Seit September ist Dekan Markus Erhart von seinen Aufgaben entpflichtet – offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Foto: Archiv

Geistlichem wird Betrug und Untreue vorgeworfen. Amtsgericht Mannheim sieht Verdunkelungs- und Fluchtgefahr.

Lahr - Wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue zum Nachteil kirchlicher Institutionen sitzt seit Mittwoch ein katholischer Geistlicher in Haft. Nach Informationen unserer Zeitung handelt sich dabei um den früheren Lahrer Dekan Markus Erhart.

Die für Wirtschaftskriminalität zuständige Staatsanwaltschaft Mannheim hat am Mittwoch mitgeteilt, dass sie gegen einen katholischen Geistlichen wegen Untreue und Betrugs zum Nachteil eines Caritasverbands, einer Ordensgemeinschaft und einer katholischen Kirchengemeinde ermittelt. Das Ermittlungsverfahren sei aufgrund einer Anzeige des Erzbischöflichen Ordinariats des Erzbistums Freiburg eingeleitet worden. Der Beschuldigte soll über mehrere Jahre hinweg mittels Scheinrechnungen einer ausländischen Firma, durch die Täuschung über tatsächlich nicht gegebene karitative Zwecke sowie durch Barentnahmen aus den Kassen von Pfarrämtern einen Schaden in sechsstelliger Höhe verursacht hat, so die Staatsanwaltschaft.

Das Amtsgericht Mannheim hat gegen den Beschuldigten Haftbefehl wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr erlassen und in Vollzug gesetzt. Derzeit werte die Abteilung Wirtschaftskriminalität des Landeskriminalamts das im Rahmen von Durchsuchungen gesicherte Beweismaterial aus.

Erzbistum bestätigt Anzeige gegen ehemaligen Dekan

Das Erzbistum Freiburg hat ebenfalls am Mittwoch mitgeteilt, dass es bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen den ehemaligen Dekan und Pfarrer erstattet hat. Die Anzeige sei in enger Abstimmung mit dem Dekanat, der örtlichen Kirchengemeinde, dem örtlichen Caritasverband, dem Diözesancaritasverband, der Katholischen Sozialstation vor Ort und einem Ordenskonvent erfolgt. "Das aktive Vorgehen der Erzdiözese war nötig geworden, nachdem sich aus dem Entwurf eines entsprechenden Prüfungsberichts des Erzbischöflichen Rechnungshofs der Verdacht ergeben hatte, dass der ehemalige Dekan sich möglicherweise persönlich bereichert hat", so die Pressestelle des Erzbistums. Der Rechnungshof der Erzdiözese habe das Dekanat und weitere Rechtsträger überprüft, nachdem Ende 2015 Hinweise auf Fehlverhalten eingegangen seien. Die Prüfung habe Anfang 2016 begonnen, Gespräche mit dem Geistlichen seien zuvor gescheitert. Daraufhin sei dem Dekan formal ein Verweis erteilt und die Ausübung seiner gewerblichen Tätigkeiten unter Strafandrohung verboten. Seit dem 1. September sei der ehemalige Dekan krankheitsbedingt von seinen Aufgaben entpflichtet. Außerdem habe der Rechnungshof mit Untersuchungen begonnen, deren erste Ergebnisse Ende Oktober 2017 vorlagen.

Offiziell hat die katholische Kirche in Lahr Mitte Juni bekanntgegeben, dass Markus Erhart, Dekan des Dekanats Lahr und Pfarrer der Seelsorgeeinheit an der Schutter, ab Anfang September eine Auszeit nehmen will. Er habe den Freiburger Erzbischof Stephan Burger gebeten, "ihn aus gesundheitlichen Gründen von seinen Aufgaben zu entpflichten".

Informationen unserer Zeitung, dass es sich bei dem Geistlichen um Erhart handelt, wollten weder die Staatsanwaltschaft noch das Erzbistum bestätigen. Das katholische Kirche in Lahr verwies auf das Erzbistum.

Info: Zur Person

Der 53-jährige Jesuit Markus Erhart studierte in Freiburg, war Kooperator in Tauberbischofsheim und seit 2004 Pfarrer und Leiter der Seelsorgeeinheit Lahr. Seit 2011 leitete er die Seelsorgeeinheit Schuttertal, seit 2012 war er Dekan und seit 2015 Leiter der "Seelsorgeeinheit an der Schutter" mit rund 17. 600 Katholiken.