84 Prozent der Bewohner im Kanadaring haben einen Migrationshintergrund. Foto: Archiv: Keiper

Gemeinwesenarbeit im Lahrer Westen soll unbefristet fortgesetzt werden. Beratung auch für Flüchtlinge.

Lahr - Die Gemeinwesenarbeit im Lahrer Westen soll weitergehen. Das schlägt die Stadtverwaltung vor. Eine Entscheidung darüber fällt der Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause.

Die "Gemeinwesenarbeit Lahr-West" ist im Jahr 1995 gestartet, um die soziale und kulturelle Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Die Schwerpunkte sind der Kanadaring und der Stadtteil Kippenheimweiler. 2009 hat der Gemeinderat das Projekt bis Ende 2014 verlängert. Laut Stadtverwaltung wurde viel erreicht, allerdings sei die Arbeit noch nicht beendet. Deshalb sollte die Gemeinwesenarbeit fortgesetzt werden.

Laut einer repräsentativen Mieterbefragung in den Jahren 2011/2012 leben im Wohngebiet Kanadaring fast 1500 Menschen in 525 Haushalten. 84 Prozent der Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Im Kanadaring leben viele Familien und Alleinerziehende.

Bei 22 Prozent der Haushalte seien Transfer- und Lohnersatzleistungen die Haupteinnahmequelle, jeder fünfte Haushalt bestreitet seinen Lebensunterhalt aus Renten- und Pensionsansprüchen. Das Durchschnittseinkommen liege mit rund 1300 Euro im Monat auf einem relativ niedrigen Niveau. Auch die Arbeitslosenquote liege deutlich über dem Durchschnitt: Fast 18 Prozent aller Befragten gaben an, arbeitslos oder -suchend zu sein.

Obwohl der Zuzug von Spätaussiedlern bundesweit weiterhin rückläufig ist, "scheint der Bedarf an Hilfe und Unterstützung zur Verbesserung der sozialen und kulturellen Integration ins Gemeinwesen nach wie vor hoch", so die Verwaltung.

Dies lasse sich an der Beratungszahlen von Hilda Beck – einer der vier Mitarbeiter des Projekts, die sich drei Stellen teilen – belegen. 2013 gab es mit 1710 Beratungen den bisher zweithöchsten Wert.

Beratung auch für Flüchtlinge

Neben den Aussiedlern suchen laut Verwaltung immer häufiger auch andere Migrantengruppen das Bürgerzentrum K 2 auf. Da sich der Zuzug nach Deutschland und auch nach Lahr aktuell wieder deutlich erhöht habe – die Verwaltung nennt unter anderen Migranten aus Süd- und Osteuropa und Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens – werde der hohe Beratungs- und Unterstützungsbedarf unvermindert bestehen bleiben. "Die gemeinwesenorientierte Arbeit hat den neben den vielfältigen und dringend notwendigen Hilfestellungen und Unterstützungsleistungen für die Bewohner im Lauf der Jahre auch eine erhebliche präventive Wirkung erzielt, die es unbedingt aufrechtzuerhalten gilt", so das Fazit der Stadtverwaltung. Dazu gehört auch die aufsuchende Jugendarbeit von Alexander Marker.

Unter anderem das Projekt "Viel-Stimmig", Gewalt- und Suchtprävention, Hilfe bei der Jobsuche, Maßnahmen gegen die Vereinsamung alter Menschen und die Unterstützung von Familien bei der Erziehungsarbeit nennt die Verwaltung als Bespiele für Projekte, die "noch intensiver" anzugehen seien. Aus fachlicher Sicht sei es unabdingbar, die Gemeinwesenarbeit, die die Stadt pro Jahr rund 227 400 Euro kostet, fortzusetzen.

Der Gemeinderat befasst sich bei seiner Sitzung am Montag, 28. Juli, ab 18 Uhr mit diesem Thema.