Becker hielt fest, Kindergartenarbeit habe sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert. Er zitierte, bezogen auf das Lahrer Beispiel "Arche Noah", aus einem Zeitungsartikel, der die Kirche als Träger auf dem Rückzug sah. Der Gemeinderat hatte in den Raum gestellt, dass die Kommune in diesem Fall die Trägerschaft übernehmen müsse. Roland Hirsch (SPD) sagte, er stehe zu der Aussage. Kindergärten seien ein intensiver Kostenfaktor. Zum Zeitpunkt der Aussage habe der Eindruck geherrscht, dass sich die Kirche Zug um Zug zurückziehen wolle. Dann müsse die Kommune entsprechende Überlegungen anstellen dürfen. Günter Evermann (Amt für Soziales, Schulen, Sport) teilte mit, von Lahrs 30 Kindergärten seien jeweils acht in katholischer und evangelischer, der Rest in freier und städtischer Trägerschaft.

Barbara Bauer, Oberkirchenrätin der Badischen Landeskirche, sagte, sie könne nicht bestätigen, dass sich die Landeskirche aus der Kindergartenarbeit zurückziehen wolle. Seit 2008 seien die Zuschüsse jeweils um drei Prozent aufgestockt worden. 2016 seien das 17, 2017 insgesamt 17,5 Millionen Euro.

Bauer traf zwei weitere wichtige Aussagen. Zum einen kündigte sie mehr Flexibilität beim Umgang mit Budgets für die Kindergartenarbeit an. Zum anderen betonte sie: "Wir wollen Einrichtungen so nachhaltig finanzieren, dass die Erzieherinnen am Haus bleiben können, bis sie in Rente gehen."

Der Kritik, Erzieherinnen seien unterbezahlt, begegnete Evermann zum Abschluss des Besuchs im Martinskindergarten mit einem klaren Dementi. In Lahr seien die Bezüge der Erzieherinnen in den vergangenen Jahren dreimal deutlich verbessert worden, die Erzieherinnen entsprechend gut bezahlt, hob der Amtsleiter hervor.